Die guten Nachrichten vorneweg: Am gestrigen Nachmittag wurden in Münchens "Goldener Bar" weder der "Ass Cleaner"-Cocktail (der in einer doppelt gerollten Klorolle serviert wird) noch eine neue Art des Bartending erfunden. Beim "Nikka Perfect Serve" ging es vielmehr um das hier und da seit einiger Zeit bemerkbare Bestreben der Barszene sich weniger um sich selbst zu drehen als vielmehr den Gast als solchen wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Ein anspruchsvoller Wettbewerb fand auch noch statt...
Zunächst gab Stanislav Vadrna, Leiter des "Analog. Bar Institute", "Europe's Japanese Bartender Number One" und Brand Ambassador für "Nikka" einen Einblick in sein (Bar)Weltbild und seine Auffassung von modernem, klassischen Bartending. Mit dem Mantra "ichi-go - ichi-e" stellt er den Moment als nicht wiederkehrende Chance in den Mittelpunkt seines Konzepts und erläutert Begriffe wie "Sprezzatura", den Geist von Aloha und zieht Parallelen zur japanischen Teezeremonie. Aha. Nun sollten einige der von Vadrna gezeigten kleinen Praxisbeispiele eigentlich die Basis des Bartenderhandwerks sein, manchmal sind sie es aber nicht. Und um beim Rühren eines Drinks innerlich zu tanzen und jede Bewegung mit schlichter Eleganz und Lässigkeit auszuführen gehört mehr als nur ein guter Vorsatz und ein bisschen Übung. Mir persönlich haben Stan und seine Botschaft sehr gut gefallen und die anwesenden Profis haben sie sicher verstanden (und nicht nur gehört).
Beim anschließenden "Nikka Perfect Serve Contest" mussten die Teilnehmer in 15 Minuten zum einen drei verschiedene "Mizuwaris" mit verschiedenen "Taketsuru"-Abfüllungen (12, 17, 21 Jahre) und zum anderen drei Klassiker (Manhattan, Whisky Sour, O.F.) mit "Nikka From The Barrel" in einer gespielten Thekenszene für drei Gäste fabrizieren und servieren. Am besten gelang dies Maxim Kilian (Beyond Saloon, Frankfurt am Main), der Deutschland in Kürze beim Finale in Paris vertreten wird und dort die Chance hat eine Reise nach Japan zu gewinnen. Ich wünsche viel Erfolg! Beim Londoner "Perfect Serve" hatte UK-Sieger Rusty Cerven (The Coburg Bar At The Connaught Hotel, London) übrigens mit eigens engagierter Geisha (!) aufwarten können.Natürlich konnten auch noch einige Nikka Whiskys probiert werden. Ich fand den erstklassigen "From The Barrel", der keineswegs eine Singlebarrelabfüllung o.ä., sondern ein äußerst preiswerter Blend aus zwei Malts der Brennereien "Miyagikyo" und "Yoichi" und einem Grainwhisky mit satten 54,1% Vol. ist, und den "Taketsuru 21 Years" (ein hochdekorierter geblendeter "Pure Malt" mit 43% Vol.) am eindrucksvollsten. Mein Lieblingsjapaner ist übrigens der untypische "Nikka Coffey Malt". Aber das ist eine andere Geschichte...
Weitergucken: Pictureshow on Facebook (copyright Barzirkel München 2011)
Weiterlesen: Ein lesenswerter Artikel über Japans Whiskys findet sich in der aktuellen Ausgabe 3/2011 des "Whiskybotschafters" und (kleiner Nachtrag) auch das Magazin "Mixology" hat mittlerweile über die beschriebene Veranstaltung berichtet.
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