Die Hessenmetropole ist bekanntlich die deutsche Chartreusehauptstadt und verkonsumiert - auch wenn mir keine belastbaren Zahlen vorliegen - mindestens genauso viel vom Verte wie der Rest der Republik. Ach was
Dies und noch einiges mehr wird dieser Tage unter Anleitung des deutschen Brandmanagers Steffen Hubert (Mancher kennt den noch von seinen meist gelungenen Beiträgem im Barmagazin "Mixology") aus dem Vertriebshaus Borco in verschiedenen Bar- und Cocktailkreisen erläutert. Es geht auch um Mönche, Schweigegelübde, Geheimrezepte, über 400 Jahre Spirituosengeschichte und Bruno von Köln. Das klingt nach Storytelling. Ist es zum Teil auch. Ist aber auch Realität.
In selbiger wandelten am gestrigen Montag einige Wissendurstige unter einer grauen Wolkendecke durch Münchens botanischen Garten, um aus kundigem Mund einige Beispiele für ess- bzw. genießbare Pflanzen vorgeführt zu bekommen. Nach der Exkursion führte der Weg in Stefan Gabànyis treffend benannte Bar "Bar Gabànyi". Dazu nur eines: Man kann in/mit einem Barbetrieb ein gigantisches Ballyhoo vollführen ohne je cool zu werden. Stefan und sein Laden sind es von Natur aus und man fragt sich - während ein nicht zu überbietender Last Word (mit Alipus San Juan Del Rio Mezcal statt Gin) serviert wird - wie das früher ohne diesen Hort der Barkultur in München so gewesen sein musste. Also vor 2012.
Zurück zum Thema. Zurück zu Karthäusern, Karthause und rund 15 verschiedenen Frucht- und Kräuterlikören aus dem Hause Chartreuse. Die galt es zu Verkosten, aber mit Bedacht, denn Steffen Hubert hatte auch noch 60 Proben von getrockneten Kräutern dabei, denen sich die Gäste widmen konnten. Damit wurde übrigens nicht die Hälfte der chartreuschen Zutatenliste (über 130 Kräuter, Blumen und Gewürzen sollen ja drin sein) verraten - das Rezept ist schließlich geheim und selbst den Hamburger Borcos nicht bekannt.
Ich rate dem Leser an dieser Stelle zu einer Kostprobe des pfeffrig-kantigen "Chartreuse 1605 - Liqueur D'Elixier Des Pères Chartreux" (56% Vol., 0,7l ca. 30-40 EUR). Ob man davon eine Flasche für die Nachwelt im persönlichen Weinkeller verstecken sollte, ist jedem selbst überlassen. Die von Herrn Klaus St. Rainer mitgebrachte sehr anislastige Abfüllung - datiert auf eine Periode um 1900 - zeigte nach einiger Zeit im Glas ein nach Bockshornkleesamen (!) duftendes Bukett. Die frische Lakritzspur auf der Zunge blieb aber erhalten. Beeindruckender Stoff. 100 Jahre Bottleaging? Das nenn ich mal 'entschleunigt' - What A Drink!
Auf den großartigen Dokumentarfilm "Le Grand Silence" sei ergänzend verwiesen.
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