Montag, 5. April 2021

Der Sommerdrink des Jahres 2021

"Clickbaiting? Clickbaiting? - Was soll das sein?"

Mit dem "Sommerdrink des Jahres" haben wir uns hier kürzlich erst auseinander gesetzt. Trotzdem ist es angesichts einer Außentemperatur von 4°C an der Zeit sich diesem Thema zu widmen.

Der wohlgesonnene Leser bzw. die aufmerksame Leserin denkt nun an bärtige Hipster-Barkeeper mit Lederschurz, die auf einer an einem plätschernden Bächlein gelegenen Sonnenterrasse laufend crazy Longdrinks in Fancyglassware servieren. In vielen Fällen sieht das anders aus und der halbwarme Aperolsprizz (für 11,90 EUR) wird vom misslaunigen, nach Trinkgeld lechzenden Kellner angeschleppt. Die Caféterrasse hätte seit den 80ern auch mal nen Anstrich verdient.

(Jinn und kein Ende)

Doch weg vom Crowdpleaser hin zum stylischen Gin&Tonic. Seit Jahren wachsen die Supermarktabteilungen, die feierlich diesem einen Drink gewidmet wurden, quasi wöchentlich um neue Tonics und Gins. Nach diversen Regionalgins, farbwechselnden Derivaten und Monkey 47-Kopien sind es zuletzt "Fruchtgins", die ins Glas schlagen. Nachdem Bombay im letzten Jahr mit dem Bramble daher kam, hat Tanqueray seinem Orangegin nun noch eine Johannisbeervariante an die Seite gestellt. Alle drei find ich recht brauchbar und so wird vielleicht der "Blackcurrant Royale" der Knaller in 2021.


(Freundin-Leser*innen wissen mehr)

Aber wie ging es mit den anderen Sommerdrinkaspiranten der letzten Jahre weiter? Wermut-Tonic? Port-Tonic? Suze-Tonic? - Wot? Naja, war nicht sooo das Ding, aber ein feiner Whiteport mit etwas Campari oder Cassis und ein schönes Dry Tonic... Mhhh...

(Aha.)

Mangels schlagkräftiger Alternativen werden also wieder G&Ts unterschiedlicher Machart DER Sommerdrink des Jahres sein. Ob nun mit geflavourten Beerentonics oder Beerengins oder echtem Gemüse/Obst im Glas ist letztlich egal, Hauptsache die Klicks - äh Umdrehungen stimmen. Oder hat der - äh Pinaq Rosé beim trendbewussten Trinker eine Chance? Ein neuartiger Likör auf Basis von Cognac, Vodka und Roséwein? Cheerio!

 

Sonntag, 4. April 2021

The Water Of Life - Endlich mal wieder ein Whiskyfilm (über Jim McEwan)

"For us it's all about the production. That IS our story!"

(Mark Reynier, Waterford Distillery, 2021)

Über den besonders gelungenen Whiskyfilm "The Amber Light" habe ich hier schon berichtet. Ansehenswert ist auch "Scotch: A Golden Dream" von Andrew Peat (!) aus 2018, der sich neben den allgemeinen Fragen wie z.B. "Wie wird Whisky hergestellt und wie wird er getrunken?" insbesondere mit der Figur des Jim McEwan und dessen Rolle in der Whiskyindustrie auseinandersetzt. Passenderweise endet der Streifen mit Jims Abschied von der Bruichladdich Distillery und dem Beginn seines Ruhestands. 

Ruhestand? Jim McEwan? Wie nicht anders zu erwarten, entwickelte sich die Story ein wenig anders und Herr McEwan hatte schnell wieder andere Projekte am Start. Darüber und (Sie werden es erraten haben) über die Lebensgeschichte von Jim McEwan und dessen Rolle beim Restart von Laddie geht es im brandneuen Movie "The Water Of Life" von Greg Swartz. Die großen Unterschiede zu "Scotch: A Golden Dream": Mark Reynier kommt auch vor und es wird mit Dronen gefilmt.

(Charles MacLean weiß alles)

Ende Januar gab es die Möglichkeit sich den Film online anzusehen (ein passendes Tasting/Sample-Set gabs auch dazu) und im Anschluss an die Premiere wurde sieben Abende lang täglich eine rund zweistündige Zoomrunde angeboten, in der die Protagonisten (also Leute aus der Whiskyindustrie und auch von der Filmcrew) sich den Fragen des Publikums stellten. Auch ich habe mich nicht lumpen lassen, mein bestes Whiskyenglisch rausgeholt und den bedauernswerten Charles MacLean nach seinem neuesten Buchprojekt befragt usw. Wissenswertes und Nerdiges en masse gab es z.B. von David Stewart (William Grant & Sons), der wie immer ruhig und sachlich zu den Anfängen des Finishing in den 80ern Auskunft gab. Die Anekdoten von Jim McEwan und Mark Reynier (die sowohl im Film als auch online getrennt von einander auftraten) waren jedoch unübertroffen. Ach ja und die Stories von Jack Milroy zum Balvenie 50y und seinem Rolls Royce... Aber genug davon.

(2 experts, 1 drinker and 1 idiot)

Neben der Tatsache, dass die besondere Beziehung zwischen Jim und Mark Einfluss in "The Water Of Life" gefunden hat, ist das ein sehr gut gemachter professioneller Film mit Rhythmus und Balance und nicht nur ein äh Werbefilmchen für Scotch. David Lynch sagte mal in einem Interview, dass es auf die Details ankomme. Und davon hat das Movie eine ganze Reihe. Ob es nun emotionale Momente sind oder einfach die tollen Kameraflüge mit der Drone über Islay.

Wann der Film (für dessen 88 Minuten Spielzeit rund 17 Stunden Material geschnitten werden mussten) nun in die Kinos kommt oder auf Bluray bzw. digital zu kaufen sein wird, ist noch nicht bekannt. Appetit macht das neue Buch von/über Jim, das dieser Tage erscheinen soll, und der Youtube-Channel von "The Water Of Life". Und außerdem arbeiten Greg Swartz und das Team bereits am nächsten Whiskyfilm... 

UPDATEDen Whiskyfilm "The Water Of Life" sollte man also gesehen haben. Wer das nachholen oder ihn sich einfach nochmal reinziehen will, hat dazu neue Möglichkeiten: Er ist jetzt im Microsoft Store als Leih- oder Kaufstream zu haben oder man greift zur Bluray, die ab 13.09.2022 zu kaufen sein soll.