Montag, 25. Februar 2013

Finest Spirits 2013 im Zeichen des Rums

Am letzten Wochenende fand in Münchens MVG-Museum das "Finest Spirits"-Festival statt. Die Veranstaltung, die 2011 noch den Untertitel "Munich Whisky & Bar Festival" trug und damit Bezug auf ihre Abstammung als reinrassiges Whiskyfest nahm, hat sich zur größten Consumer- und Lifestylemesse ihrer Art in Deutschland gemausert.
Während nach meinen Beobachtungen am Freitag ein Zuwachs an Besuchern zu verzeichnen war und die Location am Samstag fast aus den Nähten platzte, war die Lage am Sonntag direkt entspannt. Das begleitende Vortragsprogramm war wieder sehr erlesen und vielleicht kann der Veranstalter an diesem Punkt ansetzen und für eine "Entzerrung" sorgen, da doch einige Highlights am Samstag geballt anstanden.

Der verwendete Slogan "Alles rund um Whisky, Wodka, Gin und Genuß" zeigt zwar die längst erfolgte Erweiterung hin zu weißen Spirituosen, geht aber natürlich längst nicht weit genug. Renommierte Obstbrenner (mit und ohne Whiskyproduktion) aus nah und fern gaben sich ebenso ein Stelldichein wie Käseaffineur, Schokoladenmanufakturen, Eismann (natürlich mit hochprozentigen Kreationen), Bourbon-Mike, Fassmacher und Rumhändler. 

Letztere waren dieses Jahr besonders stark vertreten. Der Sektor "Rum" wächst in Deutschland erfreulicherweise. Wenn auch nicht schnell, so doch stetig. So war das Traditionshaus "Charles Hosie" mit den ersten beiden Abfüllungen seiner neuen "Hauslinie" vertreten, die ausgezeichneten Rums aus der "Plantation"-Serie von "Cognac Ferrand" gab es zu verkosten, wie auch die ganze Palette von "Zacapa" aus Guatemala oder von  "Centenario" aus Costa Rica, die brandneuen Single Cask-Rums von "Isla Del Ron / Malts Of Scotland" (mehr dazu folgt), der "Whisky Agency" (Jamaica 35y!) und von der "Scotch Malt Whisky Society". Die letzteren drei sind als erstklassige Whiskybottler bekannt und versuchen sich neuerdings mit Toprums in Faßstärke, unfiltriert und ungefärbt. Das ist echter Rum. Ein Ausrufezeichen. 
Das setzte auch Germanys Rum Ambassador und Chef des "German Rum Festivals" Dirk Becker aus Berlin, der nicht nur ein Tasting leitete, sondern in seinem Festivalshop "Rum Depot" auch ein Highlight der Messe feilbot: "Blue Mauritius", ein in frischen Portweinfässern gereifter Rum, der aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft hergestellt wird und den Connaisseur mit einem Spiel zwischen Bananasplit und kurzgereiftem Rhum Agricole einfängt. Der Rum sorgte sogar bei Facebook zwischenzeitlich für Furore ("München liebt Blue Mauritius"). Gut so.
Whisky gab es auch. Und nicht zu wenig. Besonders interessant waren die Brandneuen, wie z.B. die Sherryexpressions von "Slyrs" und die hochgelobten Taiwanesen von "Kavalan" (Bericht folgt). Aber auch die Alten, wie sie von "Raritäten Langer" oder den Freaks von "Slowdrink" / "Munich Spirits" um Pit Krause in erschwinglichen Drams verkauft wurden (Stichwort: Monster Malts).

Ins Detail in Sachen Whisky ging der in allen Spirituosengattungen bewanderte Guru Jürgen Deibel. Er präsentierte zusammen mit Lorenzo Garcia von "Bodegas Tradicion" zwei 1999er "Glengoyne" Single Malts, die nach Reifung im Ex-Bourbonfass ein Finish im Palo Cortado- bzw. Pedro Ximenez-Sherryfass erhielten. Das ist nichts besonders? Moment! Die Sherryfässer stammen aus 60-70 Jahre alten Beständen der Bodega und wurden so nicht - wie heute üblich - nach Wunsch der schottischen Destillerie designt. Zudem reifte in ihnen zuletzt nicht irgendein Sherry, aus dem später "nur" Sherryessig wurde, sondern ein 33jähriger bzw. ein 20jähriger Sherry und - jetzt kommts - die sind zusammen mit den Whiskyabfüllungen zu erwerben. Der Sherry zum Whisky und beide aus dem selben Fass. Schöne Idee. Leider nicht ganz billig. Mir hat die P.X.-Variante besonders gemundet.
Aber es gab auch Leute, die nur zum Schmauchen in der "Dallmayr" Cigar Lounge gekommen waren und denen der flüssige Teil der Veranstaltung völlig egal war (kein Witz). Aber Geniessen kann der Mensch bekanntlich auf vielerlei Art. Neuerdings auch beim Pairing von Schokolade mit Champagner (geil!) usw...

Wie der Leser feststellen kann, hat mir die Festivität sehr gut gefallen. Frank Böer und sein Team sind auf dem richtigen Weg. Bleibt nur die Frage: Wer hat die lärmige Band bestellt?




  



Update: Die offizielle Bildershow

Sonntag, 10. Februar 2013

Monaco Vodka @ Distillers Bar oder: Munich Vodka War

"Lass uns noch was Wodka holen
russische Vitamine
Ich glaub, wir müssen nochmal hin
Ich glaub, der Typ schläft schon"
(Einstürzende Neubauten, "Yü-Gung", 1985)
Um russische Vitamine ging es hier bei wad bislang nur selten. Das soll auch so bleiben. Doch anlässlich der vom Trinkermagazin "Mixology" kürzlich ausgerufenen Vodka-Wars, muss ich den Zeigefinger - wie so oft - mal wieder auf München dirigieren.
Ein Samstagnachmittag in München-Schwabing. Es geht um Vodka, um eine Cocktailbar, das Schwabinger Publikum und um ein Münchner Original, das passender Weise den bürgerlichen Namen Franz Münchinger trägt.
Unter diesem Namen kennen den Monaco Franze, einen sogenannten Stenz, aber auch heute nur Insider. "Der Monaco Franze, das war doch der Helmut Fischer", so zumindest Volkes Meinung. Und das stimmt. So wie Horst Tappert Derrick war, so war der Schauspieler Helmut Fischer der Monaco Franze in der gleichnamigen Fernsehserie des BR. Leider wandeln die beiden realen Personen nicht mehr unter uns - doch sind sie aufgrund der Fleischwerdung ihrer beiden TV-Figuren auch weiterhin allgegenwärtig. Viele Aussprüche des Monaco (so die Kurzform) haben sich - auch Dank vieler TV-Wiederholungen, Video und DVD - erhalten und sind irgendwie in den täglichen Sprachgebrauch nicht nur seiner eingefleischten Fans eingegangen.

Aber das nur nebenbei zur Aufklärung für Menschen, die hierzulande z.B. auch Fragen wie "Wie schreibt man Krapfen? Mit K oder mit G?" stellen. Naja, Preisn eben. 

Ein cleverer Kopf hat sich nun diese Namen als Marken schützen lassen und so das Label "franzmünchinger" geschaffen unter dem bislang Lederhosen, Kaffeehaferl, Brotzeitbrettl, T-Shirts, ein Fahrrad (!) und noch dies und das vertrieben werden. Und jetzt eben auch der "Monaco Vodka". Ob nun der echte Franz Münchinger alias Monaco Franze alias Helmut Fischer dem Wässerchen überhaupt zugetan war, ist nicht überliefert. Aber das kümmert die "Munich Distillers" nicht, wenn sie "Münchens ersten Vodka" anpreisen, denn ihr Konzept geht viel weiter. Der "Monaco Vodka" ist vermutlich Deutschlands erste Spirituose mit eigener, exklusiver Cocktailbar inkl. Flagshipstore! Aber hallo!

In Letzterem, der räumlich an die Bar und den integrierten Destillierraum angegliedert ist, kann man die oben beschriebenen Produkte erwerben. In der Distillers Bar (Occamstr. 2, Barkarte) werden unter der Obhut von Barchef John Hofmann (Ex-Barista, Barzirkel München) täglich ab 18.00 Uhr (außer Montag) gemischte Getränke aller Art präsentiert. DJs, Livemusik und Monaco Franze auf Großbildleinwand runden das Unterhaltungsprogramm ab - Nervenkitzel à la Bombenexplosion in der Nachbarschaft gibts von Zeit zu Zeit gratis dazu.

Die Macher im Interview

Ich konnte bei Geschäftsführer Konstantin Graf von Keyserlingk und Barchef John Hofmann nachfragen:

whatadrink: Sie haben eine hochwertige Carl-Brennereianlage in einer Cocktailbar installiert. Was wird da alles produziert?

Konstantin Graf von Keyserlingk: Ja, das stimmt. Wir haben ein innovatives Konzept, das Bar und Destilleriebetrieb kombiniert. Was uns sehr wichtig war, ist, dass wir neben der Herstellung unseres Vodkas unseren Gästen in sogenannten Showbrenneinlagen zeigen können, wie Destillate verschiedenster Art entstehen und durch die Kombination von Gastraum und Manufaktur haben wir die Möglichkeit z.B. Limited Editions eines Gins, Aquavits oder eines Fruchtdestillats herzustellen, was der Kunde vor Ort live erleben kann.

wad: D.h. ich könnte heute zu Ihnen kommen und Sie produzieren hier - mit einer gewissen Vorlaufzeit - exklusiv einen whatadrink!-Gin für mich, anhand meiner Ideen, die ich in die Rezeptentwicklung einbringen kann?

GvK: In der Tat. Es gibt Bestrebungen von unserer Seite das Konzept in diese Richtung auszuweiten. Aktuell ist es so, dass unser Team Rezepte entwirft. Ab der zweiten Jahreshälfte 2013 soll es verschiedene Gins geben, die aber zunächst nur hier in der Bar ausgeschenkt und ggf. später als Limited Editions verkauft werden. 

Dass wir bestimmten Kunden, die Interesse haben, bereit sind tief in die Materie einzutauchen und auch kostentechnisch investieren wollen, die Gelegenheit geben ihre eigene Spirituose zu entwickeln, die z.B. als Firmen-/Kundengeschenk ausgestattet und customized wird, ist durchaus möglich. Man kann dann auch hier degustieren. Wir haben also ein Konzept, bei dem der Kunde uns mit der Umsetzung beauftragt, aber selbst auch daran beteiligt ist. So weit sind wir noch nicht, aber das wird kommen. In welcher Form das dann genau der Fall sein wird, lässt sich jetzt schwer sagen auch, wo sich eine solche Sache kostentechnisch ansiedeln wird. Wir hatten aber schon Nachfragen in diesem Bereich.

wad: Die Bar sitzt im Herzen Schwabings zwischen Schwabinger Sieben und Vereinsheim und wird daher wohl ein eher gemischtes Publikum haben. John, Du warst jetzt elf Jahre im "Barista", das sicher einen anderen Kundenkreis mit ganz geringem Anteil an sogenannter Laufkundschaft hatte. Wie siehst Du die Ausrichtung der Bar an der Besonderheit, dass eine Destille in selbiger steht?

John Hofmann: Nun, man könnte das hier auch als Eventlocation sehen. Eben durch die Destille, mit der man Erleben kann, wie eine Spirituose gebrannt wird. Das wird aber in der Regel tagsüber stattfinden. Am Abend ab 18 Uhr haben wir dann unsere Bar offen, mit der wir allerdings wegkommen wollen von der klassischen, kalten Bar, an der man sich auf den Drink konzentriert und wo man einen sehr schönen Drink haben und gute Gespräche führen kann, aber sonst nicht viel mehr erlebt. Unser Lokal ist so gedacht, dass man hier Spaß mit gut gelaunten Gästen hat - ohne dass es gleich ein Club ist. Die Drinks sind aber von der Qualität, wie man sie an der klassischen Bar erwarten kann.

wad: Im näheren Umkreis findet sich meines Wissens keine renommierte Cocktailbar. Die Szene konzentriert sich eher im Glockenbachviertel oder im Altstadtbereich oder liegt mit z.B. Goldene Bar oder Gabányi in ganz anderen Ecken oder besonderen Locations. Damit haben Sie hier ein Alleinstehungsmerkmal aber auch vielleicht den Auftrag, den guten Drink wieder nach Schwabing zu bringen. Ist das so?

JH: (lacht) Ja, das ist genau unser Ziel. Die ehemalige Ausgehmeile Schwabing oder Alt-Schwabing wurde in den letzten Jahren etwas vernachlässigt. Wir fanden diese Ecke aber wunderbar und es gibt wirklich nichts hier, was die Qualität und den Service anbietet, den wir anbieten wollen. Und wir meinen, dass Schwabing das verdient hat.

wad: "Monaco Vodka" ist sicher eine gute Mixspirituose. Aber in der Distillers Bar soll es nicht nur Vodkadrinks geben. Wo siehst Du die Schwerpunkte Deiner Barkarte?


JH: Wir arbeiten fast ausschließlich mit frischen Produkten. Aufgrund unseres gut gemischten Spirituosenangebots können wir natürlich alle gängigen Cocktails oder Longdrinks mixen. 100 Single Malts oder so brauchen wir nicht, da wir uns nicht als Whisky- oder Rumbar oder Wasweißichbar verstehen.

wad: Vodkabar?

JH: Es ist natürlich ein Schwerpunkt, dass wir unser Produkt verkaufen wollen. Das ist normal - das ist Marketing. Deswegen gibt es unseren Vodka auch in vielerlei klassischen Vodkacocktails und Eigenkreationen um ihn zu präsentieren.

wad: Die nächste Frage ist der Running Gag in Sachen Vodka: Was ist das besondere an Ihrem Vodka?

GvK: Vodka ist ja ein überall bekanntes Produkt und wird mit den traditionellen Herkunftsländern Polen und Russland in Bezug gebracht. Und dazu haben viele Menschen noch immer das Bild vom Kartoffelschnaps im Kopf. Viele Marken, insbesondere in Deutschland, nehmen auf die geografische Herkunft bezug und setzen auf russische Assoziationen mit verschnörkelten Elementen und dem Namen. Wir dachten uns aber, wir gehen komplett neue Wege, kehren das um und nehmen ein internationales Produkt aus seinem internationalen Umfeld und branden es sehr sehr stark lokal. Da kommt unser Monaco Franze als Sympathieträger dazu, der das Branding der Flasche maßgeblich prägt neben dem Münchner Gedanken, der sich auf dem Label der Flasche verwirklicht. Wir glauben, dass wenn wir die Qualität, die der Kunde von Premiumprodukten gewöhnt ist, in einem lokalen Münchner Umfeld machen können, ein ganz neues Produkt schaffen, das an Altbekanntes anknüpft und wir damit Erfolg haben werden.

wad: In welcher Kategorie ist Ihr Vodka denn anzusiedeln? 

JH: Er ist schon eher im traditionellen Bereich zu sehen. Er ist aus 100%-Bioweizen gemacht und trägt das Ökosiegel. Ich sehe ihn in der Premiumliga wobei wir auch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten können. Einen Vodka in dieser Qualität bekommt man zu diesem Preis eher selten bis gar nicht. Vodka ist nunmal eine Spirituose, die einen relativ geringen Eigengeschmack haben soll. Trotzdem hat jeder Vodka in irgendeiner Form einen Geschmack. Wobei Geschmack in diesem Fall eher Charakter bedeutet, da die Unterschiede nur Nuancen sind, die beim Purtrinken in Zimmertemperatur zu Tage treten. Im Cocktail ist das nicht zu Schmecken. Eine gute Spirituose soll nach meiner Meinung den Gaumen füllen und nicht so stark Nachbrennen. Unser Vodka hat diese positiven Eigenschaften und vor allem einen klaren Abgang mit einem gewissen Nachhall. Und man hat nach dem Genuss nicht das Gefühl, dass man gerade etwas Unangenehmes getrunken hat. Also keine Bitterstoffe oder Ähnliches.

GvK: Das typische Alkoholbrennen vermeiden wir auch durch unser Filtersystem, das von der TU München entwickelt worden ist. Das ist ein Element auf das wir sehr stolz sind.

Münchens erster Vodka contra Löwenwässerchen

So, danke für die Infos und das Gespräch. Hier auf dem Tisch steht nun "Münchens erster Vodka". Doch ist er das wirklich? Bekanntlich hat die Persephone Destillerie, die nur zwei Kilometer von der Distillers Bar entfernt liegt und seit einigen Jahren erfolgreich "The Duke - Munich Dry Gin" herstellt, seit 2012 den "Lion's Vodka" auf dem Markt. Doch der wurde erst beim BCB im Oktober vorgestellt, während die Distillers schon am 27. September auf einer Pressekonferenz ihren "Monaco" präsentierten. 1:0 für die Distillers in diesem kleinen Gefecht.

Aber nun gleich zur wichtigsten Kategorie bei Vodka: Die Flasche - zu deutsch: Packaging. Der Löwe kommt in einer gedrungenen, abgerundeten Bottle, die in der Rubrik "Verkostet & Bewertet" des oben schon erwähnten Magazins von dem geschätzten Berliner Barmann Arnd Henning Heissen wie folgt beschrieben wurde: "Eine Flasche, die aussieht, als ob zwei Studenten in ihrer freien Zeit ein Label ausgedruckt und auf eine Flasche aus dem Chemielabor geklebt haben und jetzt versuchen, damit bei ihren Klassenkameraden ein wenig ihr Taschengeld aufzubessern". Christina Schneider, auch in Berlin tätige Vorzeigefrau der Branche, schreibt im gleichen Blatt "schönes Logo, schnuckelige Flasche". Immerhin. Merke: Hier ging es um den "Lion's". Mehr dazu hier.

Verkostet und Abgewertet?

An dieser Stelle ein Ausritt. Dass Berliner Barmenschen von bajuwarischem Schnaps und dessen traditionellem Packaging nur wenig verstehen, mag einleuchten. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass "Mixology" dringend sein Bewertungssystem bei "Verkostet & Bewertet" überdenken sollte. Allzuviele Urteile landen hier in den letzten Ausgaben im Bereich 50-69 Punkte - "Solide" bis "Gut" also. Seltenst ist die Kategorie "Sehr Gut" und fast nie die Notenstufen "Ausgezeichnet" oder "Überragend" besetzt. Und wenn, dann landeten da ein Rhabarbernektar, zwei (überbewertete) Piscos, ein 30-Euro-Cachaca und eine inzwischen eingestellte Grapefruitlimo. Die Höchstnote hat meines Wissens nur der "Plantation" Overproof Rum vorletztes Jahr erreicht. Sind denn die Neuheiten der letzten Jahre echt so durchschnittlich? Liegt die Latte der (Berliner) Tester wirklich so hoch? Zuletzt kamen mir gleich drei von einander unabhängige Industrievertreterstimmen zu Ohren, die mit ihren Zensuren äußerst unzufrieden waren - gerade im Vergleich mit Konkurrenzprodukten. Auch ich selbst konnte manche Punktvergabe nicht mehr nachvollziehen. Aber das gehört ja gar nicht hierher...

Geschmack? Welcher Geschmack?

Wir waren bei der Flasche stehengeblieben und daher gibts nun ein paar Gedanken zur "Monaco"-Verpackung. Die Form ist schlicht (nix Bling-Bling) und pouringfreundlich. Der Drehverschluss (einzige Monaco Franze-Reminiszenz) spielt an der Bar keine Rolle - gleiches gilt für die Bio- und CO²-Neutral-Zertifikate. Das sind Endverbrauchergimmicks. Der rote Balken vorn mit kleiner Münchner Skyline und Schreibschrift ist ok, die Weizen- und Hopfenelemente sind recht dezent wie auch das große schwarze Monaco M, das vor einem dunklem Hintergrund praktisch verschwindet. Das Ganze ist aufgedruckt und nicht etwa aufgeklebt. Von mir gibts ein "Gut". Der "Lion's" liegt bei mir mit seinem Kalligrafielook aber vorn: 1:1.

Beide Brände sind saubere Vertreter ihrer Zunft. Der "Monaco" ist ein klares Allroundgenie, das sich sowohl hinter Massen-/Pouringbrands wie "Absolut" als auch hinter dem Premiumlager in den hochwertigen (?), gelaserten & satinierten Flaschen nicht verstecken braucht. Der "Lion's" wirkt in Sachen Mundgefühl etwas voller, die dafür verantwortliche Getreidemischung aus Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel (Die genaue Mashbill wäre interessant) macht ihn wohl auch eine Spur süßer. Ein "echter" Roggenvodka hat dann aber etwas mehr geschmackliche Power. Der Begriff Sippingvodka existiert übrigens nicht. Letztlich jagen mir beide meine Vodkalieblingsmarken "Green Mark", "Chopin"und "Wyborowa Exquisite Single Estate" nicht vom Acker, tun aber auch nicht weh. Spielstand 2:2.

Fazit: Unentschieden im Vodkakrieg. Münchens Andenkenläden und Naturkostinseln sollten die beiden neuen und wertigen Vertreter bayerischer Brennkunst im Regal haben. Der "Monaco" bietet sich auch fürs Pouring an. Ob die beiden sich überregional durchsetzen können, wird man sehen. Der Kartoffelvodka "Bavarka" von Lantenhammer ist preislich keine Konkurrenz, wird aber ebenso wenig am Schliersee destilliert, wie die beiden Münchner in Schwabing, da alle drei Hersteller nicht über entsprechende Anlagen/Genehmigungen verfügen. Die Distillers Filtern und Füllen aber zumindest dort ab.

Hinweis: Aufgepasst Stenz! Der Löwe war zuletzt beim "Ball des Sports" in der "Playboy Lounge" gesichtet worden während Du zum Fasching mit dem "Herrn der sieben Meere" am Faschingsdienstag eingeladen hast. Vodka ist Sex! Die letzte Folge des Monaco Franze im TV hieß übrigens "Abgestürzt".