Sonntag, 16. September 2012

Alkoholverbot? Hochball? Wie bitte?

Einen ganz großartigen Artikel seiner Printausgabe, den ich gerne nochmal gelesen habe, hat "Mixology" heute auf seiner Onlinepräsenz veröffentlicht. Es geht um den Longdrink als solchen und natürlich auch um den Highball und das jeweils geforderte Glas im besonderen. Im Ernst: An Tagen, an denen unsere europäischen Nachbarn den Verkauf von alkoholischen Getränken verbieten (Gilt das auch für die Gastronomie? Gerade dort wird doch viel gepanscht?), beschäftigt sich das führende (Bar)Magazin mit dem Begriff Highball?
 

Ja, und das ist auch gut so. Es sind die Zeiten, in denen wir innehalten sollten und uns auf das Wesentliche, auf die Details des Alltäglichen, konzentrieren sollten. Autor Peter Eichhorn sieht in "Das Getränkebuch" nach und hat auch seinen Schraemli auf den Knien als er dem Begriff Highball nachjagt. Das verleitet zu einer Minirechercheschmökerei in anderen wegweisenden, deutschsprachigen Sachbüchlein. 

"Mix Mit Mir - Das Cocktailbuch für alle Gelegenheiten" kommt seinem Anspruch ziemlich nahe und weist schon 1962 den Gin und Tonic aus, der "eine Schnitte Zitrone" enthält. Aber weiter: "In ein 1/4-Liter-Glas gibt man die Zutaten und füllt mit Mineralwasser (Tonic-Water) auf." Hm. Vergessen wir das Wasser mal, so kommen wir der Sache schon ziemlich auf den Grund: Das 1/4-Liter-Glas. John W. Smith (Barkeeper) schreibt in "So mixe ich für meine Freunde - Ein Cocktailbuch" Sätze wie "Die Holländer nehmen statt Gin Genever." und serviert den Gin and Tonic ganz nonchalent im "Tumbler (Whiskyglas)". In selbigem fände man dann auch "eine Scheibe Zitrone ohne Schale und ohne Kerne". Lobenswert! Aber da hätte er lieber mal bei Wikipedia nachgegooglet der Herr Smith.

Dort verweist der deutsche Eintrag auf F. Scott Fitzgeralds Werke, wo unser Highball zum Inventar gehören soll. Dazu müsste man bei Gelegenheit in "Der große Gatsby" nachlesen. Tu ich jetzt aber nicht und schau mir auch nicht den passenden Streifen "Highball" an, sondern blättere lieber online im "Field Guide To Cocktails" von Rob Chirico, wo auch gleich der Lowball erklärt wird. Ha! Tumbler, hä?

Es ist wohl wirklich so, dass es - ganz unspektakulär - nur um ein relativ hohes, schlankes Limonadenglas ging. Obwohl... In "Wir mixen!" vom VEB Fachbuchverlag Leipzig wird der Whisky bzw Gin für den Whisky-Soda bzw. den Gin-Soda im Becherglas oder Kognakschwenker serviert und dem Gast die Möglichkeit gegeben, "durch Auffüllen mit Sodawasser... das Getränk selbst zu vollenden...". Sehr schön und sehr richtig. Und doch haben wir hier wieder den vermaledeiten Schwenker (oder eben das Ballonglas), der schon Herrn Eichhorn zu schaffen machte. Egal - wir wollten ja innehalten...

Zum Abschluss noch ein Tip aus der letztgenannten Publikation (die ich uneingeschränkt empfehlen kann): "Nach Wunsch Eisstücke einlegen."

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