Dienstag, 25. Mai 2010

Ich glaub´ mich laust der... (zum Launch von Mon(ey)key 47) - Updated!

So, endlich isses soweit. Nach rund 60 Jahren der Vorbereitung landet dieser Tage die erste Charge des Schwarzwald-Gins "Monkey 47" im Fachhandel. Da schon einiges über dieses neue Wacholderschnäpsle geschrieben wurde, spare ich mir Wiederholungen und das Runterleiern der professionellen Werbetexte und füge nur einige Bemerkungen an.

Gleich vorneweg: Der Affe ist ein höchstrespektabler Vertreter seiner trockenen Zunft, hat absolut seine Daseinsberechtigung und macht sowohl gesippt als auch im G&T verdammt viel Spaß. Die aufwendige Entwicklung und Produktion scheinen sich geradewegs auf Zunge und Gaumen (und im Portemonnaie) niederzuschlagen. Mir persönlich schmeichelt die feine aber wohlakzentuierte Wacholder/Waldbeerennase. Neben dem präsenten Wacholder erscheinen Kräuter- und Grapefruitaromen bestens aufeinander abgestimmt. Selbst der leicht pfefferige Abgang ist bestens im 47°-Destillat eingebunden.

Das Wichtigste - sprich: die Spirituose - ist also gelungen. Das Packaging ist vorbildlich und geradezu als detailverliebt zu bezeichnen und die marketinggerechte Story zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht (soweit das der erste Schluck Monkey 47 nicht schon getan hat). Vor den einheimischen und erst recht den monatlichen Neuabfüllungen aus dem good old Mutterland des Gins muss sich der junge Primat also gewiss nicht verstecken. Unsere englischen Freunde ergehen sich ja derzeit in der Produktion hochwertigster Dry Gins, vergessen aber ein wenig die innovative Seite.
Das einzige Manko des Monkey von meiner Seite (und das ist nun wirklich ein ganz klitzekleines Haar in der klaren Wacholdersuppe) war das Fehlen von noch detailiierteren Informationen über die Produktionsabläufe (z.B. Vorbereitung der Botanicals, verwendete Geräte), Ausgangstoffe (z.B. Basisspirituose, Herkunft der Botanicals) und weitere interessante Details (z.B. prozentuales Verhältnis zum Vor- und Nachlauf), die über die offizielle Pressemitteilung hinaus gehen. Eine schriftliche Nachfrage meinerseits fand leider kein Gehör im Hause der Black Forest Distillers. Nach einem Interview mit Herrn Stein lieferte Mixology auf Nachfrage eines Bloglesers die gewünschten Informationen nach. Von einem Hersteller aus Deutschland hatte ich mir das auch so erwartet. Kurzum: Viel Erfolg dem Schwarzwald-Äffchen!

(Vor)Bestellen kann man den Probanden derzeit hier.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass mir der Hersteller eine Gratisprobe zur Verfügung gestellt hat. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle nochmals sehr herzlich bedanken.

Update: Alles über Brennmeister Christoph Keller finden Sie hier.

Montag, 24. Mai 2010

Cream Of Coconut und andere Kokosnussprodukte - Update

Nachdem ich an dieser Stelle bereits einige aktuelle Cream Of Coconut-Produkte bewertet habe, möchte ich heute auf ein seinerzeit nicht im Test enthaltenes Produkt aufmerksam machen: "Dr. Antonio Martin´s Coco Cream".

Es handelt sich dabei um eine Bio-Kokosnusscreme im 500g-Tetrapack (Drehverschluss). Zutatenliste: Zucker (59%), Kokosnussfruchtfleich (20%), Kokonusssaft (19%), Zitronensaft (1%), natürliches Aroma. Alle Inhaltsstoffe stammen aus kontrolliert biologischem Anbau. Der Hersteller führt weiter aus, dass diese Bio-Kokosnusscreme aus dem Saft und dem Fruchtfleisch grüner Biokokosnüsse und reinem Biozucker besteht und weniger als 1% Fett enthält. Zudem ist sie jederzeit fließfähig und frei von künstlichen Stabilisatoren und Farbstoffen. Verschlossen ist Dr. Antonio Martin´s Coco Cream mehrere Monate haltbar. Einmal geöffnet sollte die Packung im Kühlschrank aufbewahrt und innerhalb von 4 Tagen verbraucht werden.

Letzteres ist meist das Problem bei konventioneller CoC aus der Dose. In der Kühlung wird aus der Creme eine mehr oder weniger feste Masse, die nicht mehr so leicht zu dosieren bzw. zu verarbeiten ist. Das ist hier definitiv anders. Die CoC bleibt auch gekühlt absolut fließfähig und somit perfekt zu verarbeiten. Neben dieser Eigenschaft und dem Biosiegel überzeugt mich aber in erster Linie der natürliche Geschmack und die ausbalancierte Süße. Dr. Antonio Martin´s Coco Cream ist eindeutig mein Favorit.

[,pɪɲa ko´lada]

1/2 reife, mittelgroße Bioananas (gestückelt)
6cl Dr. Antonio Martin´s Coco Cream*
6-9cl weißer Rum
1/2 Schaufel crushed ice

im Blender ca. 30 Sekunden bis zur perfekten cremigen Konsitenz mixen, großes Longdrinkglas (ca. 0,4l), Deko: Ananaschunk

*Update: Dr. Antonio Martin´s Coco Cream wird leider nicht mehr angeboten :-(

Mittwoch, 19. Mai 2010

Islay Gin & Genievre - Best Of Both Worlds

Zunächst mein Dank an Herrn Meyer, der mir zuvor gekommen ist und "Alambic´s Special Islay Gin" bereits umfassend gewürdigt und empfohlen hat - gleiches gilt dem Ginologen. Ich kann mir daher und unter Hinweis auf die offiziellen Informationen des Vertriebs eine Menge Tipperei sparen und brauche nur noch meine Eindrücke zu schildern und ein paar Randnotizen anfügen.

Bekanntlich handelt es sich um einen in Schottland hergestellten Gin, der zunächst 10 Jahre in einem Eichenfass und dann noch 2 Jahre in einem Ex-Port Ellen-Fass lagern durfte. Das Destillat wurde mit 56,8% Vol. abgefüllt. Meine Nachfrage bei der Firma Alambic Classique ergab, dass zu Hersteller und Herstellungsweise keine Informationen vorliegen. AC erwarb das Produkt vielmehr von einem Zwischenhändler (zusammen mit einigen Fässern Single Malt) als einmalige Rarität ohne weitere Vorkenntnisse dazu. Herr Suppanz von AC vermutet, dass es sich um ein Versuchsobjekt einer renomierten Destille handeln könnte, die den Inhalt des Fasses nicht unter ihrem Namen vermarkten wollte. Ich denke, im Fall von Single Malts, die unabhängigen Abfüllern verkauft werden, ist dies eine gängige Praxis.

Nun möchte ich mich in diesem Fall nicht an Spekulationen beteiligen, denn das Hier und Jetzt ist aufregend und spannend genug. Die Katze im Sack entpuppt sich als schnurrendes Kätzchen von goldgelber Farbe, das nach Kräuterhonig, Apfelsüße und Citrus duftet. Torfrauch und Süße begleitet von Jod machen den Anfang auf Zunge und Gaumen bevor der Wacholder immer deutlicher zum Vorschein kommt und das Ganze in einem mehr als mittellangen Abgang in weißem Pfeffer endet. Komplex. Cracker!

Als Vergleichsobjekte würden sich - fassgelagerter Gin ist nun wirklich eine seltene Rarität - vielleicht "Citadelle Réserve Gin" (44% Vol., Frankreich) und "Seagram´s Distiller´s Reserve Gin" (51% Vol., USA) anbieten, die meines Wissens zumindest einige Monate in Eichenfässern verbringen. Ich finde aber, dass beide ihre Wurzeln als Dry Gin, im Gegensatz zum Islay Gin, nicht verleugnen. Ein genauerer Vergleich ist also unsinnig.

Zum Vermixen ist "Alambic´s" viel zu schade. Der Begriff
Sipping Gin drängt sich förmlich auf und damit auch ein Verweis auf den Sipping Genever "Houlle Genievre De France Flandre-Artois" (49% Vol.) der Distillerie Persyn im Pas De Calais. Ja, dieser Hollands ist ein Franzose. Die drei im Norden Frankreichs noch verbliebenen Genievredistillerien fallen oft unter den Tisch oder werden - wenn überhaupt - nur in einem Halbsatz gewürdigt. Der Genievre hat einen leichten Gelbstich. Seine frischfruchtige Malznase macht Appetit auf süße, äußerst angenehme Holz- und Malzaromen in die der Wacholder eingebunden ist. Mittellanges Finish. Trotz der Alkoholstärke ist der Stoff nicht aufdringlich oder unrund. Den Deutschlandvertrieb hatte bislang die Firma Manufactum inne. In deren Onlineshop war das Produkt nach einem Abverkauf aber zuletzt nicht mehr gelistet. In den Ladengeschäften gibt gab es zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Beitrags noch Restposten (reduziert auf ca. 30 EUR/0,7l).

Dienstag, 18. Mai 2010

Mount Gay 1703 Old Cask Selection

In den U.S.A. (für rund 100 US-$ übrigens) war dieser Rum als Flaggschiff der Mount Gay Destillerie (Barbados, RemyCointreau, Slogan: "The rum, that invented rum") schon länger erhältlich. Nun gibt es ihn auch in Europa und bald wohl auch in Deutschland: Mount Gay 1703. Dabei handelt es sich offensichtlich um einen Blend aus 10- bis 30jährigen Rums mit 43%.

Die Flasche kommt im neuen Design der "Mount Gay Extra Old"-Bottle auf den Tisch. Allerdings mit güldenem Etikett und flachgeklopft im Breitformat. Die Dimensionen erinnern demnach an "Zacapa X.O.". Farbe: tiefes Kupfer (wie "Extra Old"). Die Nase kommt bei mir - ähnlich wie beim "Extra Old" - relativ eindimensional mit Kokos und Nüssen, aber mit etwas mehr Vanille, an. Dann folgt das bekannte Mount Gay-Rumerlebnis mit reifen Früchten (Banane), Trockenfrüchten und wieder Vanille. Die Tendenz zu Leder und Eiche ist deutlich wahrnehmbar. Der Abgang ist mittellang. Dieser Rum ist wundervoll weich und rund und keineswegs zu süß.

Wenn der "1703" in Deutschland für ca. 45 EUR (0,7l) auf den Markt kommen sollte, so wäre dies ein fairer Preis für einen sehr guten Barbados-Blend der "Aged Rum"-Klasse. Im Vergleich zum "Extra Old", der mit rund 30-35 EUR für die Literflasche bekanntlich ein superbes Preis-Leistungsverhältnis bietet, fällt der "1703" somit nicht ab. Er ist eine würdige Nummer 1 für Mount Gay und für Rumkenner und Barbadosliebhaber definitiv ein Muss!

www.rndrumreviews.com
therumhowlerblogwww.bilgemunky.com

Kleiner Gag noch: So musste es ja irgendwann kommen...

Grappa Romano Levi

Anfang Mai jährte sich zum zweiten Mal der Todestag des Grappameisters Romano Levi. Über die Person Levi und dessen handgezeichneten bzw. handgemalten Flaschenetiketten wurde viel geschrieben. Es gibt auch ein Buch über diese Kunstwerke. Ich belasse es diesbezüglich also bei einigen Links.Vielmehr interessierten mich die tatsächlichen Eigenschaften der handgefertigten und raren Destillate. Aus meiner kleinen Collection öffnete ich also eine aus dem Jahr 1998 stammende Flasche. Auf dem Etikett ist ein Alkoholgehalt von 46% angegeben. Der (oder "die"?) Grappa ist fast klar und hat einen leicht grünlich schimmernden Goldstich. Die angenehm frische und nicht besonders ungewöhnliche Tresternase macht Appetit auf das Kommende. Und das hat es in sich: Der zunächst beginnenden Süße folgen schnell klassische Tresteraromen mit deutlichen Getreidenoten, die an jungen, amerikanischen Weizenwhisk(e)y erinnern. Mouth-watering! Im Hintergrund wechseln sich verschiedene Früchte ab. Bei jedem Glas sind es andere, die ich dabei wahrnehme. Der Übergang in den fast unendlich langen und immer trockener werdenden Abgang ist ein Genuss. Levis Grappa ist nie der von anderen Autoren angekündigte "Bauernschnaps", sondern ein runder und ausgereifter, perfekter Digestiv, der eine wohlige Wärme hinterlässt.

www.romanolevi.net
www.romanolevi.ch
blog.malathounis.de
www.sueddeutsche.de
www.defusco.ch