Emanuele Ingusci ist ein überall geschätzter Barmann/-chef, der in seinem Barroom v.a. dem Rumdrink (ob pur oder im Cocktail) huldigt. Das war auch die Grundlage für die Idee eine eigene Rumabfüllung auf den Markt - oder besser: in die Bars dieser Welt - zu bringen. Aber es sollte keine hochprozentige Einzelfassabfüllung für Rumnerds werden, sondern ein Schmeichler, der auch als Mixrum seinen Mann steht. Aha.
Der Ron Del Cantinero (Arbeitstitel: "Vom Barmann für den Barmann") steht nun bereit und wartet mit folgenden Fakten auf Connaisseure und Barkeeper: Er ist ein Blend aus vier verschiedenen Rums aus zwei Ländern und einer Portweininfusion. Eine Portweininfusion? - Ja, Moment noch. Zunächst noch zu den Rums: Der eine ist ein junger Rum aus Martinique, der andere Rums kommt aus der Dominikanischen Republik und ist bis zu 21 Jahre alt. Zusammen bilden sie den Grundstock der gesamten Kreation (No Solera übrigens). Verhältnis Rum-Portweininfusion: 80:20. Tawny Port wird mit Vanilleschoten, Kakaobohnen und einer Gewürzmischung (Zimtblüte, Ingwer, Sternanis, Piment, Bittermandel und Nelke) infusioniert und/oder gespiced (das können sie benamsen wie sie wollen) und diese Aromenbombe kommt dann zum Rumblend. Abgefüllt wird mit 40% Vol. in 0,5-Literflaschen. Nachgezuckert wurde nicht. Das Modern-Retro-Etikett passt zu Kakao und Vanille mit seinem dunkelbraunen Hintergrund und den verspielten Goldapplikationen und wird vom Portrait des Herrn Papa geziert. Eine gelungene Reminiszenz.
Nun ist Rum & Port keine neue Kombi und funktioniert ja schon als eigener simpler Drink ziemlich gut. Was kann also der Infused Rum? Zunächst ist er eine üppige, ja schon schwere, Bombe mit dunklen roten Früchten, natürlich auch Vanille (aber nicht auf die billige, vordergründige Art) und auch dunkle Schokolade (ach was), die den Taster zunächst ziemlich einnimmt. Blendmeister Mario Gallone hat aber volle Arbeit geleistet und die Komponenten in ein stimmiges Miteinander gebracht. Wenn auch keine überreifen Holznoten heraustreten, so ist das doch ein gelungenes Werk - nicht zu überladen, komplex, aber auch für Anfänger geeignet (die noch in der Süßrumphase stecken), nicht zu süß, schon gar nicht zuckrig. Andere Probanden schmeckten den Kakao heraus - wieder andere die Vanille. Logo.
Aber ist es auch ein Rum der mit seinem recht humanen Alkoholgrad auch genug Rückgrat hat, um im Mixed Drink nicht abzusaufen? Dass er ein feines Dessert abgibt oder gut zum Kaffee (nicht in den Kaffee!) passt, ist klar. Ein Allrounder von der Sunny Side Of The Street? Nun, im Old-Fashioned sollte man mit Zuckerzugabe vorsichtig sein. Ein Stückerl Orangenzeste passt aber schön. Der Rum Manhattan braucht nur trockenen Wermut und - so empfiehlt Maestro Emanuele: Aromatic Bitters. Stimmt, zunächst bestimmt trockener Kakao das Bild, dann tritt nach einigen Minuten der Noilly deutlicher zu Tage und das ganze wird ein herrlicher Dry Manhattan. Noch schnell ein Rum Sour: Die Formel mit frischen Orangensaft und Limette (6cl Rum, 3cl O-Saft, 3cl Limettensaft, 1cl Zuckersirup, ca. 1/2 Eiweiß) ergänzt prima die Schokonote und wird nicht zu langweilig. Bitters je nach Geschmack machen Sinn. Der Triobar-Rum-Sour (für mich nur mit einem Dash Zuckersirup) ist auch ok und das Glas (wen wunderts?) schnell leer.
Nun sitzt Herr Ingusci also auf 250 Flaschen Rum - äh Ron. Aber nicht nur. Der Cantinero reist in den nächsten Monaten von Zeit zu Zeit durch Deutschland, um Nicht-wad!-Bloglesern alles das zu verklickern, was Sie hier nachlesen konnten. Falls Sie also zu Weihnachten (oder anderen Gelegenheiten) noch Eierlikör oder Nahewein verschenken, mein Tip: Ron Del Cantinero - Infused Rum ist im Onlinefachhandel für 31,99 EUR zu haben. Gastronomiekunden wenden sich direkt an Emanuele Ingusci.
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