Mittwoch, 22. Dezember 2010

Glenmorangie & Ardbeg @ Goldene Bar, München

Winterzeit - Whisk(e)yzeit. So hatte die Firma LVMH (oder in Klarschrift: Louis Vuitton Moet Hennessy) in die "Goldene Bar" geladen um den Münchner Barzirkel - soweit noch nötig - in ihr aktuelles Portfolio an Glenmorangie- und Ardbeg-Abfüllungen einzuführen. Da der Barzirkel selbst bereits Rudimentäres berichtet hat, kommen hier nur einige Ergänzungen bzw. Beobachtungen.


Antonio Dalle Rive, Senior Brand Manager des o.g. Luxusgüterkonzerns, brachte den anwesenden fast 30 Gästen zunächst die Besonderheiten der Glenmorangierange näher. Der Standardmalt "The Original" (40% Vol.) ist zugleich die Ausgangsbasis für die 12-jährigen, 46%igen Expressions "Lasanta" (Oloroso-Sherry), "Nectar D´Or" (Sauternes-Barrique) und "Quinta Ruban" (Portwein). Ein wenig aus der Reihe fällt "Astar", der in sog. Designercasks (Die Dauben werden vor der Fassherstellung besonders lange Wind und Wetter ausgesetzt - Stichwort: Seasoning) gelagert und mit 57,1% Vol. abgefüllt wird. Letzteres Kraftpaket stieß auch auf wohlwollendes Echo bei den kundigen Trinkern und stellt quasi eine Fusion aus den bisherigen Abfüllungen "Artisan Cask" und "Traditonal" dar, die zum Teil noch im Handel zu finden sind.

Aus der limitierten "Private Collection", die dieser Tage mit dem "Finealta" (= elegant) ihre zweite Ausgabe erlebt, stammte eine Flasche des großartigen "Sonnalta PX". Ein ausgezeichneter Malt, der die Charateristik des "Original" innehat und nicht vom pappigen Pedro Ximenez-Fass, in dem er unglaublich lange zwei Jahre liegen soll, erschlagen wird. Fein und komplex eben. Kleiner Tip: Einige Onlineshops bieten die 1-Literflasche derzeit für knapp unter 60 EUR an. Noch kurz zum "Finealta": Dieser Bursche geht auf ein über 100-Jahre-altes Rezept zurück. Da Glenmorangie damals Lieferant des Savoy Hotels in London war, wurde diese Neuauflage passend zur Eröffnung des neuen Savoy in London im Oktober 2010 vorgestellt. Naja, ordentliches Marketing und Bally-Hoo gehört eben auch dazu. "Limitiert" heißt in diesem Zusammenhang auch nicht "rar", sondern eher "einmalige Auflage". Die Krönung des Glenmorangieteils war an diesem Abend - wie sollte auch anders sein - der vorzügliche Ausnahmewhisky "Signet". Auch von diesem köstlich schokoladigen, aber auch kostspieligen Leckerli war ein Großteil der Besucher begeistert.



Da drei Barzirkelgründungsmitglieder kürzlich die Ehre hatten einer Einladung nach Islay bzw. zur Brennerei "Ardbeg" zu folgen, nahmen die Produkte aus deren heiligen Hallen den weiteren Teil des "Sunday, Peaty Sunday" ein. An dieser Stelle spare ich mir wieder längere Ausführungen - die Marke und ihre Produkte sollten hinreichend bekannt sein. Neu waren hingegen die Darreichungen des Islaygestählten Duos Jigger & Strainer, das mehrere Whisk(e)yklassiker in Ardbegschem Gewand servierte. Vorzüglich! Die genauen Rezepturen folgen demnächst auf der Barzirkelheimseite. Leider war angesichts von Präsentationen, Menu und Tastings keine Zeit mehr für die Kreationen der Gäste. Trotzdem war dies ein höchstgelungener Abend und schöner Jahresabschluss für den BZ und seine Supporters.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Maker´s Mark - Die Neunziger...

Über "Maker´s Mark" Whisky (ja, ohne "e") habe ich an anderer Stelle anlässlich der Tour von (Ex-)Master Distiller (jetzt: Beam Global Spirits and Wine Director of Bourbon and Distillery Operations) Kevin Smith in Deutschland und der kleinen Präsentation des "Maker´s 46" schon berichtet. Doch diesmal geht es nicht um die Gegenwart (oder Zukunft), sondern um eine Episode aus der jüngeren Vergangenheit von MM.
 
Kurz zum allgemein Bekannten: Der in fast jedem Supermarkt für knapp über 20 EUR erhältliche Maker´s Mark "Red Wax" mit 45% Vol. hat eine Reifezeit von rund 6 Jahren hinter sich. Eine Angabe auf der Flasche fehlt zwar, doch in älteren Publikationen ist von "66-months-old" (das wären dann 5 1/2 Jahre) die Rede. Die außergewöhnliche (da ohne Roggen) Mashbill setzt sich aus 70% Mais, 14% Weizen und 16% gemälzter Gerste zusammen. Der Sour Mash-Anteil beträgt 32%. Das Holz für die Fässer wird einem 12-monatigen "Seasoning" (Ablagern der frischen Dauben unter freiem Himmel) unterzogen. Bis zu den Neunzigern waren nur hölzerne Fermenter in Betrieb (danach auch rostfreier Stahl).
Auf dem Flaschenboard haben sich u.a. drei etwas speziellere MM-Abfüllungen aus den 90ties eingefunden, die bis vor ein paar Jahren noch im gut sortierten Einzelhandel zu finden waren. Aber um korrekt zu sein, hier die Fläschchen von links nach rechts mit einer kurzen Vorstellung:
Maker´s Mark Limited Edition, 50,5% Vol. "Gold Wax", 750ml; Jim Murray "Whisky Bible 2006": "...Majestic and a meal in itself" 89 Punkte; Gary und Mardee Haidin Regan vergeben in ihrem 1998 erschienenen Buch "The Bourbon Companion: A Connoisseur's Guide" 95 Punkte (93 für den "Black Wax" und 92 für den "Red Wax"); Meines Wissens wurde diese Gold-Abfüllung nur für den Export, insbesondere nach Japan, produziert - die letzte mir bekannte stammt aus 1996;
Maker´s Mark Select, 47,5% Vol. "Black Wax", 750ml; Jim Murray "Whisky Bible 2006": "...Simply outstanding bourbon with the most clever weight ratio. The story it tells is worth hearing again and again." 93 Punkte; Auch hier gilt: Für den (Japan)Export bestimmt. Dazu wurde erzählt, dass den Besuchern einer japanischen Firma in der Nähe der Brennerei ein besonders "Mitbringsel" geboten werden sollte. Aus diesem Anlass haben sich dann "Black" und "Gold" ergeben; Bei der schwarz etikettierten Variante liegen mir derzeit drei Abfüllungen mit unterschiedlichen Rückenaufklebern vor, die aber alle auch japanische Erläuterungen beinhalten; Auf dem Etikett ist von "fully matured" und "more robust" die Rede;

Maker´s Mark Vintage 1983, 47,5% Vol., 750ml; Es handelt sich (vermeintlich) um eine Single Barrel-Abfüllung mit handschriftlicher Angabe von Lot-, Flaschen- und Warehousenummer auf dem Etikett; Dass man für diese Edition in einer "antiken" Flaschenform nicht die schlechtesten Fässer ausgewählt hat, brauche ich nicht extra zu erwähnen. Auf der Flasche wird sinngemäß ausgeführt, dass man 1983 und 1984 insgesamt 16 Lots (mit je 19 Barrels) aus dem regulären Lagerungsprozess genommen und "apart from the rest" "differently matured" hat (Hmm - das klingt dann doch wieder nach very small batch bottling und weniger nach single barrel); Jedes Lot würde ständig beobachtet und dann bei Eintritt der Reife abgefüllt. Daraus ergäbe sich, dass von Lot zu Lot Unterschiede bei Alter und Alkoholstärke auftreten; Letzteres kann ich - zumindest was die in Europa erhältlichen Flaschen betrifft - nicht bestätigen: Die waren alle mit 47,5% Vol. abgefüllt und liefen auch alle unter "Vintage 1983"; Jim Murray schreibt dazu in "Classic Bourbon Tennessee & Rye Whiskey" (1998) folgendes: "Das ist die Spitze der "Maker´s Mark"-Reihe und einer der fünf besten Bourbons, die ich jemals gekostet habe...Ein Whisky, bei dem man es ewig bereut, ihn im Regal ignoriert zu haben."; Laut "Schumann´s Whiskeylexikon" ist diese Abfüllung seit 1996 erhältlich, was auch mit den Angaben in älteren Preislisten übereinstimmt; Die Flaschenform wurde in der Folgezeit auch für die sog. "VIP"-Editionen, die mit rotem und goldenen Wachs erhältlich sind/waren verwendet; Eine solche goldene VIP-Flasche findet sich - zur Ansicht - übrigens in Münchens "Goldene Bar", wo auch "Maker´s 46" zum Ausschank kommt; Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei der VIP-Sache handelt es sich lediglich um einen Verpackungsgag. Abgefüllt wurde dafür "normaler" Maker´s Mark mit 45%;

Maker´s Mark World Cup 2010 - Germany, 45% Vol., Nr. 45/48, 700ml; Auch hier handelt es sich beim Inhalt "nur" um regulären MM; Gegenüber anderen Bottlings, die in den USA zu besonderen Anlässen abgefüllt werden, war die Auflage mit den drei Wachsfarben hier äußerst gering;
Maker´s 46, 47% Vol., 750ml; Dazu ist (fast) alles gesagt

Ein nettes Quintett also. Dass die Marke seit den 80ern erst zur Kultmarke in den USA wurde und inzwischen auch bei uns eine gefestigte Marktposition hat, liegt aber nicht an den Sonderabfüllungen, sondern neben dem guten Preis-Leistungsverhältnis auch am Auftreten, dass man seit der Übernahme durch Beam Global 2005 an den Tag legt. Promo-Veranstaltungen verschiedenster Art wie Cocktailwettbewerbe, die Verlosung von Reisen nach Kentucky, eine Tour mit Dipping-Stationen in ausgewählten Supermärkten und nicht zuletzt ein feines Merchandiseprogramm und kompetente Markenbotschafter zeigen, dass man es bei Beam Ernst meint mit der ehedem kleinsten Brennerei Kentuckys. Mich persönlich reizt die Balance zwischen süßem Sahnetoffee und dem pfeffrigen Weizen.
edit: Die oben aufgeführten Editionen (Black Wax, Gold Wax und Vintage 1983) waren m.E. nicht die einzigen limited editions von MM. Hier ein Label einer älteren 101proof-Abfüllung, die (schon in den 70ern?) nach Italien exportiert worden war: