Freitag, 19. Februar 2016

Whatadrinks exklusives Sample-Set bei Liquid Tasting

Vor einigen Tagen fragte mich einer der Herren von Liquid Tasting, ob ich nicht ein paar meiner Lieblingsschnäpse zu einem Whatadrink!-Tastingset zusammen stellen möchte. Einfach so und ganz ohne Entgelt. Da war ich natürlich sofort dabei.

Liquid Tasting? Was ist das denn? Eine berechtigte Frage. In den letzten Monaten sind einige neue Onlineshops aufgepoppt, die nicht nur flaschenweise Spirituosen verhökern, sondern die sich besonders auf das Abfüllen und Versenden von kleinen Probefläschchen spezialisiert haben. Die gibts dann einzeln, in Sets oder gar im Abo. Die Gräfelfinger Firma Liquid Tasting bietet derzeit verschiedene 5er-Probierpackerl an, die thematisch gruppiert wurden. Einzige Ausnahme bisher: Das Whatadrink!-Set, denn darin sind je ein Rum, ein Rhum, ein Scotch Whisky, ein American Whisky und ein Gin enthalten. Alle fünf zum Genießen, Entdecken und Spaßhaben ausgewählt. Hier ein paar Infos dazu:

Kilkerran WIP IV Sherry Wood, Single Malt Scotch Whisky, 46%

Früher gabs im Städtchen Campbeltown an jeder Ecke eine Whiskybrennerei, was dazu geführt hat, dass Campbeltown noch heute als eigenständige Whiskyregion gilt. Führend ist heute die Springbank Distillery, die mit Hazelburn (3-fach destilliert) und Longrow (getorft) gleich noch zwei weitere mehr oder weniger eigenständige Marken herstellt. Mit Wm. Cadenhead gehört einer der nach meiner Meinung aktuell besten unabhängigen Abfüller von Whisky, Rum und Cognac und die wiederaufgebaute Glengyle Destillerie mit zum Firmenimperium. In letzterer wird der Kilkerran destilliert, der 2015 in der Work-In-Progress genannten Serie als mittlerweile ca. 11jähriger Malt aus Bourbon- bzw. Sherryfässern abgefüllt wurde - ungefärbt und ohne Kältefiltrierung mit 46% Vol. Im Segment der vorherrschenden No-Age-Statement Scotch Whiskys ist das ein wohltuend altmodischer Malt mit ein wenig Rauch. (Bitter)Orange herrscht vor und der Sherryeinfluß (Wurden große Butts verwendet?) hält sich in Grenzen. Nüsse und Tabak. Cremig und Ölig zugleich zeichnet ein langer Abgang den Kilkerran aus. Auch der Pfeffer scheint nicht zu sehr durch. Fazit: Die Sherryvariante entwickelt sich langsamer als die hochgelobte Bourbonfass-Abfüllung, hat aber über die letzten Jahre schon deutlich an Komplexität gewonnen. Ein ehrlicher Sauf- und kein Sammelwhisky und der richtige Einstieg in das Sampleset.

J. Bally Millésime 2000, Rhum Agricole, Martinique, 43%

Ich sehe schon, dass ich viel zuviel labere und zudem schon wie ein Werbetexter klinge. Machen wir es also diesmal etwas kürzer. Der Bally ist ein echter Jahrgangsrum, wurde  und kommt mit dem AOC-Siegel für Rhum Agricole von Martinique - d.h. er ist nicht gezuckert und wird aus frischem Zuckerrohrsaft destilliert. Das Alter wird nicht angeben, dürfte aber bei mindestens 10 Jahren liegen. Im Vergleich mit einigen anderen gelagerten Agricoles, kommt mir der Bally süßer vor ohne jedoch ein Süßrum (wie z.B. Zacapa, Botucal, Don Papa, diverse Rums aus der DomRep etc.) zu sein. Er ist einfach zugänglicher und beinhaltet schöne Noten von tropischen Früchten (Banane, Ananas) zur würzig-trockenen Eiche. Für mich ist er irgendwie ein Dauerbrenner. Schade, dass seine Alkoholstärke mit dem Jahrgang 1998 von 45% auf 43% reduziert wurde, aber das lässt sich verschmerzen. Dafür bestehen zwischen den einzelnen Jahrgängen zum Teil große Unterschiede - die weniger in der Qualität, sondern vielmehr in der Ausprägung der Aromen liegen (also mal fruchtiger, mal würziger, mal mehr Lakritze, mal mehr Eiche, usw.).

Caroni aged 12 years, Extra Strong, 100% Trinidad Rum, 50%

In zwei Worten: Echter Rum! Der Stoff wurde laut Etikett (übrigens dem historischen Erscheinungsbild aus den 1940/1950ern nachempfunden) im Januar 2000 in der kurze Zeit später geschlossenen Caroni Distillery gebrannt und dort 12 Jahre bis zur Abfüllung in 2012 gereift (mehr zur Geschichte finden Sie hier). Bei Caroni wurden in Pot- und Columnstills leichte und schwere Rums hergestellt. Hier vermute ich einen Blend aus den beiden Stilen, denn allzu perfekt erscheint die Balance von Würze, Frucht, Gummi(reifen) und Teer (!). Dazu dezenter Rauch von einem entfernten Holzfeuer am Strand. Rumrosinen natürlich, Trockenfrüchte und überreife Bananen. Ölig und trocken ausklingend. Der italienische Abfüller Velier hat nach eigenen Angaben noch Vorräte für ca. fünf Jahre. Wenn Ihnen dieser Rum mundet, sollten Sie also jetzt über die Anschaffung der ein oder anderen Flasche nachdenken. Im Moment ist einiges am Markt verfügbar.


Alambic's Special Caribbean Gin, Single Cask Super Premium Scotch Gin, 65,6%

Gin wird zur Zeit ganz einfach zu Tode geritten. Ländergin, Städtegin, Dörfergin, Terroirgin und Gin, der sich nur über Packaging definiert. Dazu Selleriegin und neu (!) Elderflower Potato Gin. Längst gibt es in Europa über 1000 verschiedene Gins zu kaufen. Ginologe muss ein anstrengender Beruf sein. Ein Trend ist auch fassgelagerter Gin. Meist beschränkt sich die Lagerzeit aber nur auf ein paar Wochen. Wirklich aged ist der vom Abfüller Alambic Classique verkaufte Gin, der mir (noch) in einer 13jährigen Version vorliegt (wad! hat bereits zweimal darüber berichtet und das Ding ausgiebig beschrieben). Mein Lagerbestand an 2011er Flaschen geht aber langsam zur Neige. Aktuell sind die 15- bzw. 16jährigen, die ebenso die beschriebene Kräuternote mitbringen und mal mehr und mal weniger Citrus abbilden. Mit jeweils über 60% Vol. sind das echte Ginbomben. OMG! Der gibt dem Affen ordentlich Zucker (wenn Sie wissen, was ich meine). Probieren Sie ihn ruhig pur mit ein paar Tropfen Wasser, die Sie wie die Maltfreaks mittels Pipette zugeben. Sie werden merken, wie sich das Destillat verändert und in der Nase und auf dem Gaumen noch mehr Kräuternoten zum Vorschein kommen.

Booker's Kentucky Straight Bourbon Whiskey, 63,2%

1. Das ist das Beste, was Jim Beam aus seinen Whiskyfabriken und Lagerhäusern auswirft. 
2. Zusammen mit Blanton's von Buffalo Trace gehört der Booker's zu den Pionieren der Small Batch Bourbons (hier ca. 250-300 Fässer je Batch). 
3. Der Juice ist je nach Abfüllung zwischen sechs und acht Jahren alt. 
4. Die Alkoholstärke von über 60% schreit - auch bei geübten Trinkern - nach etwas Wasserzugabe (Pipette).
5. Kann man so trinken, sollte man aber auch in einem schön gerührten Old-Fashioned genießen. 
6. Beam hat zuletzt eine neue Nummerierung seiner Batches eingeführt. Statt etwas krytischen Kürzeln wie z.B. C00-K-15 o.ä. bedient man sich nun simpler 2015-01, 2015-02 usw. Blöd nur, dass es parallel eine Reihe von Sonderveröffentlichungen gibt, die gleichermaßen durchnummeriert und dazu mit einem lustigen Namen (z.B. 2015-02 Dot's Batch) versehen sind. 
7. Achso, zum Bourbon itself: Geben Sie der Nase Luft (und etwas Wasser), dann erschnüffeln wir die berühmten Sägenspähne, Vanille, Kokosnuss, Eiche (of course) und auch etwas Marzipan. Dann Orange, Zimt (!), Ingwer und Kokos. Big Bourbon for big boys.

Dieses tolle (?) Sampleset (5x 4cl) können Sie hier bestellen. Whatadrink! (oder auch nicht).

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