Der werte Leser kennt das Phänomen? Man hat sich was ganz besonderes zurecht gelegt, aufgespart und für einen bestimmten Anlaß reserviert. Dann ist die Zeit der Vorfreude vorbei und der große Moment ist gekommen...
So oder so ähnlich verliefen die letzten Tage auch für mich und dann hab ich es getan: Ich hab die Schachtel (früher hätte man vielleicht von einer Bonbonniere gesprochen) geöffnet und hab den ersten edlen Tropfen in Nuss in meinen ausgedorrten Mund gesteckt. Schokolade mit Nüssen gefüllt mit... mit Tequila Sunrise. Tequila Sunrise? Wann habe ich zuletzt einen Tequila Sunrise genossen? Wann haben Sie zuletzt einen Tequila Sunrise verkonsumiert? Habe ich überhaupt je einen solchen Tequila Sunrise...? Hm. Ok. Machen wir mit Strawberry Margarita weiter. Was erwartet der Connaisseur von einer Strawberry Margarita? Erwartet man überhaupt etwas von einer...?
Sie sehen schon, meine Begeisterung wurde irgendwie ein bisschen eingebremst. Der Nachhall des Tequila Sunrise Tropfens tat sein grausiges Werk. In mir kamen leichte Zweifel auf. Jetzt doch lieber erst die Caipirinha? Nein, die Strawberry Margarita sollte es sein. Und sie war... äh. Sie war grenzenlos süß. Ja gut, da war ein Hauch von Erdbeere. Aber bitte. Das war ein Hauch vom schlechtesten Erdbeerlikör (der bestimmt nichts mit der Frucht als solcher zu tun hat), den man sich nur vorstellen kann. 95% Zuckergehalt mindestens. Sonst war da nur Zucker und Zucker und (die Rettung!) Schokolade und gehackte Haselnüsse. Aber ähnlich verlief ja schon die Verkostung des Tequila Sunrise. Null Tequila, null Orange, null Grenadine - nur ein undefinierbarer, süßer, extrem künstlicher Fruchtgeschmack mit ganz leichter Alkoholnote.
Gut, ich hatte kein degustatorisches Feuerwerk erwartet. Aber es geht schließlich um "eine Premium-Spezialität für Geniesser" und da fühle ich mich angesprochen. Ich bin Premium-Geniesser! Die Beschreibung auf der Verpackung läßt auch keinen Zweifel daran: "Die vier verführerischen internationalen Cocktails... in einer fein-kristallisierten Zuckerkruste, bestreut mit knackigen Haselnuss-Splittern, sind umhüllt von zarter dunkler und heller Milchschokolade". Na also.
Dann also doch der Caipi. Irgendwo müssen die 1,2% Zitronen-Limettenlikör ja versteckt sein, die ich laut Zutatenliste miterworben habe. Wäre doch gelacht... Das Resultat? Bei Praline Nummer eins hatte ich zunächst sogar eine Rauchnote wahrgenommen. Mezcal? Hatte man sich beim Hersteller Trumpf Schokoladefabrik GmbH im Flaschenregal vergriffen? Nein. Nummer zwei zerstreute diese Gedanken sofort wieder. Puuh. Ich dachte schon. Die immerhin 1,8% Tequila in den ingesamt 100g Warenmenge hatten mich und meine Geschmacksknospen wohl schon angeknockt. Schnell die 0,8% Jamaica Rum im Planter's Punch nachwerfen. Und siehe da: Ein pappiger Rumgeschmack, der jeden Captain Morgan Spiced oder Bacardi Oakheart zu einer ledrig-trockenen Brühe werden läßt. Im direkten Vergleich, versteht sich.
Fazit: Mit den realen internationalen Cocktails hat Trumpfs Versuch seine angestaubte Edle Tropfen in Nuss-Range etwas aufzupeppen natürlich nichts zu tun. Aber auch gar nichts. Zumindest nicht in 2013. Gehen wir zurück in die späten 80er oder frühen 90er, sieht die Bewertung schon wieder anders aus. Vielleicht ist das doch eher ein Retroprodukt? Oder ist das Ganze ironisch gemeint? Will ein anonymer Fiesling der von sich selbst besoffenen Barszene einen Zerrspiegel vorhalten? Oder sind die fragwürdigen Pralinen das Ergebnis eines misslungenen Versuchs Cocktail-Premixes herzustellen? Alkopapp 3.0?
Genug davon. Zum Abschluß noch Sachdienliches: Zum einen habe ich die Herstellerfirma um eine Stellungnahme gebeten und zielgerichtet nach dem Verursacher (Es gibt durchaus Verdachtsmomente!) der oben beschriebenen Panschereien gefragt. Das ist erbarmunglose Recherche! Antwort habe ich bis heute keine erhalten, werde ich aber ggf. hier nachliefern. Zum anderen stehen mit "Edle Tropfen in Nuss - Weiße Schokolade" und den Füllungen "Bellini", "Daiquiri", "Jamaika-Rum" und "Kir Royal" (!) sowie der besonders perfiden Variation "Italienische Spezialitäten" (beworben von Sky du Mont) u.a. mit "Hugo" und "Veneziano Spritz" die nächsten plombenzieherischen Gruselkabinette (diesmal gleich in 250-Gramm-Packungen) im Süßwarenregal bereit. Darauf ein "Mon Cheri"- What a drink!
Samstag, 27. April 2013
Donnerstag, 11. April 2013
Campari Liquid Art Contest 2013 - Hoch die Pilze!
Wie geht das gleich nochmal? Wie hab ich das damals immer gemacht? ...Ich versuche mich gerade zu erinnern, wie man hier nen neuen Blogartikel schreibt und online bringt. Hab ich länger nicht... Aber Sie sehen: Es hat doch noch geklappt! Nun aber zum Thema.
Wie bei der Erstauflage 2012 fand das Finale des Campari Liquid Art Contest in München statt. Aus über 160 Rezepten hatte der Campari Global Ambassador Mauro Mahjoub die 20 Besten ausgewählt und 17 Bartender und zwei Bartenderinnen waren der Einladung von Campari gefolgt und gaben sich am letzten Montag in der Galerie des Münchner Kunstvereins quasi die Klinke am Brett in die Hand. Von vielen interessierten Zuschauern aus der Branche wurde der Wettkampf live vor Ort verfolgt und als die Resultate der Technik- und der Geschmacksjury sowie des Wissenstests feststanden, war die Überraschung nicht allzu groß: Die drei Finalteilnehmer waren Tatjana Friedrich, Lars Bender und Markus Heinze. Letzterer gewann auch den sog. Technikpreis für die höchste Punktzahl, die die Jury an der Bar (u.a. mit Charles Schumann, Peter Dorelli und Helmut Adam) an diesem Tag vergeben hatte.
Alle Teilnehmer und rund 300 geladene Gäste trafen sich dann frisch geduscht und ausgeruht um 22 Uhr in der "beliebten Discothek" P1 (bayrisch: "Oanser") wieder, wo die drei Finalisten ihre Drinks noch einmal für eine dreiköpfige Jury unter Vorsitz von Mauro Mahjoub zubereiten durften. Zudem mussten innerhalb von einer Minute drei Negronis gezaubert werden. Am besten schnitt wieder Favorit Markus Heinze ab, der nun mit Mauro zu den Manhattan Cocktail Classics nach New York reisen darf. Lars Bender, der Zweitplatzierte, wird Mailand kennenlernen und Tatjana Friedrich freut sich über einen Geldpreis. Güldene Rührlöffel gabs ebenso.
Die drei hatten - auch ich konnte kurz probieren - doch recht brauchbare Drinks nach dem Motto "Create A Classic With A Twist" gebastelt. Heinzes Im Wald und auf der Heide stach dabei auch mit der Deko à la Thorsten Spuhn aus der Menge der mehr oder weniger rotgefärbten Mixgetränke heraus (siehe Fotos). Bemerkenswert ist auch, dass sowohl der Siegerdrink (u.a. mit Steinpilzgeist von Marder Edelbrände) als auch die Martinez-Reconstruction von Frau Friedrich (mit Schladerer Kirschwasser) edle Brände beinhalten. Eine aus meiner Sicht weiterhin viel zu wenig beachtete Sprituosenkategorie.
"Was bringt Campari ein Cocktailwettbewerb?", hat mich dieser Tage eine Freundin gefragt, "Warum machen die sowas?". Nun, wer schon einmal bei einem Mixcontest war - ob als Zuschauer oder Teilnehmer - hat eigentlich schon alles gesehen. Zwar gibt es verschiedenste Veranstalter, Regularien und Anforderungen, mal gehts im kleinen und mal im großen Stil an die Shaker, mal gehts eher um die Ehre und mal um wirklich wertvolle und einmalige Preise. Camparis Liquid Art Contest, der mit dem nationalen Finale abgeschlossen ist, ist eine zweifellos hochwertige Veranstaltung mit äußerst knappem Ausgang und da kann auch mal ein nicht genügend befülltes Glas (Der Inhalt wurde bei der Geschmacksbewertung in Millilitern nachgemessen) den entscheidenden Zehntelpunkt kosten, der über den Ausgang entscheidet. Sympathiewerte oder Geschlechterbonus werden gerade bei der Geschmacksjury, die im stillen Hinterzimmer hockt, komplett ausgeklammert. Dass am Ende der wettbewerbserfahrene Markus Heinze mit einem komplex aufgebauten, perfekt abgestimmten und auch optisch herausragend angerichten Drink (Ich bin persönlich allerdings nicht der Fan von solchen inszenierten Darbietungen) der Nachfolger von Rene Förster wurde, ist dann fast logisch. Die Antwort auf die oben zitierten Fragen ist dann auch nicht nur beim öffentlichen Bohei, das zumindest bei der P1-Party entstanden ist, sondern eben auch in der Aufnahme der Ergebnisse und Rezepturen in der Barkeepergemeinde zu finden. Campari ist nicht nur die konkurrenzlose Zutat in Klassikern wie dem Negroni und die Basis für O-Saft oder Soda, sondern kann auch ein möglicher Bestandteil für kreative Neuschöpfungen sein. In diesem Sinne: Hoch die Pilze!
(Kunstverein München)
Wie bei der Erstauflage 2012 fand das Finale des Campari Liquid Art Contest in München statt. Aus über 160 Rezepten hatte der Campari Global Ambassador Mauro Mahjoub die 20 Besten ausgewählt und 17 Bartender und zwei Bartenderinnen waren der Einladung von Campari gefolgt und gaben sich am letzten Montag in der Galerie des Münchner Kunstvereins quasi die Klinke am Brett in die Hand. Von vielen interessierten Zuschauern aus der Branche wurde der Wettkampf live vor Ort verfolgt und als die Resultate der Technik- und der Geschmacksjury sowie des Wissenstests feststanden, war die Überraschung nicht allzu groß: Die drei Finalteilnehmer waren Tatjana Friedrich, Lars Bender und Markus Heinze. Letzterer gewann auch den sog. Technikpreis für die höchste Punktzahl, die die Jury an der Bar (u.a. mit Charles Schumann, Peter Dorelli und Helmut Adam) an diesem Tag vergeben hatte.
(How to serve the godfather)
Alle Teilnehmer und rund 300 geladene Gäste trafen sich dann frisch geduscht und ausgeruht um 22 Uhr in der "beliebten Discothek" P1 (bayrisch: "Oanser") wieder, wo die drei Finalisten ihre Drinks noch einmal für eine dreiköpfige Jury unter Vorsitz von Mauro Mahjoub zubereiten durften. Zudem mussten innerhalb von einer Minute drei Negronis gezaubert werden. Am besten schnitt wieder Favorit Markus Heinze ab, der nun mit Mauro zu den Manhattan Cocktail Classics nach New York reisen darf. Lars Bender, der Zweitplatzierte, wird Mailand kennenlernen und Tatjana Friedrich freut sich über einen Geldpreis. Güldene Rührlöffel gabs ebenso.
(Tatjana Friedrich)
Die drei hatten - auch ich konnte kurz probieren - doch recht brauchbare Drinks nach dem Motto "Create A Classic With A Twist" gebastelt. Heinzes Im Wald und auf der Heide stach dabei auch mit der Deko à la Thorsten Spuhn aus der Menge der mehr oder weniger rotgefärbten Mixgetränke heraus (siehe Fotos). Bemerkenswert ist auch, dass sowohl der Siegerdrink (u.a. mit Steinpilzgeist von Marder Edelbrände) als auch die Martinez-Reconstruction von Frau Friedrich (mit Schladerer Kirschwasser) edle Brände beinhalten. Eine aus meiner Sicht weiterhin viel zu wenig beachtete Sprituosenkategorie.
"Was bringt Campari ein Cocktailwettbewerb?", hat mich dieser Tage eine Freundin gefragt, "Warum machen die sowas?". Nun, wer schon einmal bei einem Mixcontest war - ob als Zuschauer oder Teilnehmer - hat eigentlich schon alles gesehen. Zwar gibt es verschiedenste Veranstalter, Regularien und Anforderungen, mal gehts im kleinen und mal im großen Stil an die Shaker, mal gehts eher um die Ehre und mal um wirklich wertvolle und einmalige Preise. Camparis Liquid Art Contest, der mit dem nationalen Finale abgeschlossen ist, ist eine zweifellos hochwertige Veranstaltung mit äußerst knappem Ausgang und da kann auch mal ein nicht genügend befülltes Glas (Der Inhalt wurde bei der Geschmacksbewertung in Millilitern nachgemessen) den entscheidenden Zehntelpunkt kosten, der über den Ausgang entscheidet. Sympathiewerte oder Geschlechterbonus werden gerade bei der Geschmacksjury, die im stillen Hinterzimmer hockt, komplett ausgeklammert. Dass am Ende der wettbewerbserfahrene Markus Heinze mit einem komplex aufgebauten, perfekt abgestimmten und auch optisch herausragend angerichten Drink (Ich bin persönlich allerdings nicht der Fan von solchen inszenierten Darbietungen) der Nachfolger von Rene Förster wurde, ist dann fast logisch. Die Antwort auf die oben zitierten Fragen ist dann auch nicht nur beim öffentlichen Bohei, das zumindest bei der P1-Party entstanden ist, sondern eben auch in der Aufnahme der Ergebnisse und Rezepturen in der Barkeepergemeinde zu finden. Campari ist nicht nur die konkurrenzlose Zutat in Klassikern wie dem Negroni und die Basis für O-Saft oder Soda, sondern kann auch ein möglicher Bestandteil für kreative Neuschöpfungen sein. In diesem Sinne: Hoch die Pilze!
(Andreas Till von der Stylejury)
(Warten auf die Endresultate)
(Markus Heinze ist der Champion 2013)
(Siegerdrink: Im Wald und auf der Heide)
(Jurymitglied Helmut Adam - Mixology)
(Heinze bedankt sich und Dorelli tröstet)
(Teilnehmerliste)
(Technikjury)
(Dustin Heimsoth performs)
(Kristian Zrno)
(liebreizende Moderation)
(Lars Bender im Finale)
(Ein Profi gibt sein Glas nie aus der Hand - Peter Dorelli)
(Tatjana Friedrich im Finale)
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