Das wissen wir doch alles schon, werden Sie (nicht nur als Leser dieses kleinen unsäglichen Machwerks) sagen. Stimmt.
Aber haben Sie auch gesehen, dass der renommierte deutsche Whisky & Rum-Abfüller
Thomas Ewers (Malts Of Scotland!) jetzt eine neue Serie gestartet hat? Unter dem Label "Whiskey Of
America" hat er letzte Woche zwei Single Barrel-Abfüllungen aus der
gigantischen Heaven Hill-Destillerie in Kentucky (bekannt durch z.B. Elijah Craig und Evan Williams) auf den Markt gebracht. Einer
der beiden ist 13 oder 14 Jahre alt und wurde in einem Sherryfass gelagert. Wie
bitte? Und das gerade jetzt, wo doch die U.S.-Größen, aufgrund der erhöhten
Nachfrage, ihren Whiskey nicht mehr im Bulk verkaufen? Ich nahm das natürlich zum Anlass, um bei Herrn Ewers nachzufragen.
whatadrink!: Herr Ewers, mit "Malts Of Scotland"
und "Isla Del Ron" sind Sie seit einigen Jahren der vielleicht am
meisten geschätzte Scotch- und Rum-Abfüller aus Deutschland, wenn man sich bei
den Kennern und Connaisseuren umhört und auf internationale Auszeichnungen z.B.
der Malt Maniacs oder des Whisky Magazines schielt. Nun haben Sie mit zwei
Abfüllungen aus dem Haus Heaven Hill erstmals einen Kentucky Straight Bourbon Whiskey im
Programm. Das ist jetzt nicht total überraschend für mich, da in letzter Zeit
nicht nur der Markt für amerikanischen Whiskey in Bewegung geraten ist, sondern
auch weil zuvor schon ein paar interessante Heaven Hill-Bottlings das Tageslicht erblickt
haben. Wie aber kam es zu Ihren Abfüllungen? Wurden Ihnen die Fässer durch Broker
angeboten oder haben Sie die direkt aus Kentucky?
Herr Ewers: Ja das
stimmt mit dem Erfolg. Ich selber hätte es nie für möglich gehalten. Bezüglich
der Heaven Hill-Whiskies verhält es sich so, dass ich diese bereits vor drei
bis sechs Jahren erworben habe - alle
über Broker. Die amerikanischen Brennereien verkaufen nicht direkt an Abfüller
- zumindest nicht an kleinere Firmen. Die ersten Fässer wurden mir im Jahr 2009
angeboten. Die habe ich eigentlich mehr so aus Interesse erworben. Einfach um
zu sehen, was der amerikanische Whisky so kann, wenn man ihn länger liegen
lässt. Da ich schnell gemerkt habe, dass dies durchaus interessant für die
Zukunft sein kann, habe ich versucht, weitere Fässer zu bekommen und über die
letzten Jahre immer mal wieder welche dazu erworben.
whatadrink!: Ein Streitpunkt unter Bourbonfans ist schon
länger die Frage, ob man zur Reifung eines "echten" Straight Bourbon
auch andere Fasstypen als nagelneue, ausgekohlte, amerikanische
Weißeichenfässer nutzen darf/sollte. Dabei geht es den Puristen nicht nur um
die gesetzlichen Bestimmungen. Nach einem (wenig gelungenen) Experiment von Wild Turkey mit Olorososherryfässern vor einigen Jahren sind in letzter Zeit
insbesondere Fassfinishes in allerlei Ex-(Süß)Wein- und sogar Ex-Rumfässern auf den Markt
gekommen und parallel dazu regte sich die Debatte um die Wiederverwendung von
gebrauchten Bourbonfässern in den USA aus Kostengründen bzw. aufgrund der hohen
Nachfrage in den Cooperages. Sie bieten jetzt einen in 2001 destillierten
Bourbon aus einem Sherryhogshead an. Von einem Finish steht nichts auf dem
Etikett und Hogshead klingt nach Schottland/Europa und nicht nach USA. Wie und
wann kam der Whiskey ins Sherryfass und wo wurde er gelagert?
Herr Ewers: Alle unsere Bourbonfässer haben wir in einem
Alter von über 3 Jahren erworben und alle Fässer waren zu Beginn klassische
Barrels. Der 2001er z.B. wurde von mir vor drei Jahren in ein frisches
Sherryfass gelegt, da die Holznote für mich zu dominant war. Ich besitze auch
noch weitere Fässer, die in Schottland liegen, und nach drei Jahren in Sherry
Butts umgefüllt worden. Das Ergebnis ist hervorragend!
Bezüglich der Lagerung und der Bezeichnung ist es so, dass
laut amerikanischer Gesetzgebung die (erste) Lagerung mindestens zwei Jahre in
einem frischen Fass ablaufen muss. Ein Finishing danach sollte aber kein
Problem sein. Selbst Jim Beam hat ja mittlerweile in Sherryfässern nachgelagert.
Bis jetzt spricht also nichts dagegen, dass es sich bei unseren Bourbons auch um
Kentucky Straight Bourbon handelt. Es gibt auch keine andere offizielle
Richtlinie. Sollte sich irgendwann etwas ändern, ist es vielleicht nicht mehr
möglich diese Fässer als (Straight) Bourbon zu bezeichnen. Ich hoffe, dass ich
dann meine Sherrybourbons abgefüllt habe.
whatadrink!: Neben Bourbons erfreuen sich Ryewhiskeys wieder
großer Beliebtheit. Haben Sie da schon etwas in Vorbereitung oder gar schon in
Ihrem Warehouse in Paderborn liegen?
Herr Ewers: Oh ja.
Wir haben ja "The Westfalian", unseren deutschen Whisky, der im Lager
reift. Seit 2012 aus Grain & Malt, seit 2013 aus Mais und ab 2014 aus
Roggen. Die beiden letzteren wie bei traditionellem Bourbon in extra aus
Amerika importierten frischen Fässern die genauso sonst von den dortigen
Brennereien genutzt werden. Diese beiden
Sorten entwickeln sich ganz prächtig und stehen dem Stoff aus Amerika in nichts
nach. Auch unser Malt & Grain ist im übrigen außergewöhnlich
gut für einen deutschen Whisky. Wir haben das Glück einen Destillateur hier vor
Ort zu haben, der das Whiskybrennen in Schottland gelernt hat und einige Dinge
eben anders macht wie andere deutsche Brenner. Das Ergebnis jetzt ist schon
erstaunlich.
Ja, erstaunlich was uns Herr Ewers da so mitzuteilen hatte.
Ein zum Teil in Europa gereifter Bourbon aus 1st-Fill-Sherry-Fässern also. Aha. Auch die
relativ geringe Alkoholstärke von 48,1 bzw. 52,1 % Vol. (bei den amerikanischen
Single-Barrel-Abfüllungen ist man an Werte von über 60% gewöhnt) lässt sich (vielleicht) so
erklären: Das Feuerwasser wurde vor dem Umfüllen auf europäische Dimensionen
reduziert, um die Prägung durch das Fass besser in den Griff zu bekommen
und sich auch einer machbaren Trinkstärke anzunähern. Egal, nun endlich zum
Whiskey selbst.
Alle Heaven Hill Bourbons werden nach einer Mashbill produziert. Ob die nun 78% Mais, 12% Gerstenmalz und 10% Roggen oder vielleicht doch 75-12-13 beträgt, ist nicht zu klären. Die Shapiras (HH ist ein Familienunternehmen) lassen das offiziell nicht so richtig raus. Es handelt sich aber definitiv um eine Low-Rye-Mashbill. Der jüngere der beiden (Cask MoS 15042) wurde also 2005 gebrannt und nun in 2015 mit 52,1 % Vol. abgefüllt - ist also neun oder zehn Jahre alt. Nach Herrn Ewers Ausführungen ist anzunehmen, dass der Knabe mindestens drei Jahre in den USA gelagert wurde und sich anschließend in Europa herumgetrieben hat. Das Resultat: Es ist ein Bourbon! Und zwar ein sehr guter. Klassische Bourbonnase, gut eingebundener Alkohol, milder Antritt und - vielleicht durch die europäische Reifung - eine nicht hervorstechende Vanille-Eiche. Ich dachte zuerst an einen Rockhill Farms, was aber völliger Blödsinn war. Das Bourbonprofil erinnerte mich mit der Zeit dann an einen E.H. Taylor Single Barrel, was auch in Sachen Mashbill passen könnte. Aber lassen wir das Generde sein.
Zum Bourbon aus dem Sherryhogshead (2001/2015, 48,9% Vol., Cask MoS 15041) möchte ich folgendes anbringen: O La La! Großartiger Beginn, voll und rund, Harmonie und Balance (was dem WT Sherry Signature völlig fehlte), Sherrysüße und Gewürze, Bourboneiche und ein Tick Säure. Best of both worlds! Geht definitiv ohne Wasser. Sollte man unbedingt probieren. The (one and only) Kentuckian Sherry Bomb - Whatadrink!
Und hier noch ein kleines Sommerschmankerl...
Und hier noch ein kleines Sommerschmankerl...
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