Mittwoch, 29. September 2010

Whiskeybier, Jahrgangsrhum und der schwarze Jim

Nach dem anstrengenden Besuch des BCB 2010 möchte ich mal wieder auf einige Produkte und Besonderheiten hinweisen, die meines Erachtens ganz und gar erwähnenswert sind.

Da ist zum einen die sogenannte "Whiskey-Weisse" von der Brauerei Hösl in Mitterteich (Oberpfalz). Das nach dem bayerischen Reinheitsgebot hergestellte Weißbier (5,6% Vol.) wird unter Zusatz von "Whiskeymalz" zum sortentypischen Weizenmalz gebraut, was laut Infotext zu einer "angenehm torfigen, rauchigen Note" führen soll. Meine Beobachtungen ergaben, dass aus der (leider) standardisierten Industrieflasche ein bernsteinfarbenes Gebräu läuft, dass aufgrund seines wohl etwas höheren Kohlensäuregehalts zu einer schönen, großporigen Schaumkrone führt. Die Hefe fällt in mittelgroßen Partikeln auf den Glasboden. In der Nase zeigt sich keine große Auffälligkeit. So viel wird aber schon verraten: Wir haben es definitiv mit einem würzigen Weißbier zu tun. Dieser Eindruck setzt sich fort. Die "Whiskey-Weisse" ist ein kerniger Kumpan, der
vollmundig und dabei nie süß oder übermäßig malzig seinen Mann steht. Das Whiskeymalz sorgt offensichtlich für den Zugewinn an Würze, welche aber bestens eingegliedert ist und das stimmige Gesamtbild dieses stilistisch eher altbayerischen Weißbiers ergibt. Meine Nachfrage zum einen oder anderen Detail wurde vom Hersteller leider nicht beantwortet.

Ein besonders interessantes Preis-Leistungsverhältnis bietet die Abfüllung "MG 2003 Rhum Agricole" (49,0% Vol.) der Destillerie Bielle von der französischen Karbikinsel Marie-Galante, die neuerdings beim Kaufhaus Manufactum für 29 EUR zu haben ist. Die aktuelle Abfüllung "Bielle Rhum Vieux Brut de Fut Vintage 2003" mit 56,2% Vol. kostet im einschlägigen Onlinehandel rund das Drei- bis Vierfache. Und um es kurz zu machen: Der Manufactum-Rhum ist eine Wucht. Neben feingliedrigen Jahrgangsagricoles wie dem "Trois Riviers Single Cask 1997" oder dem "La Mauny 1998" stapft der Kaufhaus-Bielle mit großen Schritten ins Zimmer und läßt sich dort erstmal nieder: Gekommen um zu bleiben! Die helle Bernsteinfärbung täuscht über die Power etwas hinweg.
Schon das Aroma mit Vanille, etwas Honig und fruchtigen Anklängen verspricht eine besondere Vehemenz, die dann am Gaumen mit viel Aprikose nebst Süße und den angekündigten Bourbonfässern, die denen sich das Destillat sieben Jahre aufgehalten haben soll. Wer einen anspruchsvollen Agricole zu fairem Preis sucht, sollte es mal hiermit probieren.

Da mir kürzlich eine Flasche Jim Beam "Black" in die Hände fiel, deren Abfüllung mind. 4-5 Jahre zurückliegt, wollte ich die Erfahrungen einiger Mitstreiter und meiner selbst damit kundtun. Der "Black" hat eine bewegte Geschichte. Vor rund 12 Jahren kam er schon als 8-years-old mit 45% Vol. ins - zumeist amerikanische - Barregal. Dann wurde er als 7-years-old abgefüllt (ca. 2000) um anschließend wieder als 8-years-old allerdings mit 43% Vol.verkauft zu werden (bis ca. 2008). Nun ist er seit geraumer Zeit als aged-to-perfection ebenfalls mit 43% Vol. unterwegs. Eine solche
aktuelle Abfüllung wurde von einem kleinen Kreis eingeschworener Bourbonen dieser Tage mit dem direkten Vorgänger verglichen. Das Ergebnis: In beiden Testgläsern befand sich ein verdammt guter Bourbon! Die Eichennoten und eine direkte Süße haben beide Abfüllungen inne. Auch der lange Abgang mit Vanille ist typisch für den "Black". Der "Ältere" zeigt aber eine Spur mehr Komplexität und Fass. Wirklich "A Kentucky Classic" (Jim Murray´s Whisky Bible).

Update - Hier eine der aktuellen U.S.-Flaschen:

Noch ein Update: Seit einigen Wochen ist in Deutschland eine neue Ausgabe des "Black" erhältlich. Der Nachfahre der oben bezeichneten "Blacks" kommt im neuen Flaschengewand und nennt sich nun "Jim Beam Black - Triple Aged" mit dem Zusatz "aged 6 years" (vgl. U.S.-Version "double aged - 8 years"). Das nennt sich dann "Premium-Design". Eine Verjüngung im wahrsten Sinn des Wortes...

Mittwoch, 22. September 2010

man sagt, er habe magische kräfte 1992

Beyond Tiki - Blog Battle mit Sailor Jerry

Im Vorfeld des Barconvent in Berlin rief dieser Tage der Vertrieb des Spiced Rums "Sailor Jerry", der erst kürzlich einen Relaunch in Sachen Rezept und Label erfahren hat, zu einem Blog Battle auf. Unterstützung gab es dazu von Herrn Meyer aus Hamburg und dessen persönlichem Netzwerk.

Nicht nur, dass die böse, böse Industrie einen bislang unbescholtenen Bürger des Barlandes Deutschland für ihr Profitstreben missbraucht hat, ist geradezu kriminell. Nein - viel schlimmer noch: Ich selbst ließ mich mit einer Freiflasche Sailor Jerry ködern und beteilige mich nun darselbst an diesem perfiden Spiel!

Die Vorgabe, einen "Beyond Tiki"-Drink zu kreieren, möchte ich mit der folgenden Rezeptur mehr oder weniger erfüllen. Dabei war es gar nicht so einfach der fragilen Struktur des neuen Sailors Genüge zu tun und trotzdem zu einem halbwegs vernünftigen Tikitrunk zu kommen. Der nun schon nicht mehr so neue Autentico bot sich mit seinen feinwürzigen Kräuter und der Vanillenote meiner bescheidenen Meinung nach an. Mein Versuch nennt sich...


Rocket Fuel


6cl Sailor Jerry Spiced Rum

1,5cl Galliano l´Autentico 42,3°
1,5cl Cointreau

2cl Limettensaft (frisch gepresst)

1cl Falernum (Forgotten Flavours)


shake & strain auf solide Eiswürfel in Tumbler/DOF, Deko: Minzspitze


(Als Rocket Fuel bezeichnet Tiki-Ikone Beachbum Berry die alte Version des Sailor Jerry in seinem mehr als empfehlenswerten Buch "Remixed - A Gallery Of Tiki Drinks" - SLG Publishing, 2010.)

Bei der Gelegenheit ergab sich nebenbei noch die folgende Kreatur, die sozusagen außer Konkurrenz die Leser dieses Blogs zu Eigenkreationen animieren soll:


Roughneck


6cl Sailor Jerry Spiced Rum

2cl Galliano l´Autentico 42,3°

2cl Limettensaft (frisch gepresst)

splash Ginger Beer (Fever Tree)


shake 1-3 & strain auf solide Eiswürfel in Longdrink, Ginger Beer hinzugeben, Deko: Limewheel;


Über den genauen Verlauf der "Sailor Jerry Bartenders´ Night - East Meets West - Beyond Tiki" und den Ausgang des Battles wird hier natürlich ausschweifend berichtet...

UPDATE:

Ah, hier sind schon die Ergebnisse des Blog Battle. Vielen Dank an alle an der Vorbereitung und Durchführung des Wettbewerbs beteiligten Personen, speziell Herrn Meyer und Jerry himself (God Bless You All!). Ich denke auch Platz 4 läßt sich nexte Woche gebührend anfeiern...