Wieder zwei Liköre bei B-to-B: Diesmal duellieren sich der Herausforderer "The Bitter Truth - Elderflower Liqueur" und der Titelträger "St - Germain". Letzterer hat bei seiner Markteinführung durch seine formschöne Art-Deco-Flasche und den relativ hohen Preis für Aufsehen, aufgrund seiner Qualität, aber auch für hohe Akzeptanz in den Bars gesorgt. Mittlerweile machen dem Franzosen neue Produkte wie z.B. "Greenfield & Harter - Elderflower" und der neueste Spross der Bittersschmiede "TBT" Konkurrenz.
Der Münchner kommt in der schlichten Likörflasche, in die auch die TBT-Liköre "Pimento Dram", "Creme De Violette" und "Apricot Brandy" abgefüllt werden, mit 22% Vol. auf den Tisch und kostet rund 15 EUR. "St - Germain" (20% Vol.) war zunächst nur in Übersee zu haben, wanderte dann über England auch nach GSA-Land und kostet derzeit um die 30 EUR.
Schon beim Nosing wird der Unterschied klar. Der Deutsche (hergestellt in Österreich) ist die leichtere Variante mit frischen Birnen und Apfelaromen und dem Bukett eines leichten Weißweins während der Monsieur mit schwerem, überreifem Pfirsich herbei stolziert und sich deutlich voller und mit wirklich schwerer Süße - ohne allerdings zu zuckrig zu sein - präsentiert. Pur bietet sich also der delikate, fast schon halbtrockene Gaumenschmeichler von TBT an, der nicht zu unrecht als Aperitivvariante empfohlen wird. Erinnerungen an z.B. "Lillet Blanc" werden wach. Ich kann ihn mir aber auch als Komponente in einem Cocktail auf der Basis von frisch-fruchtigen Obstbränden aus Pfirsich, Apfel oder Aprikose vorstellen. Anders der Platzhirsch, der mir besser im Elder Sour oder den vielen bekannten Drinks mit Holunderblütenlikör gefällt. Ein bißchen schade finde ich, einen 30-Euro-Likör mit Prosecco oder Champagner aufzugiessen. Hier erscheint mir die Verwendung eines guten - vielleicht selbstproduzierten - Holunderblütensirups ausreichend.
Erneut gibt es also ein Unentschieden bei B-to-B, wobei beim "St- Germain" das Design und beim "TBT" das Preis-Leistungsverhältnis besonders gefallen. Ob man nun beide Probanden in seiner Bar haben muss, darf jeder selbst entscheiden.
dem vergleich fehlt die substanz, gerade hinsichtlich produktbackground:
AntwortenLöschena.) nicht ganz unwichtig bei der beurteilung vom preis-leistungsverhältnis sind unterschiede der verwendeten rohstoffe sowie in der herstellung, sprich die qualität. meines wissens nach ist st. germain nachwievor der einzige holunderblütenlikör, der aus frischen holunderblüten hergestellt wird. alle anderen wettbewerber verwenden gefrorene blüten. frische ware ist ganz klar ein qualitätsmerkmal, dass den höheren preis (zumindest teilweise) nachvollziehbar erscheinen lässt.
b.) im gegensatz zu tbt, greenfield & harter, etc. ist st. germain nur als querimport in deutschland verfügbar. dies bedeutet automatisch höhere bezugskosten, als wenn ein offizieller importeur die ware direkt vertreiben würde - die vögelchen zwitschern, dass sich das bald ändern wird...
dirk
Du hast nicht unrecht, aber Deinem Kommentar "fehlt die Substanz" lieber anonymer Dirk :-)
AntwortenLöschenIm Ernst: Die Rubrik "Bottle-to-Bottle" ist lediglich eine Art "Schnellvergleich" der jeweiligen Endprodukte aus Konsumentensicht. Dies wurde bei einer frühreren Veröffentlichungen dazu bereits angemerkt. Der geforderte Produktbackground sollte hier gar nicht beleuchtet oder gar bewertet werden. Deinen Ansprüchen kann der kommentierte Vergleich daher sowieso nicht entsprechen. Sorry. Ich habe versucht der ungenügenden Qualität insofern abzuhelfen, indem ich auf einige subtantiierte und repräsentative Tastingergebnisse verlinkt habe.
Produktbeschreibungen, Herstellerangaben und Werbebotschaften sollen unter B-to-B das Ergebnis möglichst nicht beeinflussen. Oder hast Du schon persönlich die französischen Bauern auf ihren Fahrrädern gesehen (siehe unten)? Eine schöne Vorstellung übrigens...
"What A Drink!" ist noch dazu kein wissenschaftliches Projekt, sondern lediglich eine Aufzeichnung subjektiver Gedanken und Schlussfolgerungen eines Amateurs. Gut ausgebildete Barfrauen und -männer sowie geschulte Connaisseure sollten also bitte weglesen.
Zu St-Germain, den ich sehr schätze, darf ich aber trotzdem noch aus der Homepage eines Onlineshops zitieren, der dieses Produkt leider nicht mehr vertreibt: "...Die aus den Voralpen stammenden frischen Blütendolden für den St. Germain werden dagegen von der Handvoll Bauern, die diese Tätigkeit noch ausüben, sofort nach dem Pflücken in Säcke verpackt und mit speziell ausgerüsteten Fahrrädern zum Hersteller – der auf eine drei Generationen überdauernde, bis 1884 zurückreichende Tradition zurückblickt – gebracht. Dort werden die Blütendolden umgehend verarbeitet, um die Aromen möglichst vollständig zu extrahieren – nach einem streng gehüteten Verfahren, da die traditionelle Mazeration bei Holunderblüten nur wenig Ertrag bringt und beim Pressen der Blütendolden Bitterstoffe die Aromen beeinträchtigen würden..."
Wobei die Herren Berg & Hauck (von TBT) auf Fahrrädern über und über mit Blütendolden beladen auch ein tolles Bild abgeben würden...
Schöne Diskussion über Qualität und Preis. Was heißt denn Qualität? Qualität ist keine feste Größe.
AntwortenLöschenCooper Spirits halten sich bedeckt wer St. Germain herstellt, aber er wird bei Boudier gemacht. Bei den Mengen die allein in den USA verkauft werden, hält die romantische Geschichte der Fahrrad fahrenden alten Männer nicht lang, auch wenn die sich gut visuell verkaufen lässt.
Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass St. Germain massive Aromen von Litschi besitzt? Hier wird dem Gaumen etwas vorgegaukelt.
Jochen Koslick