"Schon allein wegen der Flasche lohnt es sich diesen edlen Vodka zu kaufen" (Anonym, 2012)
"(Vodka is...) neutral spirits, so distilled, or so treated after distillation with charcoal or other materials, as to be without distinctive character, aroma, taste or color." (Bureau Of Alcohol, Tobacco and Firearms, T.D. 5707, 1949-2 C.B. 252. 1949)
"Vodka ist Sex!" (whatadrink!-Blog, 2013)
"How can anybody drink this stuff?" (Booker Noe II, Jim Beam Master Distiller, 1974)
Gleich fünf nette Zitate zum Thema. Nun, es geht schließlich um Vodka. Schon wieder. Und da gehört ein bisschen Tamtam eben dazu. Da ich hier eine gewisse wissenschaftliche Neutralität an den Tag legen sollte, macht es vielleicht Sinn über die Spirituose zu berichten, die mit möglichst großem Marketinggedöns, zugleich aber möglichst wenig Geschmack, den größtmöglichen Umsatz erreicht. Das sollte uns (zumindest) Respekt abringen.
Respekt bringe ich auch einer - zugegeben nicht ganz neuen - Vodkamarke entgegen, die bisher zumindest auf eines verzichtet hat: Flavoured Vodka. Sonst wurden alle Klischees erfüllt: Besondere Geschichte / Rezeptur / Herstellung und Filtration, ungewöhnliches und hochwertiges Packaging, Bling-Bling und schmucke Girls am Messestand, Eventsponsoring und die Verbindung zu Rock/Pop/Rap-Künstlern nebst Product Placement in geschmackvollen Musikvideos. Bei mir verursachen Begriffe wie Produktinszenierung und Big Idea regelmäßig Gänsehaut. Irgendwie könnte es auch um Babywindeln gehen. Hier aber nicht. Es geht um Öl, harte Männer, Russland, Roggen und Österreich.
Ja Österreich. Denn dort wird NEFT (= Öl) produziert. Produziert heißt in diesem Fall destilliert, gefiltert und verpackt. Verpackt wird in eine Dose in Form eines 0,7 Liter kleinen "Ölfasses" in schwarz oder weiß. Sieht nett aus, liegt gut in der Hand. Aber genug davon. Stellen wir uns die alles entscheidende Frage: What is in the bottle? Hier etwas abgewandelt: What is in the can?
NEFT musste sich - seiner Klassifikation als traditioneller Roggenvodka entsprechend - mit Abfüllungen von Green Mark Rye, Chopin Rye, Wyborowa Exquisite (auch wenn die z.T. aus Polen kommen oder gar nur rye flavoured sind) und auch ein paar Weizenvodkas messen. Das Ergebnis: Das ist ein sehr guter Vodka und das ist auch ein sehr guter Roggenvodka, der mit den erwähnten Platzhirschen voll und ganz mithalten kann.
Ich konnte NEFT General Manager Thomas Holzinger ein paar Fragen zu seinem Diogenesvodka stellen.
whatadrink!: NEFT kommt aus Österreich?
Thomas Holzinger: Korrekt, es wird alles in
Österreich hergestellt, die Barrels sowie der Vodka selbst.
wad: Woher stammt
der Rohstoff Roggen?
TH: Wir verwenden drei verschiedene
Sorten von Winterroggen, daher der süßliche Geschmack.
wad: Werden alle
Produktionsschritte in Österreich ausgeführt?
TH: Ja.
wad: Destillieren Sie auf einer eigenen Anlage oder wird das NEFT-Destillat von einem Kooperationspartner produziert?
wad: Destillieren Sie auf einer eigenen Anlage oder wird das NEFT-Destillat von einem Kooperationspartner produziert?
TH: Unser Kooperationspartner ist Freihof in Lustenau. Die Destilliere Freihof ist ein Traditonsfamilienbetrieb.
wad: Ah ja. Gebhard Hämmerle und die Freihof Destillerie stellen auch andere Produkte für Auftraggeber/Markeninhaber her und sind natürlich für ausgezeichneten Obstbrände bekannt.
In Ihrer Präsentationsbroschüre ist von "kleinen Chargen" die Rede.
Das ist ein relativer Begriff. Wie groß muss ich mir eine Charge NEFT
vorstellen?
TH: Gute Frage. Wir produzieren max 200.000 Liter im Monat, was im Vergleich zu unseren Konkurrenten gar nichts ist. Das ist zugleich auch unsere max. mögliche Kapazität mit der derzeitigen Anlage. Da wir aber „nur“ 200.000 Liter herstellen, stellen wir auch 100% unseres Destillates selbst her. Wir kaufen keinen Industriealkohol ein und mischen diesen dazu wie andere Hersteller. Weiter mischen wir auch keine Additive oder jegliche chemische Geschmacksverstärker hinzu - auch keinen Zucker oder dergleichen.
TH: Gute Frage. Wir produzieren max 200.000 Liter im Monat, was im Vergleich zu unseren Konkurrenten gar nichts ist. Das ist zugleich auch unsere max. mögliche Kapazität mit der derzeitigen Anlage. Da wir aber „nur“ 200.000 Liter herstellen, stellen wir auch 100% unseres Destillates selbst her. Wir kaufen keinen Industriealkohol ein und mischen diesen dazu wie andere Hersteller. Weiter mischen wir auch keine Additive oder jegliche chemische Geschmacksverstärker hinzu - auch keinen Zucker oder dergleichen.
wad: Planen Sie für die Zukunft aus eine flavoured Version? Wenn ja, in
welcher "Geschmacksrichtung"?
TH: Derzeit nicht, da unsere russischen Investoren nichts davon
halten.
wad: Wer hatte die Idee zur "Öldose"?
TH: NEFT bedeutet ÖL und da unsere Investoren durch den Rohstoff
sehr wohlhabend geworden sind, lag es nahe einen Vodka Brand danach zu taufen. Da kam ich dann ins Spiel. Ich habe eine 10-seitige Beschreibung
des Destillationsprozesses bekommen und dazu den Auftrag den Vodka nicht in Glas
abzufüllen, weil das ja jeder hat. Auch hatte bzw. habe ich bis dato kein
Marketingbudget, so lag es nahe einen Eyecatcher zu entwickeln und ein Ölbarrel hat irgendwie was. Positiver Sideeffekt: Es gibt überall Ölfässer welche mit
geringen Kosten in dekorative große NEFT-OIL-Stehtische umgewandelt werden
können.
So, genug der Infos. Die Frage, ob man nun die weiße oder die schwarzlackierte Dose möchte (Der Inhalt ist identisch) und ob man über 40 Euro für eine Dose Vodka hinlegen will, muss ja jeder selbst für sich beantworten. Nochwas: Kann mir irgendjemand diese Seite hier erklären
Einige der obigen Fotografien wurden mir freundlicherweise von der NEFT Vodka Distribution LLC überlassen.
NEFT im spektakulären Musikvideo:
Harte Männer heute:
Harte Männer früher:
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