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Maker's kenn ich längst!" So und ähnlich hatte der ein oder andere geladene Gast sein Desinteresse an der 2011er Ausgabe von "Meet The Maker" im und um Münchens "Shane's Restaurant" bzw. der in unmittelbarer Nachbarschaft beheimateten "B-Bar" von Bill Fehn erklärt. Versäumt wurde so nicht nur die Vorstellung von Greg Davis als neuem "Maker's Mark" Master Distiller und dem neuen Gesicht von "Maker's" in Deutschland, Tanja Bempreiksz, sondern auch ein Sachvortrag von "Professor" Stephan Hinz, seines Zeichens Spirituosen- und Cocktailconsultant, Barkeeper und Cocktailwettbewerb-Seriengewinner aus Köln. Aber der Reihe nach...Nach den standesgemäßen Begrüßungsdrinks (sehr fein: Bill's "Loretto Iced Tea" mit MM, Apricot infused Schwarztee, Minze, Ananas und Sodawasser) erzählte uns Greg Davis Wissenswertes über die Produktion von "Maker's Mark" und leitete durch die bekannte Tastingrunde (wobei mir der knackige "Over Matured" wieder besonders gefiel). Für die Veranstaltung in Bayerns Hauptstadt hatte "Maker's Mark" in Gestalt von "Beam Global Deutschland" den (noch) amtierenden "Mixologen des Jahres", Stephan Hinz, als Referent zum Thema "Infusionen" gewinnen können, und so wurde dieses Thema ausgiebig erläutert und im Rahmen eines Blindtastings ausgiebig erschnuppert und erschmeckt. Maestro Hinz hatte sich im Vorfeld zur Aufgabe gemacht 300 Gramm marokkanische, krause Minze (sehr frisch im Geschmack, viel Menthol, wenig erdige Züge) mit 0,7l "Maker's Mark" zu verbinden. Dazu wählte er die Wege der (kontrollierten) Perkulation (mit einem 1-Meter langen Schlauch), eine 30-minütige Mazeration, das 2-tägige Aging des Mazerats (im 5-Liter-Eichenfass bzw. in einer Glasflasche), eine quick-and-dirty Methode bei der rund 6 Bar Druck (im Soda- bzw. Sahnesiphon) zugegeben werden und es wurde sogar vaporisiert (Verdampfung) bzw. gesmoket. Unter die Proben hatte sich auch der bereits gesüßte Premix "Maker's Mark Julep" geschlichen. Während der Premix, das geagdte (?) und das gesmokte Resultat leicht zu erkennen waren, gab es zwischen den restlichen Proben zwar gewisse durchaus bemerkenswerte Unterschiede, die Zuordnung fiel aber schwer. Irgendwie hatte mir der geräucherte Minzbourbon am meisten zugesprochen.Während des anschließenden, ausgezeichneten Barbeques hatte ich die Möglichkeit zu zwei kleinen Interviews mit Greg Davis und Tanja Bempreiksz. Äh, Ladies first...
whatadrink: Tanja, dich kennen viele aus deiner Zeit in der Redaktion von "Mixology". Was hast du vorher eigentlich gemacht?
Tanja Bempreiksz: In der Gastronomie war ich vor allem in Berlin, Hannover und Bremen beschäftigt. Dann war ich auch eine Zeit lang Barchefin in der Schweiz und in Neuseeland habe ich auch gearbeitet. Parallel zu meiner "Bar-Weltreise" begann da auch meine Arbeit für "Mixology" mit Reiseberichten aus Neuseeland, Australien, Kanada und den U.S.A.
wad: Jetzt bist Du aber bei "Maker's Mark" als Brand Ambassador für Deutschland. Wie ist das Team in Deutschland strukturiert?
TB: "Beam Global" ist gerade nach Frankfurt umgezogen und dort ist Lydia Sahr die Brandmanagerin für "Maker's Mark" und damit auch meine Chefin. Das Marketingteam bei "Beam Global" ist natürlich sehr groß.
wad: Ein gut eingeführtes Produkt wie MM zu promoten und neue Dinge wie "MM Mint Julep" oder "Maker's 46" vorzustellen erscheint relativ einfach. Stimmt das?
TB: Ja, das ist schon so. Gerade die Barszene kennt das Produkt schon sehr gut. Bei Endverbrauchertastings stelle ich aber fest, dass nicht alle "Maker's Mark" kennen, aber dann sehr begeistert sind, wenn sie ihn erstmals probiert haben. Gerade ältere Scotchfans sind sehr zugänglich, wenn man ihnen Bourbon erklärt und näher bringt. Ein schlechtes Bourbonimage geht dann - sofern vorhanden - auch schnell verloren.
wad: Wie sieht Dein Aufgabengebiet in kurzen Stichpunkten aus?
TB: Umsetzen der Marketingideen, Tastings, Schulungen, Events, Wettbewerbe unterstützen, Bartendernetzwerke aufbauen und pflegen, Off-Trade usw. - einfach alles um die Marke sichtbarer, erlebbarer und greifbarer zu machen.
wad: Jetzt die klassische Frage - Wann kommt "Maker's 46" offiziell nach Deutschland?
TB: Der Status ist hier weiterhin "Er kommt - Wir wissen aber nicht wann". Man hat den "46" mittlerweile in Kanada eingeführt und ich weiß von ein paar Fachgeschäften in Deutschland, die die Abfüllung - allerdings zu recht hohen Preisen - anbieten.
whatadrink: Greg Davis, Sie sind gerade auf einer kurzen Tour durch Deutschland. Ist die Destillerie in Loretto gerade geschlossen?
Greg Davis: Ja, wir schließen einmal im Jahr um unser Equipment zu kontrollieren und zu überholen. Zudem lässt sich in dieser Zeit auch etwas austauschen ohne die Produktion zu beeinflussen. Diesmal expandieren wir auch ein bisschen.
wad: Sie machen das im Sommer?
GD: Ja, da viele Prozesse mit Dampf angetrieben werden, macht es Sinn zur heißesten Zeit des Jahres die Anlagen abzuschalten - dieses Jahr für vier Wochen.
wad: Wir kennen alle die malerischen Fotos der historischen "Maker's Mark"-Destillerie in Loretto. Vor Ort waren aber nur die wenigsten. Was war Ihr erster Eindruck, als Sie dort vor knapp über einem Jahr als Master Distiller mit der Arbeit begannen?
GD: In der Bourbonindustrie bin schon seit rund 20 Jahren aktiv. Nun, wenn man einen Wechsel vollzieht, denkt man zuerst immer "Oje, was hab ich jetzt gemacht.". Aber dann konzentriert man sich auf das, zu was man eigentlich dort ist. In diesem Fall auf die Herstellung von Bourbon.
GD: Ja stimmt. Die ist etwa zehnmal so groß. Dort ist vieles automatisiert, was wir bei MM von Hand machen. Ich denke, dass sich das auch bei der Qualität zeigt.
wad: Wieviele Brennanlagen hat "Maker's Mark"?
GD: Seit der Erweiterung 2002 laufen zwei Stills und zwei Doubler - also zwei komplette Anlagen.
wad: Sie haben uns heute erzählt, dass Sie Mais und Weizen jeweils von einer lokal angesiedelten Familie kaufen. Können Sie uns etwas über die Eigenschaften dieser Rohstoffe sagen? Ist das auch "Bioqualität"? Bei der Herstellung von Scotch Whisky gibt es - wenn auch bei relativ kleinen Produzenten - den Trend zur Herstellung von "organic spirit" bzw. Whisky, der nur aus Ausgangsstoffen aus der unmittelbaren Umgebung der Brennerei gemacht wird.
GD: Unser Mais ist vollkommen frei von gentechnischen Veränderungen. Wir testen auch jede Charge, die bei uns ankommt. Bei unserem roten Winterweizen stellt sich diese Frage nicht. Unsere beiden Partner beliefern uns schon ewig und wissen genau, was wir brauchen. Es ist wirklich eine sehr enge Verbindung, die unsere Getreideproduzenten so zu uns haben.
wad: Wird bei der Abfüllung des frischen "white dog" ins Fass eigentlich ein Headspace gelassen oder wird das Fass "bis zum Rand" befüllt?
GD: Wir füllen das Fass immer komplett. Allerdings absorbiert es schon in den ersten Tagen eine gewisse Menge und es entsteht ein Headspace. Der durchschnittliche Verlust ("angels' share") beträgt im Verlauf der Lagerzeit dann rund 4% pro Jahr. Es fehlen am Ende also 20-25% an Flüssigkeit.
wad: Da wir grade bei den Fässern sind. Wo kauft MM die Fässer oder haben Sie eine eigene Küferei?
GD: Nein, wir konzentrieren uns auf unseren Job Bourbon zu produzieren. Unsere Fässer kommen zu 100% von "Independent Stave". MM Barrels unterscheiden sich von den "normalen" Bourbonfässern durch die einjährige Lagerzeit der Dauben vor der Verarbeitung. Auch das ist übrigens eine lange Partnerschaft.
wad: Noch eine Frage zum "Maker's Mark Mint Julep", der seit einigen Wochen in Deutschland offiziell erhältlich ist und den ich persönlich sehr gut finde. Stellen Sie den Premix selbst her oder ist das ein Lizenzprodukt?
GD: Wir machen das selbst, denn wenn wir es nicht selbst machen würden, wäre es nicht mehr länger "Maker's Mark". Der "MM Mint Julep" wird auch nur im Frühjahr vornehmlich für das Kentucky Derby produziert.
wad: Einige Produzenten - auch von Bourbon - setzen auf limitierte und hochpreisige Single Barrel-Abfüllungen u.ä. als Premiumausgabe. In den Neunzigern gab es zuletzt limitierte MM-Abfüllungen. Ist ein Abfüllung in dieser Richtung ein Thema für die nähere Zukunft von MM?
GD: Nein, wir denken nicht darüber nach. Es hat über 50 Jahre gedauert bis mit "Maker's 46" nach dem "Red Wax" ein zweiter "Maker's Mark" kreiert wurde. Ich denke, es wird noch einmal 50 Jahre dauern, bis etwas ähnliches nachkommt.
wad: In welchem Land verkaufen Sie eigentlich am meisten Bourbon außerhalb der U.S.A.?
GD: Ah, das ist Australien. Dort wird sehr viel Bourbon getrunken.
wad: Dort wurde der Ready-To-Drinbk-Hype aber durch Gesetz eingeschränkt.
GD: Ja genau. Es ging dort sehr viel Bourbon in RTD-Abfüllungen bis die Besteuerung in diesem Bereich geändert wurde. Aber dort wird weiterhin sehr viel Straight Bourbon getrunken. Wir sehen aber Deutschland auch als Tor zu anderen europäischen Ländern und deren Märkten, da in Deutschland viel Bourbon getrunken wird und auch sehr viel guter Bourbon auf dem Markt ist. Das gefällt uns in Kentucky natürlich.
wad: Flavoured Bourbon ist ein Trend, der jetzt auch in Deutschland angekommen ist. Geben Sie dieser Sache größere Zukunftsaussichten?
GD: Uns interessiert das eigentlich nicht, da wir uns auf den reinen Bourbongeschmack konzentrieren. Ich denke, was heute neu ist, kann morgen schon vergessen sein.
wad: "Maker's Mark" White Dog wird weiterhin nur in der Destillerie zu haben sein?
GD: Ja. NUR in der Destillerie.
Ich darf mich bei Tanja Bempreiksz und Greg Davis nochmals für die freundliche Beantwortung meiner Fragen bedanken.
Übrigens: Über "Maker's Mark" berichtet auch das Magazin FHM in seiner aktuellen Ausgabe unter dem Titel "Whisky-Not im Bourbonland"