Sonntag, 28. Februar 2010

Wenn einem also Gutes widerfährt... 1959

Cream Of Coconut und andere Kokosnussprodukte - kleiner Test

Auf den Vergleich verschiedener Cream Of Coconut-Variationen (kurz: CoC) und einiger artverwandter Köstlichkeiten hatte ich mich schon lange gefreut *würg*. Das Ergebnis ist letztlich klar und birgt nur wenig Überraschendes, was deutlich macht, dass dieses "Opfer" von Nöten war.

Zur Geschichte der CoC und der bevorzugten Anwendung bei der Herstellung einer Pi
ña Colada verweise ich auf Jared Browns ausführlichen Beitrag in "Mixologist - The Journal Of the American Cocktail" (Mixallany, USA, 2005).

Hier die Probanden:
Der Klassiker, der auch in einigen Vergleichen in der Vergangenheit positiv bewertet wurde, ist Coco Lopez (Dom. Rep., 48% Kokosnussgehalt). Der Geschmack ist angenehm nussig, wirkt nicht künstlich und ist nicht zu süss. Die Konsistenz ist feincremig bis leicht flüssig und das Produkt daher bei Zimmertemperatur sehr gut zu verarbeiten. Die Farbe ist hell braun und wirkt natürlich. CL ist für mich immer die ReferenzCoC gewesen, daher vergleiche ich die weiteren CoCs direkt mit CL.Die Konsistenz von Coco Tara (Dom.Rep., 50%) ist fester als CL. In der Farbe wirkt sie etwas dunkler als CL und für mich ist sie zudem weniger süss. Trotzdem wirkt der Fruchtgeschmack von CL natürlicher. Coco Tara wird seit einiger Zeit mit einem Plastikdeckel zum Wiederverschließen der Dose verkauft.

Coco Clou (Dom.Rep., 50%) wird von Dunekacke importiert und unterscheidet sich meines Erachtens nur in der etwas helleren Farbe von CL.

Bei Coco Reál (Dom.Rep. / USA, 45%) handelt es sich um CoC in einer Squeezeflasche. Das erachte ich als eine saubere Lösung zur exakten Dosierung, die sich mit der zähflüssigen Creme aus den üblichen Dosen als nicht so einfach darstellt. CR ist reinweiß und cremig. Im Geschmack ist sie mir im Vergleich zu CL als süß und wenig nussig aufgefallen.

Die Marke La Famosa (Puerto Rico?, ?%) gehört offenbar zum gleichen Konzern wie CL. Die CoC fällt als gelbliches, flüssiges und fast schon glibberiges Produkt aus dem Rahmen. Geschmacklich ist sie deutlich süßer als CL.
Aroy-D (Thailand, 69,2%) ist eine Marke aus dem Asiafachhandel. In der Dose hat sich eine weißliche, feste, etwas 5mm dicke Schicht abgesetzt. Durchsticht man diese, wird eine gelbbraune, glibberige Masse sichtbar. Auf den Geschmackstest habe ich angesichts dieses unappetitlichen Materials verzichtet.

Cosmoveda Creamed Coconut (100%) kommt eigentlich in der indischen und ayurvedischen Küche zur Anwendung und ist ein Bioprodukt aus 100% Kokosnuss. Die "Cream" ist stichfest, von strahlend weißer Farbe und schmeckt, da ungesüßt, sehr natürlich aber zurückhaltend nach Kokosnuss.Bei "Bright - Young Coconut Meat" handelt es sich um in Sirup eingelegte dünne, etwas schlabbrige Scheiben von Kokosnussfleisch. Der Geschmack ist wenig nussig und leicht süss. Für die Weiterverarbeitung in Mixgetränken bietet sich dieses Produkt nur sehr bedingt an.

Coco Loto - Coconut Juice With Pineapple (50% Kokosnusssaft, 2% Ananassaft) kommt ebenfalls aus dem Asiashop und als einziges Produkt dieses Tests in einer Glasflasche. Der Geschmack ist leicht süss und nur als wenig fruchtig - eher wassrig - zu bezeichnen. In der Flüssigkeit treiben kleine Kokosnussstückchen, die sich nicht absetzen.

Ein ähnliches Produkt ist Foco Coconut Juice bzw. Roasted Coconut Juice (jeweeils 80% Kokosnusssaft). Beide Male handelt es sich um Zubereitungen von Kokosnusssaft unter Zugabe von Kokosnussstückchen, wobei diese bei der zweiten Variante leicht bräunlich, da angeröstet, sind. Geschmacklich wirken beide Drinks eher leicht, wenig süß und ebenfalls wassrig.

Fazit: Die Proben von Coco Lopez, die unter diesem Namen in D derzeit offenbar nicht erhältlich ist, und Coco Clou haben mir am besten gefallen. Dahinter folgt Coco Tara und Coco Reál, wobei letztere nur durch die durchdachte Verpackung und weniger durch das Geschmackserlebnis punkten kann. La Famosa und Aroy-D fallen durch. Cosmoveda ist nicht süss genug und die Konsistenz zu fest. Die Variationen von eingedostem Kokosnusssaft bieten sich meines Erachtens ebenfalls nicht zur Verwendung in Mixgetränken oder gar als Ersatz für CoC an.

weiterführende Links:

http://www.cocktaildreams.de/smf/index.php?topic=1234.0
http://www.cocktaildreams.de/smf/index.php?topic=2221.0
http://www.cocktaildreams.de/smf/index.php?topic=3261.0
http://www.cocktaildreams.de/smf/index.php?topic=5813.0


Mittwoch, 24. Februar 2010

In Asbach Uralt ist der Geist des Weines - 1955

Bottle To Bottle - Round 1: Lime Gin

Da mir gestern eine Flasche der bislang in GSA-Land recht seltenen Gattung der Limettengins in die Hände gefallen war, gibt´s heute Runde 1 der Reihe "Bottle to Bottle":

Lubuski Gin Lime - Tanqueray Rangpur

Um - wie es bei B-to-B in Zukunft immer sein soll - möglichst schnell zu einer Entscheidung zu kommen, wurden beide Gins nach einer Purverkostung (hier bei Zimmertemperatur) noch in einem Mixgetränk (hier ein Gimlet mit der Rezeptur 4cl Monin Lime Juice + 5cl Lime Gin + Saft einer halben Biolimette) serviert.

Das Urteil: Der Pole kommt deutlich sauerfruchtig und (obwohl nur mit 40% Vol. ausgestattet) ein wenig sprittiger als der Engländer aus der Flasche. In der Nase ist Lubuskis Säure angenehm und läßt eigentlich auf mehr "juicy zest" hoffen. Diese ist aber mit großem Abstand dem Tanqueray (übrigens mit 41,3 % Vol.) vorbehalten, der pur und v.a. im Gimlet der ausgeglichenere, rundere und letztlich der bessere Gin ist. Der Tanqueray-Gimlet ist so nicht so citrusfruchtig, sondern einfach komplex und "zesty". That´s it! Sieger ist also - große Überraschung! - der im schönen Schottland destillierte und offizell nur in USA erhältliche Rangpur.

Anmerkung: Der Limettenlubuski ist nicht schlecht, der Tanq ist aber eben mindestens eine Klasse besser. Preislich liegen beide Flaschen doch weit auseinander. Der Osteuropäer unter deutscher Flagge kostet letztlich nur knapp die Hälfte. In den USA hat Seagram neben anderen Variationen auch einen Limegin im Programm. Zu mir ist aber noch keine Probe davon gelangt. Vom Lubuski gibt es natürlich auch eine Standardvariante im gleichen Preissegment.

Dienstag, 23. Februar 2010

Aha Toro Tequila Diva Plata Rosa

Die für besonders fruchtige und runde Tequilas bekannte Marke Aha Toro (im Vertrieb von Sierra Madre Trend Food GmbH) hat unter der Bezeichnung "Diva" seit Ende 2009 eine neue Variante am Start. Der Stoff ist in den letzten Monaten in die Regale von immer mehr Fachgeschäften gekommen, was ich zum Anlass nehmen will, kurz darüber zu berichten.

Divas Besonderheit besteht in einer zweimonatigen Lagerung in Ex-(Bordeaux?)-Rotweinfässern. Die Reposado- und Añejo-Versionen von Aha Toro lagern übrigens in ehemaligen Jack Daniel´s-Fässern. Aha Toro nennt das Destillat "Diva Plata Rosa", was eigentlich auf die Tequilakategorie Blanco hinweist. Nach zweimonatiger Fasslagerung dürfte aber meines Wissens die Bezeichnung Reposado geführt werden. Beide Begriffe finden sich aber nicht auf der Flasche.
In der - wie immer bei Aha Toro - rustikal gestalteten Flasche, die zudem mit einem roten Farbübergang versehen ist, findet sich ein Tequila mit leichtem Rotstich: Ein Rosétequila sozusagen. Doch er sieht nicht nur appetitlich aus. Er schmeckt auch völlig anders als jeder Tequila, der bisher meine Kehle herunter gerannt ist. Ist Aha Toros Blanco ein bodenständiger Brand beginnend mit
typischen Agavenaromen, weich mit Honiganklängen zerfließend und mit einer Portion Pfeffer im Abgang und kommt der Añejo mit deutlicher Whiskeyprägung daher, so treten bei Diva zunächst florale Aromen in die Nase. Gefällig aber keineswegs lasch geht es mit einer nicht zu verleugnenden Süße weiter, die schnell in deutliche Portweinaromen mündet. Rote Äpfel und Trauben liegen bei mir in der Sinneswahrnehmung ebenfalls weit vorn. Der Abgang ist weich und mittellang. Pfeffrige Noten sind gut eingebettet. Die Fässer haben im Vergleich zum ungelagerten Blanco beim getesteten Lote No. 114 also ganze Arbeit geleistet.

Verantwortlich für Aha Toro ist übrigens die Firma Agabe Tequilana Productores Y Comercializadores S.A. DE C.V. (bei der CRT unter NOM 1079 geführt), die u.a. auch den sehr guten Oro Azul Tequila herstellt. Wann oder besser ob Aha Toros Edelversion „Ultra-Aged“ auf den deutschen oder europäischen Markt kommt ist mir leider nicht bekannt.

Montag, 22. Februar 2010

Munich Whisky And Bar Festival 2010

Dieser Tage fand das alljährliche Münchner Whisky & Bar Festival statt. Auch ich war dabei und habe die folgenden Beobachtungen und Erfahrungen machen dürfen.

„Für was stehen die denn alle an?“ war eine durchaus begründete Frage am Samstagabend, denn eine kapitale Schlange von Besuchern teilte den Bereich zwischen Messeständen und Restaurant fast über die gesamte Länge in zwei Teile. Doch nein, hier gab es nicht „Zacapa for free“, sondern nur Probleme mit der Garderobenorganisation.

Ich schwang mich in die Masterclass mit Blanton´s Bourbon und erlebte dort Helmut Knöpfles Vortrag mit grundsätzlichen Infos zu American Whiskey und seinen Beobachtungen beim Kentucky Derby. Die Verkostung der drei erstklassigen Blantons „Original“, „Straight From The Barrel“ und der „Edition SZ“ von 2006 kam dabei leider etwas zu kurz. Aber was soll´s: Runter damit!

Zur Entspannung gönnte ich mir anschließend den nagelneuen Ardbeg Rollercoaster. Zwar waren meine Geschmacksknospen noch von den hochprozentigen Amis betäubt, der wohltuende Rauch des offenbar weniger sherrygeprägten, jüngsten Spross der Ardbegfamily drang aber durch und brachte mich in Laune für das Malt-Tasting mit Legende und Whiskybible-Verfasser Jim Murray. Eine eingehendere Prüfung sollte aber baldmöglichst nachgeholt werden.

Mit einem Schluck Zacapa 23y neutralisierte ich auf dem Weg dorthin das peatige Mundgefühl. Die alte Abfüllung war nicht so gefällig geblendet und hat mir besser geschmeckt. Gut, dass da noch Bestände in meinem Keller schlummern. Hier noch für alle Interessierten die schematische Aufbereitung von Zacapas Soleraverfahren:

Doch zurück ins Klassenzimmer: Dort führte Oberlehrer Murray zunächst in die korrekte Vorgehensweise beim Riechen und Trinken von Whisky ein und narrte die versammelten Kenner (und solche die es werden wollen) mit der Auswahl der durchweg erstklassigen Destillate. Nachdem gemeinsam deren Nuancen und Aromen ausführlichst in Form des Blindtastings erarbeitet worden waren, gab es nämlich ein großes Hallo als sich herausstellte, dass sich hinter den „Schotten“ ein Waliser, ein Schwede, nicht weniger als drei Inder (!) und immerhin ein schottischer Blend verbargen. Fazit: Traue nie der Marketingabteilung – traue nur Dir selbst (oder der Bible).

Freitag, 12. Februar 2010

The Great Blog Opening

So, da es von grundsätzlich sinnvoll angelegten und inhaltlich hochwertigen Blogs nicht genug geben kann, mache ich mich endlich daran meine Mitmenschen und die Nachwelt mit dem einen oder anderen kleinen Beitrag bzw. mit der einen längeren oder auch mal kürzeren Anmerkung zu beglücken.

Um was geht´s überhaupt? - Nun, da wären Gedanken, Eindrücke und Beschreibungen von Getränken aller Art - alles rein subjektiv von der Warte des Amateurs und (Achtung: ganz schlimmes Wort jetzt) Hobbymixers (Den "Connaisseur" - ein Berufsstand der derzeit enorme Zuwächse hat - spare ich mir an dieser Stelle). Zudem stelle ich mir vor, das weitläufige Thema der Mixgetränke, Cocktails, Bars und ihrer Betreiber und Mitarbeiter eben mal von der Seite des interessierten Konsumenten bzw. des Gastes zu beleuchten.

Leute, wünscht mir dafür alles Gute. Ich kann´s glaub brauchen...