Montag, 14. Dezember 2015

The Last Posts For 2015 - heute: Bacardi Facundo Paraiso

"Und sie ist nicht in Valparaiso gewesen
auf Java nicht und den Hochebnen von Peru.
Ihre Inseln unter dem Winde sind ihr Tresen
und die Betrunknen hörn mit glasgem Auge zu."

(Reinhard Mey "Dieter Malinek, Ulla und ich" 1992)


Unter uns gesagt - bzw. geschrieben - hat mich die neue Bacardi Facundo Serie zunächst nicht die Bohne interessiert, als die 2014 in den USA vorgestellt worden war. Warum? Weil ich von den Produkten der Fledermäuse trotz interner Schulung in der Casa Bacardi (in Berlin!) vor einigen Jahren bislang nicht wirklich überzeugt war. Gut, Ocho ist brauchbar, der 44,5er ist ein passabler Daiquirirum und die alten Sondereditionen Casa Bacardi, Facundo und Reserva Limitada sind absolut trink- und genießbar (und mittlerweile mehr oder weniger hochpreisige Sammlerstücke) ohne dass es mir eine Schädelwehattacke in die Hirnlappen zimmert. Aber das ist eher was für Ebay als für eine Bar.
In einigen ausgesuchten (?) deutschen Bars stehen nun aber die Flaschen aus der vierköpfigen Facundoabordnung von Bacardi namens Neo, Eximo, Exquisito und Paraiso. Wer, wo, was? Die Infos dazu können sie hier oder da nachlesen. Das ist alles längst bekannt. Nix für whatadrink! Viel interessanter für mich (und hoffentlich den Leser) ist neben den Presseinfos, was da wirklich aus den Flaschen tröpfelt und was es sonst noch darüber zu berichten gibt.
Zunächst zur Verfügbarkeit. Auf dem (freien) Markt hab ich in Deutschland noch nichts gesehen außer ein paar Eigenimporten aus USA auf Ebay (zu teuer!). Frankreich und UK sind/waren da besser dran. Was gibts zu den Abfüllungen Kreationen selbst zu sagen? Kurz gefasst: Der Neo ist ein ziemlich geiler Mixrum, der aber auch pur genossen werden kann (und vielleicht auch sollte). Eximo und Exquisito machen ein wenig auf very old (Eiche) sind aber doch recht sanfte und runde Brüder, die die Zacapas & Co. locker in den Schatten stellen. 
Widmen wir uns also dem Paraiso - dem leuchtenden, neuen Stern der ganzen Kategorie. Gegenüber den letzten Limited-Edition-Geburtstagsflaschen anderer namhafter Produzenten sind 300-350 EUR pro Buddel fast schon günstig zu nennen - aber Spaß beiseite: Das ist geiler Stoff! Alles erscheint eingebunden und doch äußerst komplex: Leder, Trockenfrüchte, Herrenschokolade, Tabak - das ganze Programm. Sauerstoff heißt das Zauberwort - sprich: Die Verkostung sollte man ruhig angehen. Den Spirit im Glas atmen lassen. Das Ding entwickelt sich und immer wieder kommen neue Noten und Aromen zum Vorschein. Das alles bei voller Reife. Auch die geöffnete Flasche entwickelt sich noch deutlich. Das Cognacfassfinish, dem der fertige Blend (offiziell bis zu 23 Jahre alte Rums) ausgesetzt wird, nervt nicht. Es wirkt wohl wirklich harmonisierend und nicht additiv, was bei "über 60 Jahre alten Fässern" auch eher unwahrscheinlich ist. In einem Gespräch mit dem Global Brand Ambassador David Cid verklickerte der mir, dass im Paraiso sogar noch ältere Destillate stecken, die aber solo einfach nicht mehr genießbar sind. "Verholzt" würde der nüchterne Betrachter sagen. Die Bacardis nutzen die speziellen Profile dieser superalten Rums in ihrem Blend, wenn sie auch nur geringste Mengen zusetzen. Das gilt übrigens auch für die Nachzuckerung. Im Paraiso soll gar nix "geschönt" sein - in den anderen Facundos soll die Dosage unter 10g/L liegen und auch beim Nachfärben war, so Cid, nicht viel oder gar nix nötig. Sein Wort in Gottes Facundo Bacardis Ohr. Whatadrink!

(Danke an Bacardi Deutschland!)

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