Donnerstag, 30. Mai 2013

Exklusiv: Der Sommerdrink 2013!

"Was ist denn dieses Jahr der Sommerdrink?" - "Mein Schatz, bei 10° C und Nieselregen ist es bei mir der Hot Buttered Rum gefolgt vom Blue Blazer." - "Und das is beides mit Prosecco, oder wie?"

Die Frage nach dem Sommerdrink also. Heute. Bei Regenwetter. Im Mai. Bedient man sich einer handelsüblichen Onlinesuchmaschine auf der Suche nach DEM Sommerdrink 2013, so bekommt man keine eindeutige Antwort. Und gleich noch meine Meinung gratis dazu: Es ist mir wurscht. Nichts ist so wurscht wie der "Sommerdrink". Schon der Begriff an sich - lächerlich! Und das nicht nur wegen der Außentemperatur. Warum muss denn immer alles uniformiert werden? Wer will das so? Der hilflose, da von der Materie unbeleckte Konsument (der in Kochforen nach Hugorezepten sucht und dort vielfach fündig wird!)? Der hinterlistige Marketeer, der die vermeintlich edelsten Tropfen seines zu vermarktenden Portfolios gnadenlos auf die Theke und ins Supermarktregal pusht? 

Moment, wo war ich? Ach ja. Die Süddeutsche Zeitung listete kürzlich folgende Chronologie: 2010 - Aperol Sprizz, 2011 - Hugo, 2012 - Lillet Gurke. Damit war man deutlich weiter als manches Onlinemedium, das im letzten Jahr die Frage stellte "Ist der Hugo der Sommerdrink 2012?". Andere stecken noch 2013 in der Hugoschleife und preisen tapfer Premixes an. Über solche Schaumwein-Sirup-Mischungen in Dosen (!) möchte ich hier aber kein weiteres Wort verlieren. Bei der Suche nach dem aktuellen Favoritenanwärter werden gerne Fachmagazine wird gerne das Fachmagazin "Mixology" zitiert. Die SZ las dort vom Old Cuban während das Onlineportal "Szene-Drinks.com" (die sollten das doch eigentlich selber wissen, oder?) in der gleichen Publikation den Woodruff & Elderflower Punch erspähte (Tip von mir: Der wirds definitiv nicht, denn der Name ist zu lang.). Ich verlinke zur einschlägigen Abhandlung des Münchner Szenebarkeepers Marco Beier, welcher alle gängigen Rezepturen anno 2010, 2011, usw. auflistet. Gracie.

Da soeben das Stichwort "Elderflower" gefallen ist. Da sind sich Hugo, Woodruff und Tocco Rosso (eine Art Campari-Hugo-Spritz) einig: Holunderblütensirup muss sein! So schmeckt  der deutsche Sommer 2011-2013. Holundersüß.

Für nächsten Montag - es droht ja bald die Sommersonnenwende - sind endlich wieder Plusgrade vorhergesagt. Zeit für eine ehrliche Antwort von mir: Irgendwas mit Campari. Oder irgendwas mit rotem Vermouth. Oder ein Glas vernünftigen Champagners. Auf jeden Fall ohne Holunderblüte. Also einen verwegenen Hugo Orientale. Oder doch einen Tocco mit ganz wenig... Jetzt aber zuerst mal einen - äh - heißen Tee.

Eine weiterführende Veranstaltung steht in München, der Stadt der Sommertrends und -drinks am Samstag, 8. Juni 2013, an: Die rote Nacht der Bars mit Livemusik und/oder DJ-Programm in 20 verschiedenen Bars.
Und wo wir grade bei Campari wären, möchte ich noch auf das feine Büchlein hinweisen, welches der geschätzte Herr Regan kürzlich veröffentlicht hat. Es heißt nämlich "The Negroni". Und genau um den geht es dabei - ausschließlich. Dazu: Stories und Essays, Historisches und Rezepte, Rezepte, Rezepte... (fast) alle mit Campari.  Holunderblütennegroni? - Muss ich nochmal nachblättern...

Dienstag, 28. Mai 2013

Crazy for Ardbeg oder: Darf man Whisky sammeln?

"Brother, you'd better get down on your knees and pay,
1000 more fools are being born - every fucking day"
("1000 More Fools", Bad Religion, 1988)

In Zeiten, in denen Malt Maniacs ganze Whisky-Periodensysteme erstellen. In Zeiten, in denen ein Blogger in drei Blogbeiträgen eine bestimmte Scotchabfüllung erwähnt. In Zeiten, in denen Kultwhisky gefaket wird. Ausgerechnet in diesen Zeiten knattert der Ardbegsche Peaty Pull-Tross durch die deutschen Lande und verbreitet neben Lärm (Hotrod-Tractor), Abgasen (Hotrod-Tractor) und Torfgeruch (Whisky) seine ihm eigene Werbebotschaft: It's all for quality.

 

Gut, das ist auch nicht so falsch, aber Herr Heads (the man who makes the stuff on Islay) fährt in Zukunft einen Dreischichtbetrieb um die Kapazität der Ardbeg Distillery ein wenig mehr auszuschöpfen. It's also all for quantity.

Zurück zum Peaty Pull. An drei lokalen Stationen in Deutschland ziehen Menschen Traktoren und Traktoren ziehen Menschen. Es gibt Edelmetall für die Sieger und T-Shirts und Whisky für lau für alle, die bei dem bunten Treiben mitmachen. Typisch Ardbeg, möchte man sagen. Aber was ist typisch Ardbeg? Der 2013er Ardbog ist bei allen islaytypischen Aromen in Nase und Mund doch auch eine Neuinterpretation eines Ardbeg. Gegen den geschliffenen Galileo, den Barbecuewhisky Alligator und die beiden Vertreter aus der regulären Corerange Uigedail und Corryvreckan ist er zum einen ein stillerer Vertreter, aber einer der an Komplexität nichts vermissen lässt. Ob man ihn nun salzig-pikant findet (Herr Lumsden), Lavendel erschnuppert (Herr Lettmair), die fehlende Islaymalzsüße vermisst (Herr Schäfer) oder vor lauter Teer gar nichts schmeckt (Herr Reim) - ich bleibe bei meiner vor längerer Zeit (sprich: vor zwei Wochen) schon kostenfrei geäußerten Meinung: Es ist ein Ardbeg. Und es ist auch ein Ardbeg, der wie der obige Hotrod detailreich verziert und verpackt auf dem Tisch steht. Für Normaleinkäufer übrigens ab Samstag - dem offiziellen Ardbeg Day - im ausgewählten Einzelhandel zu erwerben. Unverbindliche Preisempfehlung des Vertriebs: 69,90 EUR. Bitte merken und den ausgewählten Einzelhändler darauf aufmerksam machen, wenn er aus Versehen ein paar Teuronen mehr verlangen sollte.

Und damit sind wir auch schon beim Abschluss dieses kleinen Beitrags, der sich noch der Frage "Darf man Whisky sammeln?" widmen muss. Oder fragen wir so: Darf man Whisky kaufen, den man gar nicht trinken möchte? Oder: Darf man Whisky als Wertanlage erwerben? Und letztlich: Darf man Whisky zu einem Vielfachen des Kaufpreises wieder verkaufen? - Ich sage: Ja! Ja natürlich darf man das! Uneingeschränkt. Ok, wenn ein Fussballmanager jetzt den gesamten Ardbogoutput aufkaufen würde, wäre das nicht so prickelnd. Aber das machen die (noch) nicht. In den letzten Tagen sorgten einige Ebayauktionen von Promomustern verschiedener Ardbegs für Furore. Interessant dabei waren vor allem die öffentlichen Reaktionen, die von "moralisch zweifelhaft" und "Anzeige erstatten" über "Kohle scheffeln" bis zu "need to be such an asshole to get such whisky and not drink it" reichten. Amüsant.

Zum Abschluss noch ein Zitat. Die Internetseite "Whiskyinvestment" empfiehlt ausdrücklich "Nicht zu viel Trinken. Alkoholmissbrauch ist gesundheitsgefährdend." Stimmt. Und nen schönen Ardbeg Day noch...

Dienstag, 14. Mai 2013

Entschleunigung mit Chartreuse

Es gibt Menschen in Frankfurt am Main, die trinken keinen Chartreuse. Sie baden auch nicht darin und reiben sich auch nicht damit ein. Sie mögen diesen Likör der Liköre einfach nicht. Oder: Sie sind noch nicht reif dafür. Noch nicht.

Die Hessenmetropole ist bekanntlich die deutsche Chartreusehauptstadt und verkonsumiert - auch wenn mir keine belastbaren Zahlen vorliegen - mindestens genauso viel vom Verte wie der Rest der Republik. Ach was sage schreibe ich da! Mehr als ganz Resteuropa. Ausgenommen vielleicht die Gegend um Grenoble. Aus dieser Ecke der französischen Voralpen stammt Chartreuse. Der Chartreuse. Das grammatikalische Geschlecht vom deutschen 'der Likör' abgeleitet. Der gebildete (?) Mensch sagt in unseren Breiten 'die Chartreuse' und leitet aus dem Französischen ab.

Dies und noch einiges mehr wird dieser Tage unter Anleitung des deutschen Brandmanagers Steffen Hubert (Mancher kennt den noch von seinen meist gelungenen Beiträgem im Barmagazin "Mixology") aus dem Vertriebshaus Borco in verschiedenen Bar- und Cocktailkreisen erläutert. Es geht auch um Mönche, Schweigegelübde, Geheimrezepte, über 400 Jahre Spirituosengeschichte und Bruno von Köln. Das klingt nach Storytelling. Ist es zum Teil auch. Ist aber auch Realität.

In selbiger wandelten am gestrigen Montag einige Wissendurstige unter einer grauen Wolkendecke durch Münchens botanischen Garten, um aus kundigem Mund einige Beispiele für ess- bzw. genießbare Pflanzen vorgeführt zu bekommen. Nach der Exkursion führte der Weg in Stefan Gabànyis treffend benannte Bar "Bar Gabànyi". Dazu nur eines: Man kann in/mit einem Barbetrieb ein gigantisches Ballyhoo vollführen ohne je cool zu werden. Stefan und sein Laden sind es von Natur aus und man fragt sich - während ein nicht zu überbietender Last Word (mit Alipus San Juan Del Rio Mezcal statt Gin) serviert wird - wie das früher ohne diesen Hort der Barkultur in München so gewesen sein musste. Also vor 2012.

Zurück zum Thema. Zurück zu Karthäusern, Karthause und rund 15 verschiedenen Frucht- und Kräuterlikören aus dem Hause Chartreuse. Die galt es zu Verkosten, aber mit Bedacht, denn Steffen Hubert hatte auch noch 60 Proben von getrockneten Kräutern dabei, denen sich die Gäste widmen konnten. Damit wurde übrigens nicht die Hälfte der chartreuschen Zutatenliste (über 130 Kräuter, Blumen und Gewürzen sollen ja drin sein) verraten - das Rezept ist schließlich geheim und selbst den Hamburger Borcos nicht bekannt.

Ich rate dem Leser an dieser Stelle zu einer Kostprobe des pfeffrig-kantigen "Chartreuse 1605 - Liqueur D'Elixier Des Pères Chartreux" (56% Vol., 0,7l ca. 30-40 EUR). Ob man davon eine Flasche für die Nachwelt im persönlichen Weinkeller verstecken sollte, ist jedem selbst überlassen. Die von Herrn Klaus St. Rainer mitgebrachte sehr anislastige Abfüllung - datiert auf eine Periode um 1900 - zeigte nach einiger Zeit im Glas ein nach Bockshornkleesamen (!) duftendes Bukett. Die frische Lakritzspur auf der Zunge blieb aber erhalten. Beeindruckender Stoff. 100 Jahre Bottleaging? Das nenn ich mal 'entschleunigt' - What A Drink!

 
 
 
 
 

Auf den großartigen Dokumentarfilm "Le Grand Silence" sei ergänzend verwiesen.

Montag, 13. Mai 2013

Ardbeg Ardbog - Whisky für die Applekids?

Längst ist bekannt, dass die einzige (!) Limited Edition des Jahres 2013 aus dem Hause Ardbeg den Namen Ardbog tragen wird. Am sogenannten Ardbeg Day - dem 1. Juni 2013 - ist der offizielle Verkaufsstart. Am 1. Mai konnten Mitglieder des Ardbeg Committees online je eine Flasche bestellen, die ihnen dann am Tag der Tage vom Zusteller ins Haus gebracht wird - für 70 EUR pro Flasche zuzügl. 16 EUR Versandkosten. Der Rest der Welt hofft anschließend auf die Versorgung über den Einzelhandel.

Ist gegen ein solches Geschäftsgebahren irgendwas zu sagen? - Nein. Definitiv nicht. Natürlich hat es mir etwas besser gefallen, als es noch "richtige" Committeebottlings wie bei Supernova und Corryvreckan gab, denen dann erst - mit zeitlichem Abstand - die Normalausgabe nachfolgte. Aber was brachte mir das? Einen Hauch von Exklusivität? Zusammengehörigkeitsgefühl eines Verbrauerclubs mit mehr als 100000 Mitgliedern? Eine Flasche mit sandfarbenem statt schwarzem Label?



Wir Ardbegians von gestern (und bitte auch die von vorgestern) dürfen nicht vergessen, dass es auch Menschen gibt, die erst morgen auf Single Malt Whisky und Ardbeg stoßen werden. Für diese Spätgeborenen (und auch für uns) stellt das Wirtschaftsunternehmen, das diese feinen Spirituosen produziert, nunmal seine Whiskies her. Und dass die steigende Nachfrage nach besonderen Flaschen neben der Corerange längst nicht mehr mit Singlecaskabfüllungen befriedigt werden kann, sollte für jeden Klardenkenden nachvollziehbar sein. Deswegen also Limited Editions. Eine oder zwei davon pro Jahr. In größeren oder kleineren Auflagen. Je nach persönlichem Geschmacksempfinden mehr oder weniger innovativ zusammengestellt. Gut so.

Der Ausgabepreis der letzten Limiteds war dem Produkt (Ich verwende hier mit Absicht diesen Begriff) und dem Standing der Marke sicher angemessen. Den späteren Verkaufspreis im Auktions- UND Einzelhandel (auch reguläre Onlinehändler bepreisen Alligator und Galileo mit 150 EUR) bestimmen dann wieder Verfügbarkeit und Nachfrage.

Ein reales Dialogbeispiel zum Thema (Sammler)Preise möchte ich an dieser Stelle noch anfügen. 
Ardbegfreund 1: "Ich würd mir gern nen Lord Of The Isles genehmigen." 
Ardbegfreund 2: "Dann kauf Dir doch eine Flasche." 
Ardbegfreund 1: "350 EUR würd ich investieren." 
Ardbegfreund 2: "Unter 500 geht nix mehr. Wirst eher bald 700 bezahlen müssen." Ardbegfreund 1: "Das ist mir der Stoff nicht wert." 
Ardbegfreund 2: "Ja, dann eben nicht."

Achso. Ich hätte fast vergessen zu schreiben, dass der Ardbog mit seiner (teilweisen) Reifung in Manzanilla-Sherry-Fässern ein verdammt guter Malt ist. Und: Es ist ein Ardbeg.

>>> Peaty Pull- und Ardbeg Day-Veranstaltungen in Deutschland und der Schweiz:

25. Mai - München Tara Whiskyshop
29. Mai - Bonn Reifferscheid
1. Juni - Frankfurt Whisky Spirits (Anmeldung erforderlich)
1. Juni - CH-Mörschwil Glenfahrn (ausgebucht)

Donnerstag, 2. Mai 2013

Wiedervorlage: Rum Single Cask Bottlings

quality or quantity
don't tell me they're the same.
("Quality Or Quantity", Bad Religion, 1990)

"Kannst Du mir mal die Mediadaten zu Deinem Blog rüberschicken? Wie erfolgreich bist Du denn?" - Erfolgreich? Wie erfolgreich ist dieser Blog hier? Diese Frage hab ich mir nie gestellt und werde das auch in Zukunft nicht tun. Zumindest will ich Erfolg nicht in Zugriffszahlen und Blogstatistik messen. Erfolg wird nach meiner Meinung messbar, wenn Leute, über die du geschrieben hast sagen "Guck mal, das hier ist DER Blogger.", wenn sie dich jemandem vorstellen. Dann wissen alle Beteiligten, dass über DEN Blogger vorher nicht gerade in grenzenloser Liebe und Zuneigung gesprochen worden war. Ich hüpfe in solchen Situationen (innerlich) vor Freude auf und ab.

Menschen, die Spirituosen verkaufen, werden Erfolg sicher auch in der Anzahl der verkauften Flaschen messen. Vielleicht sogar in der Anzahl der verkauften Flaschen in einer bestimmten Zeitspanne - z.B. wieviele Stunden es gedauert hat, um ein paar tausend Flaschen Ardbeg - 'tschuldigung - Ardbog loszuschlagen - inklusive Serverzusammenbruch aufgrund des Ansturms etc. Man könnte Erfolg aber auch in Qualität messen. Ein schottischer Master Distiller oder Blender wird vielleicht auch manchmal darauf schielen, was über den von ihm geschaffenen Whisky so alles gesagt und geschrieben wird. Gleiches gilt für die sog. "unabhängigen Abfüller", die bestimmte Whiskyfässer aus einer Vielzahl angebotener Proben nach eigenem Geschmack auswählen, abfüllen (lassen) und dann feilbieten.
 
Einige dieser Herrschaften haben sich in den letzten Wochen und Monaten sehr verdient gemacht - und zwar um Rum. Nachdem unsereins jahrelang jeden besseren und nicht so guten, jungen oder lang gelagerten Tropfen, den die italienischen Labels/Firmen Moon Import, Samaroli, Velier, usw. sowie ihre schottischen Pendants Cadenhead's, Berry Bros. Rudd oder Bristol Spirits in Flaschen gepackt haben, gierig aufgesogen hat, wurde ich nun von zahlreichen neuen Abfüllungen aus aller Herren Rumländer aufs Positivste überrascht - und zwar in cask strength, ungefiltert, ungefärbt, ungeblendet aus einem Einzelfass! Was im Bereich der Single Malts längst niemanden mehr vom Hocker haut, war bei Rum bislang selten. Sehr selten sogar. Aber diese Dürreperiode ist vorbei und daher konnte ich zusammen mit einem kompetenten Mittester letzte Woche mit 17 brandaktuellen Fassstärken einen Rumabend absolvieren, der nur einen Teil der im Moment marktgängigen Flaschen umfasste. Da ich den werten Leser nicht mit langen Beschreibungen der Flaschenform und noch längeren Tastingnotes langweilen will, hier nur kurz ein paar Anmerkungen zu unseren Favoriten:  

Panama, Don Jose, 8 Jahre, 54,5%, The Rum Cask (ca. 45 EUR): In der Nase Islay Malt (Port Ellen), mit Wasser mehr Vanille; Am Gaumen nur kurz süß, dann schnell trockner, Gin, Wacholder, Ein Abgang mit Torfrauch. Das soll Panama sein? Geil.
 

Guadeloupe, Bellevue (Melasse), 14 Jahre, 54,4%, The Rum Cask (ca. 73 EUR): Was für eine Farbe! Eichenfass; rund aber komplex; mit dunkler Schokolade, trocknem Sherry, dunkel geröstetem Kaffee;
 
Jamaica, Long Pond (Refill Sherry Butt), 10 Jahre, 81%, SMWS (ca. 74 EUR): Wasser bitte! Esternase, Frucht pur; jung und bissig, Jamaikasüße, Silberzwiebeln, etwas Trockenfrüchte, leichtes Holz, lang (und wärmend);

Jamaica, Monymusk, 21 Jahre (Refill Sherry Butt), 66,2%, SMWS (ca. 100 EUR): Feiner Jamikaner mit Sherrynase; reife, rote Früchte; fein und komplex; Ein perfekt gereifter, karibischer Gentleman im Sherrymantel; Great!

Barbados, Rockley Still, 25 Jahre, 52,7%, Duncan Taylor (ca. 96 EUR): Chinosoltabletten (gegen z.B. Fußpilz), medizinisch, alter Lederschuh; sehr komplex mit Bienenwachs und Honig; Rauch nimmt nur langsam ab;

Guyana, Uitvlugt, 23 Jahre, 54,9%, Duncan Taylor (ca. 110 EUR): trockene Frucht, frische Eiche; einfach guter, ausgereifter Rum, der immer lebendig erscheint;

Guyana, ???, 24 Jahre, 52,6%, Isla Del Ron (ca. 115 EUR): Pinienwald, altes Buch, etwas klebrige Nase; dann aber rund und ruhig, Rum wie ein langer Fluß, Melasse;

Guyana, ??? (Refill Sherry Butt), 21 Jahre, 71,4%, SMWS (ca. 105 EUR): Wasser! Demerara; alte Möbel, Politur; Sherryfass! aber bei der Power nur zur Abrundung; immer trockner, sehr komplex;

Neben diesen sieben gefielen uns auch die Jamaikaner von The Rum Cask (Hampden Estate, 12 Jahre, 62%) und Isla Del Ron (29 Jahre, 56,2%) sowie der Enmore von Duncan Taylor (27 Jahre, 52,5%) besonders gut. Was haben wir gelernt? - Alte Jamaikaner (auch schön, der 35-years-old von The Whisky Agency) und Rum aus Sherryfässern sind wie Demerararum (insbesondere ab 20 Jahren Lagerzeit) immer einen Versuch wert.

Herr Owczarek von The Rum Cask war so nett mir ein paar Fragen zu beantworten.

wad: Sie haben Erfahrungen mit eigenen Maltwhiskyabfüllungen gemacht und sind neuerdings mit "The Rum Cask" auch mit fünf verschiedenen Singlecask-Rums auf dem Markt vertreten. Wie kam es zu Ihrer Entscheidung gerade jetzt auch auf Rum zu setzen?

Herr Owczarek: Nachdem wir uns die letzten Jahren im Bereich Single Malt Whisky immer tiefer in die Materie eingearbeitet hatten (mit Verwandschaft in Schottland ist das gar nicht so schwer), sind wir in letzter Zeit  immer wieder auf der Suche nach anderen hochwertigen Bränden gewesen. Man will ja seinen Horizont erweitern. Dabei habe ich immer wieder verschiedene Rumabfüllungen getestet. Es waren durchaus tolle Vertreter dabei. Oft störte mich aber, dass es wenige Rums in Fässstärke gab. Die höherprozentigen Abfüllungen sind meiner Meinung nach bei den Single Malt Whiskies oftmals viel interessanter. Warum soll es bei Rum anders sein? Also suchten wir nach Fässern mit Rum wie Gott sie schuf. Nachdem wir dann auch wirklich Proben bekamen, waren wir von den Qualitäten begeistert. Die mussten unbedingt abgefüllt werden. Andere sollen auch das Vergnügen haben solche tollen Abfüllungen zu trinken. Wir denken, hier sieht man was bei Rum wirklich möglich ist.

wad: Ihre Abfüllungen sind erst seit ein paar Wochen auf dem Markt. Aber vielleicht haben Sie schon eine Einschätzung, wie der Stoff bei den Kunden ankommt - z.B. bei Whiskymessen?

Herr Owczarek: Auf der Whiskymesse in Bochum hatten wir schon unsere Rums mit dabei. Wir waren überrascht wie gut sie bei den Kunden ankamen. Besonders Inhaber verschiedener Bars lobten die Qualitäten und bestellten verschiedene Abfüllungen um Ihr Programm zu bereichern. Das war für uns das Feedback alles richtig gemacht zu haben und gab uns noch mehr Ansporn weitere Abfüllungen folgen zu lassen.

wad: Sie dürfen über die Quelle Ihrer Rums nichts verraten. Ich denke, es wurden Ihnen aber mehr Fässer angeboten, als Sie derzeit im Programm haben. Planen Sie für die nähere Zukunft weitere Releases?

Herr Owczarek: Wir haben sehr viel Spaß an den jetzigen Abfüllungen. Deshalb haben wir  auch unseren Shop in The Whisky Cask und The Rum Cask umbenannt. Mit  Sicherheit werden das nicht unsere letzten sein. Für uns ist aber eines das wichtigste: Die Qualität muss stimmen.

Sehr schön. Da kann ich nur zustimmen. Eine Einzelfassabfüllung ist ein ungeschliffenes, authentisches Dokument. Nicht mehr - nicht weniger. Aber bitte mehr davon!

Sehr sachliche und fundierte Besprechungen weiterer Single Cask-Rums gibt es auf dem lesenswerten Blog barrel-aged-thoughts nachzulesen und auch Herr Valentin von whiskyfun widmet sich von Zeit zu Zeit Zuckerrohrdestillaten.

Ich darf an dieser Stelle anmerken, dass ich versucht habe von den deutschen Firmen Isla Del Ron (Malts Of Scotland) und The Whisky Agency weitere Informationen zu deren Bottlings zu bekommen. Während von der einen Seite eine Liste, die nicht mehr als die Angaben auf den Labels enthielt, übermittelt und auf weitere Nachfragen meinerseits die Kommunikation eingestellt wurde, äußerte sich die andere Seite nicht. Enttäuschend.