Dienstag, 24. Dezember 2013

Historischer Designerwhisky? Ultra-premium-deluxe-super-vintage?

Als vor einiger Zeit ein paar Kisten mit Flaschen schottischen Whiskys unter einer von Sir Ernest Shackleton genutzten Hütte nach rund 100 Jahren im Eis der Antarktis entdeckt und drei davon für einige Zeit nach Schottland gebracht wurden, gab es - wie ich meine zurecht - ein ziemliches Medienbohei. Eine schöne Story.

Der jetzige Markeninhaber des von Shackleton präferierten Stoffs machte sich aber nicht nur daran, die wertvollen Tropfen (mehr durften den Buddels nicht entnommen werden) zu analysieren, sondern nutzte seine Kapazitäten und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit aus, um eine Replika zu entwickeln und auf dem Markt zu platzieren. Ein brauchbarer, schön verpackter Blended Malt (auf Preisniveau von deutlich über 100 EUR) stand und steht im Regal, der nachvollziehbar und durchaus glaubwürdig (wenn man Masterblender Richard Paterson und Author Dave Broom glauben mag, die den historischen Stoff tatsächlich im Mund hatten) vorgibt so zu schmecken, wie der mittlerweile berühmte Originalwhisky, der wieder unter der Hütte eingelagert wurde. Letzteres eine wirklich coole Sache. Von Shackleton's Whisky gibt es mittlerweile eine zweite etwas günstigere Auflage (u.a. hier finden Sie beide) und seit ein paar Monaten ist sogar ein Buch zum Whisky auf dem Markt.

Die Story wärme ich lediglich auf, da es seit wenigen Tagen neuen "historischen" Whisky in deutschen Shops zu kaufen gibt. Die Firma The Lost Distillery Company hat bislang drei Blended Malts kreiert, die die Single Malts der z.T. vor über 100 Jahren geschlossenen Destillerien Gerston, Auchnagie und Stratheden als "moderne Interpretationen" wiedergeben sollen. Wie geht das? So wie beim Shackleton's? Hm, zu lesen ist von allerlei wissenschaftlicher Arbeit, von zehn Key Components und von Professor Michael Moss, der offenbar die Forschungen leitet. Nicht zu lesen ist von der Analyse des Originalwhiskys - was mangels entsprechender Ware auch schwierig sein dürfte. Die beiden Firmengründer sind übrigens ehemalige Diageoleute (was bei der Größe dieser Firma und ihren Verzweigungen in der Whiskywelt nicht weiter schwierig sein sollte) und scheinen sich v.a. beim Marketing ihrer Sache sicher zu sein, da sie Abfüllungen von 20 verschiedenen Lost Distilleries für die nächsten sechs Jahre planen und davon soll jeweils eine "super-premium deluxe version" und eine "ultra-premium vintage version" erscheinen. Die Preise liegen bei knapp über 60 EUR für super und bei rund 175 EUR für ultra. Alle Flaschen bzw. deren Inhalt kommen mit 46% Vol., ohne Kältefiltration, ohne Färbung und das Design erinnert an Bristol Classic Rum meets Compass Box. Und der Whisky selbst? Soll gelungener (Blended) Malt sein. Na, immerhin! Leider werden wir (aus markenrechtlichen Gründen) wohl auf Interpretationen von Brora und Port Ellen verzichten müssen. Schade, aber das wäre vielleicht zurecht das ultra-premium-deluxe-super-vintage-klasse-vollgeilomat-spitzenzeug gewesen, auf das wir seit jahren warten...

Youtube-Kanal von Shackleton's Whisky

Youtube-Kanal von Masterblender Richard Patterson

Youtube-Kanal von Scott Wallace


Dienstag, 3. Dezember 2013

Malt Maniacs Awards 2013

Vor wenigen Minuten veröffentlichten die unabhängigen Malt Maniacs die mit großer Spannung erwarteten Ergebnisse ihrer 2013er Awards. Neben den jeweiligen Klassensiegern (z.b. aus den Bereichen "sherried" oder "peated") ist v.a. das tatsächliche Punkteergebnis interessant. So liegt der Benriach 1985 #7188 zwar in seiner Kategorie "best peated - ultra premium" vorne, hat aber mit 87 Punkten eigentlich "nur" eine Silbermedaille erreicht.
Gold gab es mit Punkteresultaten von 90 bzw. 91 Punkten nur für vier von rund 200 Whiskies, die natürlich in Form eines anonymisierten Blindtastings verkostet wurden. Die glücklichen Sieger sind:

91 P. Karuizawa 1973/2013 (67.7%, Number One Drinks, Ex-Sherry Oak, C#1607, 138 Bts.)
91 P. Kavalan ‘Solist’ (57.8%, OB, NAS, Sherry Cask, C#S06082)
90 P. Glenfarclas 1989/2012 (56.6%, OB The Family Casks, C#11046, 591 Bts.)
90 P. Yamazaki 1993/2012 (57.5%, OB for LMDW, Sherry Butt, C#3T 70070, 300 Bts.)
Drei von vier also aus Asien und alle vier aus Sherrycasks - davon gabs 2013 offenbar ganz ordentliche Abfüllungen. Und das Haar in der Whiskysuppe: Der Karuizawa hatte einen Ladenpreis von rund 600 EUR. Der Yamazaki ist für schlappe 550 EUR noch zu haben und DEN Glenfarclas konnte ich auf die schnelle nicht ergooglen - ist ja auch eine TSMC-Abfüllung. Einzig der taiwanesische Kavalan (Yes!) ist bei LMDW für 150 EUR auf Lager (und - äh - schon länger in meiner bescheidenen Collection gebunkert). Naja, das ist zumindest ein kleiner Trost, wenn der nach mir benannte Highland Park Svein mit lächerlichen 80 Punkten als Letzter der prämierten Malts gerade noch eine Bronzemedaille ergatterte.