Der "Zacapa Room" in München geht in letzte Runde. Morgen, am Samstag, hat er zum letzten Mal geöffnet. Am letzten Mittwoch war Masterblenderin Lorena Vasquez in München, um zwei reichlich ausgebuchte Master Classes abzuhalten. Das Interesse an einem Rum, von dem jeder schon alles zu wissen scheint, ist also weiterhin groß. Der eine oder andere hat ein wenig Vertiefung seines Fachwissens aber auch dringend nötig. Wie ich darauf nun wieder komme? Ein Beispiel:
Gast: "Was bedeutet denn die 23 auf dem Etikett"?
Bartender: "Das bezieht sich auf das Alter."
Gast: "Es gibt keinen Rum, der 23 Jahre alt ist."
Bartender: "Doch. Hier sind Rums drin, die zwischen 6 und 23 Jahren alt sind. Der wird in einem Solerosystem gemacht."
Gast: "Das kann ich nicht glauben. Sombrerosystem?"
Bartender: "Doch. Von dieser Marke gab es sogar schon einen 30jährigen Rum. Solero bedeutet, dass da Fässer übereinander liegen und immer gemischt wird."
Hm. Sie verstehen, was ich meine? Das ist jetzt nicht ganz falsch, was der Barmann da von sich gegeben hat. Aber völlig korrekt ists eben auch nicht. Wer findet die Fehler? Außerdem hält sich beim "Zacapa" - gerade weil er schon länger auf dem Markt ist oder gerade weil er seit einiger Zeit im Fokus eines gewissen öffentlichen Interesses steht - die Früher-war-alles-besser-Sage. Aber hat die auch ihre Berechtigung? Können ihre Verfechter wirklich in Anspruch nehmen seit zehn oder fünfzehn Jahren über objektive, geschulte Geschmacksinne zu verfügen und jede Veränderung im Aromenprofil einer so komplexen Spirituose aufzuspüren? Da habe ich meine Zweifel zumal sich das Angebot an Rum im - nennen wir es - Premiumsegment doch stetig verbreitert hat und die Nutzung verschiedener Fasstypen inzwischen schon fast Standard ist (siehe z.B. "Dos Maderas P.X." (P.X. Sherry), "Plantation" (diverse), "Mahiki" (Cognac), etc.).
Dankeswerterweise sind seit einiger Zeit historische Abfüllungen von "Ron Zacapa" auf dem Markt zu finden: Die beiden vollkommen mit Palmenblätterbast umwickelten Abfüllungen "23 Años" (weißes Etikett) und "Black Label", sowie der "Premio Platino X.O." im Dekanter - alle drei mit 40% Vol. und auf eine Abfüllung in 2002 bzw. 2003/2004 zu datieren (siehe die 4 Gold Medal aus 1998-2001 auf dem Frontetikett bzw. die Erwähnung der Auszeichnung in 2003 beim X.O. Zudem findet sich in meiner Kollektion u.a. noch eine etwas ältere Abfüllung des allgemein als "23 Años" bekannten Stoffs (auch wenn diese Alterbezeichnung nur in kleiner Schrift auf dem Rücketikett zu finden ist) aus ca. 2000. Soviel zur Datierung. Und zum Inhalt? Wer hat denn in einem (Blind)Tasting sämtliche aktuelle, historische und wenn auch nur Pre-Diageo-Releases gegeneinander verkostet? Frau Vasquez hat es getan. Und sie hat - will man den Ausführungen bei refined vices Glauben schenken - keine Unterschiede feststellen können. Meine persönlichen Untersuchungen führten zu einem anderen Ergebnis. Mir kamen die alten Versionen - frisch geöffnet natürlich - durchweg weniger komplex vor als spätere Proben. Die hatten zum Teil zwar auch eine gewichtigere Alkoholpräsenz (z.B. beim Sistema Solera 23), was ich nicht so großartig finde, aber dafür konnte ich auch ein Plus an Feuer und eine größere Tiefe - bei mehreren Versuchen übrigens - vermerken.
Mein Alltime-Zacapa-Liebling bleibt der ebenfalls noch gut erhältliche "Straight From the Cask". Als Frau Vasquez von anderen Zuhörern dazu befragt wurde, wurde ihr Grinsen doch noch ein bisschen breiter als sonst. Tja, sie sollte es schließlich wissen. Der aktuelle "Etiqueta Negra" mit seinem Finish in frisch ausgebrannten (gebraucht)Fässern (da steckt doch eine Spur Rauch drin?) und der aktuelle, relativ trockene "X.O." mit seinem Ex-Cognaccask-Finish gefallen mir aber durchaus auch sehr gut. Nach neuen Special Releases a la "Aniversario 30" oder einer Single Barrel-Variante aus den vielfach zitierten Old Rums habe ich natürlich nicht gefragt. Da lasse ich mich doch lieber von ihr bzw. Diageo überraschen...
Zum Abschluss aber doch noch mal zur Sachkunde und deshalb nochmal zurück zu refined vices. Dort gibt es eine ausgezeichnete Serie mit einer sehr detailliierten Erklärung zu Zacapas Aging- und Blendingsystem (dazu hier ein vereinfachtes Schaubild), einem Interview etc.
Freitag, 7. Dezember 2012
Samstag, 1. Dezember 2012
Der Zacapa Room in München...
...hat leider nur bis einschließlich 8. Dezember 2012 geöffnet und sonntags, d.h. morgen, ist geschlossen. Das sind die schlechten Nachrichten. Die Guten: Die ganze nächste Woche noch kann Mann und/oder Frau allein, zu zweit oder im Grüppchen von 13-22 Uhr einfach so in die Räumlichkeiten am Gärtnerplatz 6 (Ecke Corneliusstrasse) in München spatzieren, an der Bar, auf den Loungemöbeln (Sofa kann mans nicht nennen) oder im seperaten Tastingroom Platz nehmen und... "Ron Zacapa", den Rum der - so zumindest meine Meinung - das Segment Premiumrum definiert hat, genießen! Einfach so. Ohne Eintritt. Für lau. Naja, fast für lau - einige wenige Drinks sind mit Preisen versehen. Aber die angebotenen Tastingtermine (Buchung via Webseite) sind wiederum kostenlos.
Wenn Sie jetzt fassungslos auf Ihren Bildschirm starren, sei zur Erklärung hinzugefügt, dass Ihnen diese gute Tat von "Diageo", einem ganz großen Big Boy im internationalen Spirituosengeschäft, der seit 2008 die Marke "Zacapa" weltweit (weiter) aufbauen darf, zugefügt wird. Zudem gehören Sie offenbar nicht zu dem Teil der Münchner Gesellschaft, die am letzten Donnerstag zur prunkvollen Eröffnung dieses sog. Pop-Up Showrooms geladen war und bei den Ausgaben in Mailand und Turin waren Sie wohl auch nicht zugegen. Aber das ist verzeihlich, es geht ja eigentlich um den Rum.
Ich war aber aus wissenschaftlichen und journalistischen Gründen vor Ort und habe daher auch - dank glücklicher Positionierung in Nähe der Küche - umfangreich am Flying Buffet von Zwei-Sternekoch Tim Raue teilgenommen. Wenn Sie eine ähnliche Veranstaltung planen, sei Ihnen die vorzügliche Entenleberterrine (mit Chili und Mango) des Berliner Maestros ans Herz gelegt. Jaja, so fein ging es zu und fast noch feiner waren die von unseren Münchner Bar-Sternen (!) Oliver von Carnap, Bill Fehn und Lukas Motejzik dargebotenen "Zacapa"-Variationen im schokolierten Tumbler, mit Orangenbaiser oder -schaum (Aquariumpumpe läßt grüßen) oder mit karamellisierten Rosinen oder mit Vanillekipferlrand oder mit Nebel und Rauch oder...
Lassen wir das. Lassen wir lieber Bilder sprechen... (An dieser Stelle greife ich ausnahmsweise auch auf ein paar von der freundlichen Agentur häberlein & mauerer zur Verfügung gestellten Aufnahmen zurück. Ich hatte fast immer die Hände voll mit allerlei Köstlichkeiten, darum...)
Hier noch ein paar besonders empfehlenswerte Bezugsquellen: Bardealer, Barfish, Cognac-Paradise;
Wenn Sie jetzt fassungslos auf Ihren Bildschirm starren, sei zur Erklärung hinzugefügt, dass Ihnen diese gute Tat von "Diageo", einem ganz großen Big Boy im internationalen Spirituosengeschäft, der seit 2008 die Marke "Zacapa" weltweit (weiter) aufbauen darf, zugefügt wird. Zudem gehören Sie offenbar nicht zu dem Teil der Münchner Gesellschaft, die am letzten Donnerstag zur prunkvollen Eröffnung dieses sog. Pop-Up Showrooms geladen war und bei den Ausgaben in Mailand und Turin waren Sie wohl auch nicht zugegen. Aber das ist verzeihlich, es geht ja eigentlich um den Rum.
Ich war aber aus wissenschaftlichen und journalistischen Gründen vor Ort und habe daher auch - dank glücklicher Positionierung in Nähe der Küche - umfangreich am Flying Buffet von Zwei-Sternekoch Tim Raue teilgenommen. Wenn Sie eine ähnliche Veranstaltung planen, sei Ihnen die vorzügliche Entenleberterrine (mit Chili und Mango) des Berliner Maestros ans Herz gelegt. Jaja, so fein ging es zu und fast noch feiner waren die von unseren Münchner Bar-Sternen (!) Oliver von Carnap, Bill Fehn und Lukas Motejzik dargebotenen "Zacapa"-Variationen im schokolierten Tumbler, mit Orangenbaiser oder -schaum (Aquariumpumpe läßt grüßen) oder mit karamellisierten Rosinen oder mit Vanillekipferlrand oder mit Nebel und Rauch oder...
Lassen wir das. Lassen wir lieber Bilder sprechen... (An dieser Stelle greife ich ausnahmsweise auch auf ein paar von der freundlichen Agentur häberlein & mauerer zur Verfügung gestellten Aufnahmen zurück. Ich hatte fast immer die Hände voll mit allerlei Köstlichkeiten, darum...)
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(mit Genehmigung von
häberlein & mauerer)
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