Donnerstag, 24. Februar 2011

Thomas Henry Launch und Grapefruitlimonade(n)

Wenn in diesen Tagen eine neue Limonade in den deutschen Markt eingeführt wird, reißt das zunächst niemanden vom Hocker. Irgendwie handelt es sich dabei um einen Vorgang, der "gefühlt" sowieso alle drei Tage stattfindet. Und zuletzt blieb der eine oder andere wohlgemeinte Versuch eines solchen Launchs leider auf der Versuchsebene stecken.

Mit der neuen Berliner Marke "
Thomas Henry" der "Thomas Henry GmbH & Co. KG" soll es sich anders verhalten, denn man verspricht nicht nur Qualität, sondern auch einen akzeptablen Preis und - am allerwichtigsten - eine generelle Verfügbarkeit im ganzen Lande. Mit diesen Prämissen hat man auch den Kampf gegen die allgegenwärtige Traditionsmarke "Schweppes" aufgenommen.
Um die geschmackliche Klasse der Produkte zu demonstrieren zieht derzeit eine Werbekaravane durch Deutschlands Städte und Bars und präsentiert dem interessierten Fachpublikum neben der "Thomas Henry"-Range von Sodawasser bis Ginger Beer auch eine neue Abfüllung namens "TH Grapefruit Lemonade". Hier meine Eindrücke resultierend aus dem Tasting in der "Goldenen Bar" in München und meinen Heimstudien. Zunächst alle "Thomas Henrys", die in 0,2l-Mehrweg-Pfand-Glasflaschen ausgeliefert werden.Sodawasser: Um es kurz zu machen, das Soda ist genau so, wie es sein soll: Spritzig, neutral, ohne irgendwelchen (Nach)Geschmack. Aber das ist beim Marktführer "Schweppes" aus den bekannten 0,2l-Gebinden ebenfalls der Fall. Das "Thomas Henry" wirkt vielleicht eine Spur feinperliger.

Bitter Lemon
: Überraschenderweise wird auch ein Bitter Lemon produziert und das ist dann selbst auch eine geschmackliche Überraschung, denn es kommt sehr fein balanciert und erwachsen mit deutlichem Zitronen(schalen)überhang auf dem Gaumen an. Nur eine leichte, wenn auch spürbare Bitternote erinnert an die Kategorie. Sehr "limonadig" also und sehr gelungen. Ergibt einen gepflegten "Vodka Lemon". Das Premium-Bitter Lemon von "Fever-Tree" mit 3,7% Zitronensaftanteil vertritt im Vergleich dazu mehr die bittere Linie, jedoch bieten die Engländer mit ihrem "Lemon Tonic" und dem "Mediterranean Tonic Water" ähnliche Filler (eben auch für leichte Vodkadrinks) an. Ginger Ale: Auch hier eine kleine Überraschung, denn eine übermäßige Ginger Ale-Vielfalt konnte ich in unseren Breiten bislang nicht feststellen. Das "Thomas Henry" wirkt geschmacklich definitiv natürlicher als der Marktführer und ist, wenn auch eher ein süßer Fratz, so doch mit deutlichem Ingweraroma, insbesondere im langen Abgang, ausgestattet. "Schweppes" kann da überhaupt nicht mithalten. Auch hier noch ein Vergleich mit meinem "Ginger Ale"-Liebling von "Fever-Tree": Der Engländer ist etwas frischer, fruchtiger und feinperliger - aber eben nur "etwas". Wieder ein Punkt für die neue Berliner Range.

Tonic Water: Nun, für was brauchen wir noch ein neues Tonic? - Ganz einfach, weil es zum einen ein wesentlichen Bestandteil des Softdrinkangebots an der Bar ist und so auch bei "Thomas Henry" auf keinen Fall fehlen darf und weil die englischen Platzhirsche von "Fentimans" (mein Favorit) und "Fever-Tree" (ganz zu schweigen von U.S.-Marken wie "Q-Tonic") in Deutschland mangels vernünftiger Verfügbarkeit (Pfandsystem!) keine große Rolle spielen. Das "Henry"-Tonic kann den anderen Wässerchen durch das selbige reichen, hat eine angenehme Citrusnote und eine klare Bitterness. Nicht mehr und nicht weniger - ein gelungenes Gebräu!

Ginger Beer: Das gleiche Prädikat kann man durchaus auch dem "Thomas Henry"-Ginger Beer verleihen. Der würzige Ingwergeschmack lümmelt auf einer nicht zu aufdringlichen Süße und bringt den Neuling so in eine Startposition hinter dem herrlich neutralen "Fentimans" (das so auch deutlich schärfer wirkt) und neben das zarte "Fever-Tree". Die Dosenkinder von D&G, Barr´s, Grace etc. erscheinen süßer und stehen für mich im Ranking hinter dem "ersten gebrauten deutschen Ginger Beer".

Fazit: "Thomas Henry" gibt sich keine Blöße und startet mit allen 5 Variationen im oberen Bereich der Qualitätsskala. Wer sich seine Premiumfiller auf bisweilen abenteuerlichen Wegen zusammen suchen musste, hat jetzt eine einfach zu beschaffende Alternative. Der Preis von knapp unter 20 EUR (brutto) für ein Gebinde mit 20 0,2l-Glasflaschen, die zudem eine gewisse optische Wertigkeit auf dem Tresen vermitteln sollten, erscheint angemessen. Für Großabnehmer wird es sicher noch interessanter.
Die Welt bzw. der trendige "Paloma" Highball verlangt nach Grapefruitlimonade - genauer nach der von D&G (siehe auch D&G Jamaica Ginger Beer) seit 1973 hergestellten "Ting" (= "Thing"). Dieser Stoff wird (für Europa) im Vereinigten Königreich hergestellt, wo es seit 1988 erhältlich ist, und ist in Deutschland derzeit nur über Onlineshops und in Asialäden erhältlich.

Doch zurück zum "Paloma". Als ich Tequilabotschafterin Sonja Erler anno 2009 bei einem Tequilatasting nach dem beliebtesten Tequiladrink in Mexico fragte, meinte die Expertin sinngemäß "Ganz klar: Paloma" und gab auch gleich die Rezeptur "Blanco Tequila, frische Limette, Ting und eine Prise Salz" mit an. Damals: große Augen.
Heute: alter Hut. Mangels guter Erhältlichkeit von "Ting" verwies Frau Erler seinerzeit auf "Schweppes - Californian Citrus Summer", eine Zitruslimonade mit Auszügen von Orange, Grapefruit, Limette und Mandarine. Da die "Ting"-Problematik bis heute mehr oder weniger besteht, habe ich mir zum Abschluss dieses
Blogeintrags vier Limonaden mit zumindest einem Grapefruitanteil vorgenommen. Hier die Ergebnisse meines kleinen Tests: "Ting" (0,33l-Dose, 6% Grapefruitsaft aus Konzentrat): Der trübste Vertreter im Feld. Relativ süß mit hohem Citrusanteil. Grapefruit wirkt natürlich. Etwas kurz. Die Dose ist zwar in ihrer Farbgebung akzeptabel. Dose bleibt aber Dose - Sau bleibt Sau.

"TH - Grapefruit Lemonade"
(0,25l-Mehrweg(?)-Glasflasche, 7% Fruchtgehalt, Grapefruitsaftkonzentrat): Der Stoff kommt aus dem Hause "thomax AG & Co. KG" in Tholey und somit nicht von der "Thomas Henry GmbH & Co. KG". Das Kürzel "TH" auf dem Etikett und der offenbar gemeinsame Vertriebsweg lassen aber eine gewisse "Nähe" vermuten. Die Limo ist auf jeden Fall etwas weniger trüb als "Ting" und im direkten Vergleich auch herber und länger. Freilich steht auch sie auf "der süßen Seite".

"Schweppes - Californian Grapefrit Summer"
(1,0l-Mehrweg-PET, 2% Orangensaft aus Konzentrat und "dem Geschmack von Zitrusfrüchten"): Eine gelbtrübe Limonade, die die Orangenabstammung nicht verleugnen kann. Der süßeste Vertreter im Test. Sehr fruchtige Nase und guter Orangenabgang.

"Perger - Pink Grapefruit Limo" (0,33l-Mehrweg-Glasflasche, Bio(!)-Pink Grapefruitsaft, ohne Zuckerzusatz, ohne Aromastoffe): Alles andere als süß, da nur mit Traubensaftkonzentrat gesüßt wird. Ein herber naturtrüber Spaß.

Soweit waren alle vier Probanden - bei allen Unterschieden - als durchaus genießbar anzusehen. Interessant war also die Verwendung im "Paloma" (5cl AHA Toro Blanco Tequila, Saft einer halben, vollreifen Limette, ca. 8-10cl Grapefruitlimonade, 1 Prise Fleur De Sel). Hier ergab sich für mich, dass das neue "TH" eine Spur intensiver als das "Ting" wirkte und mehr Grapefruit in den Drink transportierte. Bei beiden macht sich aber - je nach Intensität des Limettensafts - ein Schuss Grapefruitsaft gut. An dieser Stelle sei auf das Rezept im aktuellen Diffordsguide verwiesen (s.u.) Deutlich mehr Säure als in der o.g. Rezeptur vorgesehen braucht eine "Citrus Summer Paloma", denn hier regiert Zucker wobei der Drink nicht schlecht ist. Vielleicht nix für den Gourmet, aber doch eine (billige) Alternative. Bestens behauptet sich das "Perger" mit seinem enormen Zestenaroma. Der "Pink Paloma" ist so aber eigentlich ein anderer Drink, der jedoch sehr erfrischend und ohne jeden Zuckeranteil die durstige Kehle runterrinnt.

Paloma (Diffordsguide)

6cl Blanco Tequila
6cl Grapefruitsaft (frisch)
1,5cl Limettensaft (frisch)
0,8cl Agavensirup
shake on ice & top up with "Ting" / "Squirt"
deco: salt rim, lime wedge

Mittwoch, 23. Februar 2011

DIAGEO RESERVE World Class 2011 - hier: "Zacapa"-Training

Heute geht mit dem Rum-Workshop in Berlin die zweite Trainingsrunde zur "Diageo Reserve World Class" 2011 mit dem Global Rum Ambassador Ian Burrell zu Ende. Nach den Veranstaltungen mit "Diageo"´s Reserve Brand Ambassador Michael Meinke und "Ketel One" Vodka und den "Zacapa"-Sessions folgen im März noch Schulungen zum Thema Gin Drinks mit "Tanqueray" Brand Ambassador Angus Winchester und "Tanqueray 10".
Wozu das Ganze? Nun,
"Diageo Reserve World Class" ist mittlerweile wohl der renommierteste - und vielleicht sogar der begehrteste - Cocktail- und Bartenderwettbewerb weltweit. 2010 waren 9000 Bewerber dabei, von denen sich 24 für das World Class Final in Athen qualifizieren konnten, um dort den "World Class Bartender Of The Year" zu finden. Neben einem kreativen Rezept werden die handwerkliche Technik des Bartenders, die Präsentation vor dem Gast und sein Wissen um die verwendeten Zutaten bewertet. Kurzum: Der perfekte Barmann bzw. die perfekte Barfrau werden gesucht. Das Finale 2011 findet übrigens in Neu Delhi statt.
Ich hatte das Vergnügen am letzten Montag einen Nachmittag im Negroni in München verbringen zu dürfen, wo Deutschlands Zacapabotschafter Torsten Bechmann zusammen mit Ian Burrell die versammelten Profis zum Thema Rum und Rumcocktails in Hinblick auf eine "World Class"- Bewerbung trimmten.
Nach der Begrüßung und einer kurzen Erläuterung zur "World Class" ging es mit einem kleinen Blindtasting gleich in die vollen. Neben den drei aktuellen "Zacapa"-Abfüllungen wurden "Pyrat XO", "Pampero Anniversario", "El Dorado 15y" und "Trois Rivières Cuvée Du Moulin" gereicht. Beim Erkennen der jeweiligen Marken lagen angesichts des hochklassigen Feldes auch erfahrene Rumkenner mehr oder weniger deutlich daneben. Spielten einem hier Nase und Gaumen noch einen Streich, liess sich die Scharte beim Wissenstest um Rum im allgemeinen und "Zacapa" im besonderen wieder auswetzen. Gefragt wurde beispielsweise nach der Herkunft der "Zacapa"-Hefekultur, welche (Wer hat es gewusst?) aus Ananas gewonnen wurde/wird.
Ein großes Vergnügen war es anschließend Ian Burrell bei der Arbeit an der Bar zuzusehen, der eine interessante "Mai Tai"-Variante zeigte, zu der karamellisierte Orangenzesten, Ananasstücke und Mandeln seperat gereicht wurden. Und auch sein "Aloha Coffee" (Rezept s.u.), bei dessen Zubereitung eine formschöne "Cona"-Vakuumkaffeemaschine zum Einsatz kam, konnte voll überzeugen. It´s Tikitime!Höhepunkt des Trainingdays war für mich die Zusammenarbeit in vier- bzw. fünfköpfigen Gruppen, die zu verschiedenem Fingerfood einen Rumdrink entwickeln (Stichwort: Foodpairing) und diesen später im "World Class"-Style an der Bar mit englischem Kommentar präsentieren mussten. Die Gäste bzw. Juroren waren natürlich die Herren Burrell und Bechmann, deren anschließende Manöverkritik die eine oder andere Unzulänglichkeit zu Tage förderte, die aber auch einiges an Lob ausschütten konnten. Stellvertretend findet sich unten der "Bloody Celly", den sich Melanie Schreiner, Lukas Motejzik, Claudius Brunjak und meine Wenigkeit zu Teigtaschen mit Rindfleischfüllung aus den Ärmeln schüttelten.
Bleibt also noch zu erwähnen, dass bei der "World Class" nur hauptberuflich arbeitende Bartender des jeweiligen Landes teilnehmen können, die mit "Diageo Reserve"-Produkten arbeiten. Der Anmeldezeitraum für Österreich, Schweiz und Deutschland läuft noch bis 18.03.2011. Das Deutschlandfinale findet Mitte April in Frankfurt und das "Northern European Country Final" am 23.05.2011 in Berlin statt. Alles weitere zum Reglement + Anmeldeformulare findet man unter: www.facebook.com/WorldClassGSA

Aloha Coffee (Ian Burrell)

25 ml Zacapa 23
12,5 ml Grand Marnier Cordon Rouge
12,5 Mozard Dry Chocolate
Cinnamon, Cloves, Orange peel, coffee powder

Glass: Brandy glass, crusted with orange peel and a chocolate rim

‐ Infuse coffee and spices with hot water
‐ Warm Zacapa and Grand Marnier with flame
‐ Add Mozart Dry to glass
‐ Add warm flaming rum and Grand Marnier to glass
‐ add coffee
‐ stirBloody Celly

60 ml Zacapa 15
30 ml Lime Juice (fresh)
20 ml Sugar syrup (2:1)
1‐2 dash Worcester sauce
6 cm chopped celery
4 Blackberries
Black pepper

Glass: Tumbler

‐ muddle celery, blackberries with sugar syrup
‐ add Zacapa 15, lime juice and Worcester sauce
‐ hard shake on ice
‐ double strain on cubes
Decoration: celery stick, two blackberries and fresh black pepper on top

Edit: Hier die Termine für die World Class - Tanqueray No. Ten Sessions mit Angus Wincester

  • Frankfurt: 14. März 2011; 14 Uhr; Biancalani
  • München: 15. März 2011; 14 Uhr; Schuhmann´s
  • Berlin: 16. März 2011; 14 Uhr; Catwalk Bar
  • Wien: 22. März 2011; 14 Uhr; Dino´s
  • Zürich: 23. März 2011; 14 Uhr; Tao´s Lounge
  • Anmeldung unter: weareworldclass@haebmau.de


    Sonntag, 20. Februar 2011

    Finest Spirits - Munich Whisky & Bar Festival 2011

    "Dieser Tage fand das alljährliche Münchner Whisky & Bar Festival statt. Auch ich war dabei..." So habe ich meinen kurzen Bericht vom Finest Spirits 2010 hier begonnen. Hier meine Bemerkungen zur aktuellen Ausgabe des Events, das sich vom lokalen Whiskyfest zur vollwertigen Barmesse gemausert hat.
    Leider konnte ich nur am Freitag das Festival in der neuen, aber - wie ich finde - gut geeigneten Location, dem MVG Museum, besuchen. An diesem Abend waren "gefühlt" hauptsächlich Whiskykenner anwesend, denn die Aussteller mit anderen Produkten wie Barzubehör und -dekoration, Vodka, Obstbrand und anderen Nicht-Whisky-Spirituosen erschienen mir z.T. etwas unterbeschäftigt. Am Sams- und Sonntag hat sich das hoffentlich noch geändert.

    Ich hatte auf jeden Fall einen sehr guten Start in einige fröhliche Stunden mit einer kräftigen Bloody Mary am Stand des Barzirkels, der bei einem späteren Besuch (um 19.00 Uhr) leider schon verwaist war, da die Herren Mixologen ihrer Profession nachgehen mussten. Schade.

    Ein Höhepunkt in Sachen Klasse und Auswahl bot der Stand von Mike´s Whiskeyhandel. Dem Schnauzbartträger, der im wahren Leben einen Lampenschirmladen (allerdings mit Whiskeyabteilung!) betreibt, fehlt nur noch die richtige Bartender-Wildwestmontur, wenn er dem Besucher einen Topbourbon oder Rye nach dem anderen auf den Tresen seiner piekfeinen Messebar stellt. Ich durfte mich am ausgezeichneten Michter´s Straight Rye und Michter´s 10y Bourbon sowie der umwerfenden Willet Bourbon Fassstärke mit schlappen 69,1% Vol. nach satten 17 Jährchen laben. What a drink!

    Dann ging es aber auch schon auf die Insel: Konkret auf das Eiland namens Islay und ins Tasting mit Laphroaig Brand Ambassador und Ex-Master Blender Robert Hicks (gut, jetzt kein Namenswitz). Der Herr ist u.a. der führende Kopf und Gaumen bei der Entwicklung meines Laphroaiglieblings "Quarter Cask" gewesen - "a good friend" sozusagen. Zur Geschichte der Brennerei und ihrer Wundertaten gab es flüssige Untermalung mit einem nichtreduzierten "New Spirit" (What a...!), den Ausgaben "10y", "1/4 Cask", "10y CS Batch 2", "18y" und dem überraschend weichen "25y". Interessant war, dass man beabsichtigt den bislang nur im DutyFree und einigen wenigen Ländern offiziell erhältlichen "Triple Wood" in Kürze in größerem Umfang zu vermarkten und dass bei Laphroaig in manchen Jahren nur drei bis fünf oder gar keine Sherrybutts gefüllt werden. Aha! Am Beamstanderl kam ich später noch unverhofft in den Genuss des komplett ausverkauften "Cairdeas 2010". Hmmm... Danke allerseits!

    Nach einer kurzen Pause, die mit einem Einkauf bei Cocktailian und einem Probier-Preisausschreiben bei Lantenhammer sinnvoll genutzt wurde, ging es zu
    "Maker´s Mark" -Distillerydiplomat Jonathan Ulrich in die nächste Masterclass unter dem Titel "Maker´s Mark und Small Batch Bourbon - Die Juwelen aus dem Hause Beam". Neben "Maker´s Mark" kamen "Basil Hayden´s", "Knob Creek", und "Baker´s" zum Ausschank. Das Highlight dieser Reihe ist für mich allerdings weiterhin der fantastische "Booker´s", der auch im Programm war und den krönenden Abschluss bildete. Am Rande der Messe war zu hören, dass "Maker´s 46" auch in Deutschland eingeführt werden soll. Der Zeitpunkt ist aber nicht bekannt. Es kann sich also nur um Jahre handeln. Währenddessen ist in den USA die erste Charge von "Knob Creek - Single Barrel" ausgeliefert worden. Würde mich auch interessieren der Bruder...


    Ein erlesenes und hochklassiges Teilnehmerfeld hatte sich zur letzten Freitagsveranstaltung, den "Gabányi-Lectures Teil 1: High End Edelbrand", zusammen gefunden. Der Maestro stellte u.a. einen sehr löblichen Quittenbrand von der Destillerie Liebl, einen in der Nase erfrischenden, aber am Gaumen etwas enttäuschenden Bananenbrand von Franz Kostenzer sowie den ausgezeichneten Ingwergeist von der Firma Gansloser vor. Besonders beeindruckt hat mich auch die "Alte Zwetschge" aus dem Hause Ziegler, die in Alisiereiche und Kastanienholzfässern gelagert wird. Irgendwie war mir dieses Destillat bisher entgangen.

    Ich darf Veranstalter Frank Böer und seinem "Finest Spirits"-Team an dieser Stelle gratulieren und hoffe auf eine Neuauflage in 2012.

    Dienstag, 8. Februar 2011

    Overproof Rum aus Australien

    David Wondrich beantwortete die Frage, welcher heute erhältliche Rum dem Jamaica Rum des 19. Jahrhunderts entspräche, in seinem Buch "Imbibe!" mit einem Verweis auf die australische Marke "Inner Circle" (Slogan: "Not made for you"). Deren "pot-stilled rum" sei "old school" und "glorious". "Inner Circle" (Die Marke gehörte zwischenzeitlich Bundaberg) bietet derzeit drei reguläre Abfüllungen an: Neben dem 40%igen "Red Dot" wird der sogenannte "Green Dot" mit 57,2% Vol. (Wondrichs Tip) und der "Black Dot" mit beeindruckenden 75,9% Vol. geführt. Alle drei "Inner Circles" werden offenbar drei Jahre gelagert.

    Im ähnlichen Preissegment (zwischen 20-40 EUR je nach Abfüllung) rangieren die drei Variationen von "Holey Dollar Rum", der ebenfalls aus Australien zu uns kommt. Auch hier handelt es sich um Rum aus Potstills, der mindestens drei Jahre gereift wurde. Hier ein paar kurze Notizen zu drei der genannten sechs Rums:

    "Inner Circle - Green Dot", 57,2% Vol.: Karamellnase; dann durchgehend fruchtig, mouth-watering, hocharomatisch, Rosinen und Melasse, gut balanciert, kann das Bourbonfass nicht leugnen; kräftiger Nachklang;

    "Inner Circle - Black Dot", 75,9% Vol.: auch hier überwiegt das Karamell; dann explosiv und wuchtiger als der "Green Dot" und der "Holey Dollar", angebrannte Melasse und Mengen von hochprozentiger (was den Kakaogehalt anbelangt) Schokolade; Abgang kürzer als erwartet aber würzig und warm;

    "Holey Dollar - Platinum Coin", 75,9% Vol.: In der Nase sehr zurückhaltend; geröstete (Para?)Nüsse, Bitterschokolade, trockene Eiche; langer, angenehm holziger Abgang;


    Mein Fazit: Australiens Rumwelt hat neben den bekannten Marken "
    Bundaberg" und "Beenleigh" (gehört seit 2004 zu "Inner Circle"), die zahlreiche Anhänger in Deutschland haben, noch weitaus mehr zu bieten. Die starken Potstillgeschütze sind absolut empfehlenswert, wobei die 75%er im Vergleich zum "milden" "Pusser´s" (75%) oder zum neuen, hervorragenden "Plantation - Trinidad & Tobago Overproof" (73%) schon mehr auf der trocknen als auf der fruchtigen Seite stehen.


    Bottle To Bottle - Round 5: Holunderblütenlikör

    Wieder zwei Liköre bei B-to-B: Diesmal duellieren sich der Herausforderer "The Bitter Truth - Elderflower Liqueur" und der Titelträger "St - Germain". Letzterer hat bei seiner Markteinführung durch seine formschöne Art-Deco-Flasche und den relativ hohen Preis für Aufsehen, aufgrund seiner Qualität, aber auch für hohe Akzeptanz in den Bars gesorgt. Mittlerweile machen dem Franzosen neue Produkte wie z.B. "Greenfield & Harter - Elderflower" und der neueste Spross der Bittersschmiede "TBT" Konkurrenz.


    Der Münchner kommt in der schlichten Likörflasche, in die auch die TBT-Liköre "Pimento Dram", "Creme De Violette" und "Apricot Brandy" abgefüllt werden, mit 22% Vol. auf den Tisch und kostet rund 15 EUR. "St - Germain" (20% Vol.) war zunächst nur in Übersee zu haben, wanderte dann über England auch nach GSA-Land und kostet derzeit um die 30 EUR.


    Schon beim Nosing wird der Unterschied klar. Der Deutsche (hergestellt in Österreich) ist die leichtere Variante mit frischen Birnen und Apfelaromen und dem Bukett eines leichten Weißweins während der Monsieur mit schwerem, überreifem Pfirsich herbei stolziert und sich deutlich voller und mit wirklich schwerer Süße - ohne allerdings zu zuckrig zu sein - präsentiert.
    Pur bietet sich also der delikate, fast schon halbtrockene Gaumenschmeichler von TBT an, der nicht zu unrecht als Aperitivvariante empfohlen wird. Erinnerungen an z.B. "Lillet Blanc" werden wach. Ich kann ihn mir aber auch als Komponente in einem Cocktail auf der Basis von frisch-fruchtigen Obstbränden aus Pfirsich, Apfel oder Aprikose vorstellen. Anders der Platzhirsch, der mir besser im Elder Sour oder den vielen bekannten Drinks mit Holunderblütenlikör gefällt. Ein bißchen schade finde ich, einen 30-Euro-Likör mit Prosecco oder Champagner aufzugiessen. Hier erscheint mir die Verwendung eines guten - vielleicht selbstproduzierten - Holunderblütensirups ausreichend.

    Erneut gibt es also ein Unentschieden bei B-to-B, wobei beim "St- Germain" das Design und beim "TBT" das Preis-Leistungsverhältnis besonders gefallen. Ob man nun beide Probanden in seiner Bar haben muss, darf jeder selbst entscheiden.