Montag, 21. Mai 2012

Disaronno Mixing Star 2012 - hier: Casting München

Beim heutigen zweiten Deutschland-Casting zum "Disaronno Mixing Star 2012" in München traten fünf Bartenderinnen und 14 Bartender gegeneinander an. Vor der dreiköpfigen Jury mussten der selbstkreierte Signaturedrink (maximal 7 Zutaten inkl. mind. 1,5cl "Disaronno") und ein klassischer "Disaronno" Sour gemixt werden. Das hört sich zunächst einfach an und auch die bewerteten Kritierien wie z.B. "Technik", "Kreativität" oder "Präsentation" boten wenig Neues.
Leicht war es aber trotzdem nicht im Obergeschoss des "Heart" erfolgreich zu sein, da gleich zwei Moderatoren während der zehnminütigen Zubereitungs- und Präsentationszeit Fragen à la "Welche Stimmung mächtest Du mit Deinem Drink vermitteln?" stellten und auch die Herren aus der Jury gelegentlich nachhakten ("warum hast Du diesen bestimmten Sake für Dein Rezept gewählt?"). Simultan musste geshakt, gerührt, gemuddlet etc. werden. Dass Fotografen und Kamerateam auch noch um den jeweiligen Teilnehmer herumzappelten, brauche ich eigentlich nicht erwähnen - war ja ein Casting.

Ich empfand die Konkurrenz wirklich als hochklassig und die Wahl dürfte entsprechend schwer gefallen sein. Verblüffend war einmal mehr die Abwechslung zwischen Neulingen im Wettbewerbsgeschäft und den "alten Hasen" bzw. zwischen relativ simplen Drinks und aufwändigen Rezepturen und Präsentationen. 

Sieger in München wurde letztlich der letzte Starter Michael Prescher (Dresden) mit einem außergewöhnlichen Cocktail, der u.a. Frischkäse, Pflaumenessig und Rucola (!) enthält. Es folgten Marina Forciniti (Limburg) und Timon Kaufmann (München). Michael wird beim Weltfinale am 5. Juli in Berlin vom Sieger des Hamburg-Castings, Markus Heinze (Wolfsburg) unterstützt, der vor Antonia Petzholdt (Berlin) und Marlon Kutschke (Dresden) ins Ziel kam.
Von Brand Ambassador Emanuele Ingusci und Arnd Henning Heissen, beide Jurymitglieder, konnte ich kurz vor Ende des Wettbewerbs ein paar O-Töne einsammeln.

whatadrink!: Emanuele, Du warst vor und während der Bewerbungsphase zum Mixing Star in ganz Deutschland unterwegs und hast "Disaronno"-Workshops abgehalten. Wieviele Termine waren das denn insgesamt und waren besondere Highlights dabei?

EI: Es waren insgesamt 12 Veranstaltungen und die Highlights waren alle Teilnehmer, die mitgemacht haben. Die Tour hat mir sehr viel Spaß gemacht.
wad: Heute waren Neulinge und erfahrene "Wettkampfbartender" mit einfachen und ungewöhnlichen Drinks in München am Start. Was kam bei der Jury am besten an?

EI: No comment. Ich kann noch nichts verraten. Aber das Niveau war insgesamt sehr hoch.

wad: Arnd, in mehreren Rezepten waren asiatische Komponenten enthalten. Passt das zu "Disaronno"?

AHH: Ich finde das gut. Die asiatischen Bestandteile in den Drinks haben dem "Disaronno" einen frischen Touch gegeben. Frische Kräuter wie Rosmarin oder Thymian kann man sehr gut mit "Disaronno" kombinieren und das sollte weiter verfolgt werden. Auch Zitronengras und Ingwer passen bestens.

Hier noch das Siegerrezept von Michael Prescher:

Cheers - Herr Schneider! 

4cl Disaronno
5cl naturtrueber Apfelsaft
 1 Handvoll Rucola
2BL Szechuanpfeffer
3BL Frischkäse (Exquisa)
1cl Pflaumenessig

Alles in den Mixer mit 3 Eiswürfeln, Doublestrain. Garnieren-Servieren-Genießen!

Tullamore Dew - Glasses Up @ Wasserwerk

Im Münchner Wasserwerk trafen sich gestern Mike Tobin, seit kurzem Brand Ambassador für "Tullamore Dew" in Deutschland, und zwei Handvoll Barkeeper und Gäste zu einem kleinen Whiskeytasting. 

2012 wird für "Tullamore Dew" wohl irgendwie ein Neuanfang. Seit 1950 wird der Stoff nicht mehr in einer eigenen Destillerie hergestellt, sondern von anderen irischen Herstellern eingekauft. Damit soll bald Schluss sein, denn nach dem Kauf der Marke durch "William Grant Sons" (Glenfiddich, Hendrick's, etc.) wird noch dieses Jahr mit dem Bau einer neuen Destillerie in Tullamore (erster Whiskey von dort ab ca. 2020) begonnen - unter höchsten ökologischen Vorgaben übrigens. Auch das Heritage Centre wird bereits renoviert. Zugleich wandert der Vertrieb in Deutschland zu "Campari", da sich der bisherige Partner "Beam Global" den Mitbewerber "Cooley" gekauft hat, und ein neues Packaging mit mehr Konzentration auf "DEW" (= Daniel E. Williams) wird auch noch eingeführt. Der allseits beschworenen (Wieder)Belebung des Marktes für irischen Whiskey steht also nichts mehr im Wege.
Entwurf der neuen Distillery und neues Packaging
 
Nach Erläuterungen zur Geschichte des Irish Whiskey, Irish Coffee, der Schreibweise und einigen touritischen Tips starteten wir das Tasting mit dem "Tullamore Dew Original", der aus drei verschiedenen Whiskeys geblendet wird: Pure Pot Still, Malt und Grain. Der Stoff wird mindestens 3 Jahre gelagert und hat eine klare Vanillenase mit etwas Citrus. Am Gaumen überzeugt er mit leichter Würze und ist - wie erwartet - rund und gefällig.
  
An zweiter Stelle im Tasting kam mein persönlicher Favorit der "10 Year Old Single Malt", der seine Reifezeit in vier Fassarten (Bourbon, Madeira, Portwein, Sherry) verbringt. Trockenfrüchte und durchaus reife Fasaromen sind das Resultat. Ein komplexer Malt, der zupackt. Ich würde mir hier allerdings eine Version mit mind. 46% Vol. wünschen.
Den Abschluss bildete der dritte in Deutschland (Es gibt weitere Abfüllungen u.a. für die USA und das Heritage Centre) erhältliche "Tullamore", der "12 Year Old Special Reserve". Dieser besteht wieder aus drei Grundwhiskeys, wobei der Pure Pot Still-Anteil überwiegt. Gelagert wird in 2nd Fill Bourbon- und Sherryfässern. Beschreiben lässt er sich als ebenfalls komplexer Irish, den besonders seine Christmascake-Gewürze auszeichnen. Alle drei sind meiner Meinung nach nicht zu unterschätzende Abfüllungen, die aber auch niemandem weh tun.
 
whatadrink!: Mike, Wir haben heute "Tullamore Dew" und die irischen Whiskeysorten ein wenig kennengelernt. Wie siehst Du die Chancen und Zukunft des Irish - insbesondere in Deutschland, wo "Tullamore Dew" Marktführer ist?

Mike Tobin: Punkt eins ist, dass "Tullamore Dew" eine neue Whiskybrennerei für 35 Mio. Euro baut und z.B. "Jameson" auf dem U.S. Markt viele Millionen in Werbung investiert, um dort das Irish Whiskey-Segment wieder aufzubauen. Auch "Cooley" wird weiter aktiv sein und es gibt dort Innovationen wie z.B. getorfte Single Malts. Das ergibt insgesamt ein großes Potential für Irish Whiskey. Die Iren waren mit ihrem Stoff ja schonmal so groß wie die Schotten. Im Whiskeyshop am Flughafen in Dublin gibt es rund 200 verschiedene Abfüllungen und es werden weiter neue Marken und alte Rezepte auf dem Markt erscheinen.
wad: In Deutschland hat "Tullamore Dew" derzeit drei Abfüllungen auf dem Markt. Können wir für die Zukunft noch weiteres erwarten?

MT: Der Single Malt und der 12jährige sind seit 2010 bzw. seit letztem Jahr zu haben. In den USA gab es bisher einen 12 Year Old, der aber in Zukunft länger gelagert werden soll und dann als 14jähriger auch in Europa kommt.

wad: Wo liegt der Unterschied zwischen einem irischen und einem schottischen Malt? Die Schotten verwenden nur gemälzte Gerste, oder?

MT: Stimmt. In Irland gibt es zum einen das Signatureverfahren des "Pure Pot Still". Zum anderen verwenden wir gemälzte und ungemälzte Gerste. Und außerdem wird unser Malt dreimal in der Pot Still gebrannt.
Zum Abschluss konnte Mike noch ein paar neuentwickelte Signaturedrinks vorführern. Hier die Rezepte:

Glasses Up!
4cl Tullamore Dew Original
1cl Agavensirup
2,5cl Apfelsaft (naturtrüb)
5cl Zitronensaft
1 Dash Peychaud's Bitters
3cl Champagner
Die ersten 5 Zutaten geshakt und in Champagnerglas mit Vanillezuckerrand strainen und mit Champagner aufgießen. Deko: Zitronenspirale

Brian Ború
5cl Tullamore Dew Original
1,5cl roter Vermouth (Martini Rosso)
0,5cl Maraschino (Luxardo)
1 Dash Orange Bitters
1 Dash Angostura Bitters
Rühren auf viel Eis und im Martiniglas mit Zitronenzeste (abspritzen + drop in)

Tullamore Tropic
4cl Tullamore Dew Original
1cl Limettensaft
2 Barlöffel Puderzucker
8cl Ananassaft
5 weiße Trauben
Trauben mit Zucker im Longdrinkglas muddlen, mit Crushed Ice auffüllen, restliche Zutaten dazu und umrühren. Deko: Ananas, Zitronengras, Minze

Pecannuss Sour aka Richy's Nuts
4cl Tullamore Dew Original
1 Barlöffel Aprikosenmarmelade
1,5cl Zitronensaft
1,5cl Eiweiß
2 Dash Abgostura Bitters
1 Prise Zimt
geröstete Pecannüsse
Dry Shake, dann auf Eis shaken und in Martinischale abseihen, Deko: geröstete Pecannüsse

Tullamore Cranberry
5cl Tullamore Dew Original
20cl Cranberrysaft
Zitronenschnitz (Tullamore Cut)
Im Longdrinkglas Zitronenschnitz über Eiswürfel ausdrücken, mit Whiskey und Saft aufgießen, umrühren.