Wenn in diesen Tagen eine neue Limonade in den deutschen Markt eingeführt wird, reißt das zunächst niemanden vom Hocker. Irgendwie handelt es sich dabei um einen Vorgang, der "gefühlt" sowieso alle drei Tage stattfindet. Und zuletzt blieb der eine oder andere wohlgemeinte Versuch eines solchen Launchs leider auf der Versuchsebene stecken.
Mit der neuen Berliner Marke "Thomas Henry" der "Thomas Henry GmbH & Co. KG" soll es sich anders verhalten, denn man verspricht nicht nur Qualität, sondern auch einen akzeptablen Preis und - am allerwichtigsten - eine generelle Verfügbarkeit im ganzen Lande. Mit diesen Prämissen hat man auch den Kampf gegen die allgegenwärtige Traditionsmarke "Schweppes" aufgenommen. Um die geschmackliche Klasse der Produkte zu demonstrieren zieht derzeit eine Werbekaravane durch Deutschlands Städte und Bars und präsentiert dem interessierten Fachpublikum neben der "Thomas Henry"-Range von Sodawasser bis Ginger Beer auch eine neue Abfüllung namens "TH Grapefruit Lemonade". Hier meine Eindrücke resultierend aus dem Tasting in der "Goldenen Bar" in München und meinen Heimstudien. Zunächst alle "Thomas Henrys", die in 0,2l-Mehrweg-Pfand-Glasflaschen ausgeliefert werden.Sodawasser: Um es kurz zu machen, das Soda ist genau so, wie es sein soll: Spritzig, neutral, ohne irgendwelchen (Nach)Geschmack. Aber das ist beim Marktführer "Schweppes" aus den bekannten 0,2l-Gebinden ebenfalls der Fall. Das "Thomas Henry" wirkt vielleicht eine Spur feinperliger.
Bitter Lemon: Überraschenderweise wird auch ein Bitter Lemon produziert und das ist dann selbst auch eine geschmackliche Überraschung, denn es kommt sehr fein balanciert und erwachsen mit deutlichem Zitronen(schalen)überhang auf dem Gaumen an. Nur eine leichte, wenn auch spürbare Bitternote erinnert an die Kategorie. Sehr "limonadig" also und sehr gelungen. Ergibt einen gepflegten "Vodka Lemon". Das Premium-Bitter Lemon von "Fever-Tree" mit 3,7% Zitronensaftanteil vertritt im Vergleich dazu mehr die bittere Linie, jedoch bieten die Engländer mit ihrem "Lemon Tonic" und dem "Mediterranean Tonic Water" ähnliche Filler (eben auch für leichte Vodkadrinks) an. Ginger Ale: Auch hier eine kleine Überraschung, denn eine übermäßige Ginger Ale-Vielfalt konnte ich in unseren Breiten bislang nicht feststellen. Das "Thomas Henry" wirkt geschmacklich definitiv natürlicher als der Marktführer und ist, wenn auch eher ein süßer Fratz, so doch mit deutlichem Ingweraroma, insbesondere im langen Abgang, ausgestattet. "Schweppes" kann da überhaupt nicht mithalten. Auch hier noch ein Vergleich mit meinem "Ginger Ale"-Liebling von "Fever-Tree": Der Engländer ist etwas frischer, fruchtiger und feinperliger - aber eben nur "etwas". Wieder ein Punkt für die neue Berliner Range.
Tonic Water: Nun, für was brauchen wir noch ein neues Tonic? - Ganz einfach, weil es zum einen ein wesentlichen Bestandteil des Softdrinkangebots an der Bar ist und so auch bei "Thomas Henry" auf keinen Fall fehlen darf und weil die englischen Platzhirsche von "Fentimans" (mein Favorit) und "Fever-Tree" (ganz zu schweigen von U.S.-Marken wie "Q-Tonic") in Deutschland mangels vernünftiger Verfügbarkeit (Pfandsystem!) keine große Rolle spielen. Das "Henry"-Tonic kann den anderen Wässerchen durch das selbige reichen, hat eine angenehme Citrusnote und eine klare Bitterness. Nicht mehr und nicht weniger - ein gelungenes Gebräu!
Ginger Beer: Das gleiche Prädikat kann man durchaus auch dem "Thomas Henry"-Ginger Beer verleihen. Der würzige Ingwergeschmack lümmelt auf einer nicht zu aufdringlichen Süße und bringt den Neuling so in eine Startposition hinter dem herrlich neutralen "Fentimans" (das so auch deutlich schärfer wirkt) und neben das zarte "Fever-Tree". Die Dosenkinder von D&G, Barr´s, Grace etc. erscheinen süßer und stehen für mich im Ranking hinter dem "ersten gebrauten deutschen Ginger Beer".
Fazit: "Thomas Henry" gibt sich keine Blöße und startet mit allen 5 Variationen im oberen Bereich der Qualitätsskala. Wer sich seine Premiumfiller auf bisweilen abenteuerlichen Wegen zusammen suchen musste, hat jetzt eine einfach zu beschaffende Alternative. Der Preis von knapp unter 20 EUR (brutto) für ein Gebinde mit 20 0,2l-Glasflaschen, die zudem eine gewisse optische Wertigkeit auf dem Tresen vermitteln sollten, erscheint angemessen. Für Großabnehmer wird es sicher noch interessanter.Die Welt bzw. der trendige "Paloma" Highball verlangt nach Grapefruitlimonade - genauer nach der von D&G (siehe auch D&G Jamaica Ginger Beer) seit 1973 hergestellten "Ting" (= "Thing"). Dieser Stoff wird (für Europa) im Vereinigten Königreich hergestellt, wo es seit 1988 erhältlich ist, und ist in Deutschland derzeit nur über Onlineshops und in Asialäden erhältlich.
Doch zurück zum "Paloma". Als ich Tequilabotschafterin Sonja Erler anno 2009 bei einem Tequilatasting nach dem beliebtesten Tequiladrink in Mexico fragte, meinte die Expertin sinngemäß "Ganz klar: Paloma" und gab auch gleich die Rezeptur "Blanco Tequila, frische Limette, Ting und eine Prise Salz" mit an. Damals: große Augen. Heute: alter Hut. Mangels guter Erhältlichkeit von "Ting" verwies Frau Erler seinerzeit auf "Schweppes - Californian Citrus Summer", eine Zitruslimonade mit Auszügen von Orange, Grapefruit, Limette und Mandarine. Da die "Ting"-Problematik bis heute mehr oder weniger besteht, habe ich mir zum Abschluss dieses Blogeintrags vier Limonaden mit zumindest einem Grapefruitanteil vorgenommen. Hier die Ergebnisse meines kleinen Tests: "Ting" (0,33l-Dose, 6% Grapefruitsaft aus Konzentrat): Der trübste Vertreter im Feld. Relativ süß mit hohem Citrusanteil. Grapefruit wirkt natürlich. Etwas kurz. Die Dose ist zwar in ihrer Farbgebung akzeptabel. Dose bleibt aber Dose - Sau bleibt Sau.
"TH - Grapefruit Lemonade" (0,25l-Mehrweg(?)-Glasflasche, 7% Fruchtgehalt, Grapefruitsaftkonzentrat): Der Stoff kommt aus dem Hause "thomax AG & Co. KG" in Tholey und somit nicht von der "Thomas Henry GmbH & Co. KG". Das Kürzel "TH" auf dem Etikett und der offenbar gemeinsame Vertriebsweg lassen aber eine gewisse "Nähe" vermuten. Die Limo ist auf jeden Fall etwas weniger trüb als "Ting" und im direkten Vergleich auch herber und länger. Freilich steht auch sie auf "der süßen Seite".
"Schweppes - Californian Grapefrit Summer" (1,0l-Mehrweg-PET, 2% Orangensaft aus Konzentrat und "dem Geschmack von Zitrusfrüchten"): Eine gelbtrübe Limonade, die die Orangenabstammung nicht verleugnen kann. Der süßeste Vertreter im Test. Sehr fruchtige Nase und guter Orangenabgang.
"Perger - Pink Grapefruit Limo" (0,33l-Mehrweg-Glasflasche, Bio(!)-Pink Grapefruitsaft, ohne Zuckerzusatz, ohne Aromastoffe): Alles andere als süß, da nur mit Traubensaftkonzentrat gesüßt wird. Ein herber naturtrüber Spaß.
Soweit waren alle vier Probanden - bei allen Unterschieden - als durchaus genießbar anzusehen. Interessant war also die Verwendung im "Paloma" (5cl AHA Toro Blanco Tequila, Saft einer halben, vollreifen Limette, ca. 8-10cl Grapefruitlimonade, 1 Prise Fleur De Sel). Hier ergab sich für mich, dass das neue "TH" eine Spur intensiver als das "Ting" wirkte und mehr Grapefruit in den Drink transportierte. Bei beiden macht sich aber - je nach Intensität des Limettensafts - ein Schuss Grapefruitsaft gut. An dieser Stelle sei auf das Rezept im aktuellen Diffordsguide verwiesen (s.u.) Deutlich mehr Säure als in der o.g. Rezeptur vorgesehen braucht eine "Citrus Summer Paloma", denn hier regiert Zucker wobei der Drink nicht schlecht ist. Vielleicht nix für den Gourmet, aber doch eine (billige) Alternative. Bestens behauptet sich das "Perger" mit seinem enormen Zestenaroma. Der "Pink Paloma" ist so aber eigentlich ein anderer Drink, der jedoch sehr erfrischend und ohne jeden Zuckeranteil die durstige Kehle runterrinnt.
Paloma (Diffordsguide)
6cl Blanco Tequila
6cl Grapefruitsaft (frisch)
1,5cl Limettensaft (frisch)
0,8cl Agavensirup
shake on ice & top up with "Ting" / "Squirt"
deco: salt rim, lime wedge
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