Mittwoch, 11. September 2013

Quo Vadis Agave? - Teil 1: Tequila

"Jaaaa! Tequila, Tequila, Tequila, Wonderbra!
Und heute Nacht machen wir noch die ganze Insel klar!"
("Ab In Den Süden", Buddy Vs. DJ The Wave, 2003)

Wie in der Vergangenheit schon widmet sich wad! mal wieder dem Agavenbrand. Die Frage "Wo stehen Tequila und Mezcal 2013?" kann ich sicher nicht abschließend beantworten, aber vielleicht kommen wir der Sache doch irgendwie näher.

Tequila Curado

Dabei hilft vielleicht der Blick auf eine noch recht neue Abfüllung der Ocho-Macher: Das Zeug nennt sich Curado Tequila und dabei handelt es sich um einen Blanco Tequila, der eine Infusion von gekochten Agavenfasern (Infusion De Agave Cocido) aufgebrummt bekam. Optisch macht ihn das zu einem gelagerten Reposado oder Anejo und Blanco steht auch nur ganz klein auf der 0,5l-Buddel, die in unserern Breiten für knapp über 30 EUR im Onlinehandel zu haben ist. Nüchtern (!) betrachtet handelt es sich um einen agave flavored Agavenbrand. Muss das denn sein? Ist das was gänzlich Neues?


Nun, geschmacklich aufgepeppte Destillate gibt es zuhauf zu Erwerben. Ob nun mit Geschmack (?) versehene Vodkas, aufgezuckerte oder mit Fruchtauszügen aufgepeppte Obstbrände oder Zimt- bzw. Chilitequilas. Hatten wir alles schon. Und kurz gesagt: Das ist alles doch ziemlich unnötig. Dieser milde, runde, aber nicht eindimensionale Tequila hier nun, mit seinen immerhin 40% Vol. ist ein angenehmer Genosse, der - wie nicht anders zu erwarten war - einen deutlichen Agaven- aber auch Apfel- und Birnengeschmack sein Eigen nennt. Das gibt es bei anderen fruchtigen Tequilas auch, aber der kleine, muskelbepackte Mexikaner ist wirklich gut gemacht. Whiskyfun-Entrepreneur Serge Valentin vergab bei der Suche nach Malternatives kürzlich gar 85 Punkte. Weiter unten in diesem Beitrag erklärt ihn Agavenguru Tomas Estes (ja, der Knabe vom BCB 2012) noch in einem kleinen Videoclip.
Tequila an der Bar?

Aber welchen Stellenwert hat Tequila an der Cocktailbar? Da ich in solchen Etablissements ungern verkehre und mir so keine eigene Meinung bilden kann, habe ich zwei namhafte Münchner Barkoryphäen getrennt voneinander befragt. Zunächst John Hofmann von der Distillers' Bar in Schwabing: "Tequila hat bei mir einen hohen Stellenwert. Das kommt zum einen durch meinen persönlichen Geschmack und dadurch, dass Tequila im allgemeinen nicht als Qualitätsprodukt angesehen wird - was er aber ist. Das wird ihm nicht gerecht. Daran arbeite ich bei meinen Gästen und verwende gerne hochwertige Tequilas in Drinks, um meine Gästen vom Gegenteil zu überzeugen."

Und Lukas Motejzik vom Zephyr im Glockenbachviertel meint: "Im Zephyr wird Tequila von den Gästen eigentlich nie als Basisispirituose für Drinks nachgefragt - so nach dem Motto: Mach mir mal was mit Gin! Wir haben aber einen Drink mit Blanco Tequila, Safran und frischer Passionsfrucht auf der Karte der extrem gut läuft und auch unsere Pink Paloma (Hibiskus Tequila, Ting und Rosenblütensalz) läuft immer besser an. Ich glaube, dass die Leute langsam ihre Angst vor Tequila ablegen."

Hm. Das klingt doch beides trotz des in Europa ausgebliebenem Tequilabooms ganz zuversichtlich. Die Bar hat die Tequilakategorie also noch längst nicht abgeschrieben. Zur Feier dessen kommt hier gleich noch eine ganze Tequilarange, die neu in Europa zu haben ist. Gut, ganz neu auch nicht, immerhin hat das Mixology-Magazin den Stoff bereits zweimal im Heft und einmal online gewürdigt.
Tequila Revolucion

Es geht um Tequila Revolucion, der als Blanco, Reposado, Anejo, Blanco mit 50% Vol. und Extra Anejo in Kürze zu haben sein soll, bzw. es schon ist. Die besagten Mixology-Tester gaben sich zurückhaltend begeistert. Mal sehen, was mein unabhängiges Tastingpanel herausgearbeitet hat. Zunächst zum "normalen" Blanco, der zwar mild und mit Agavenfrucht aufwartet, aber insgesamt etwas dünn ist. Was? Der hat nur 35% Vol.? Was ist denn da los? Einer der Tester bemerkte gar "Das ist kein Schnaps - der brennt nicht.". Beim Reposado (35% Vol.) vermerkte der gleiche Herr, dass er "gar nix geschmeckt" habe. Nun, ganz so schlimm ist es nicht, aber in gemischten Getränken gehen beide Aspiranten doch ziemlich unter. Die Revolucion zielt offenbar auf den erklärten Freund des extramilden Sippingtequilas. Das setzt sich auch beim trockeneren und keinesfalls holzigen Anejo (38% Vol.) fort. Smooth & Premium - zwei Attribute, die bei mir in der Regel zu gesteigertem Desinteresse führen. 

Aber widmen wir uns dem selbsterklärten Star der Range: dem 100 Proof Blanco in der blau lackierten Flasche. Der ist wirklich mit 50% Vol. ausgestattet, was ihm merklich gut tut. Ebenso fruchtig wirkt er etwas komplexer, hat Rückgrat auch in der unvermeidlichen Margarita und verfügt auch über eine gewisse Länge. Sprittig ist er nicht. Aber ein Mixingtequila für über 40 EUR? Das ist dann eher das Preis-Leistungsniveau für die gehobene Hausbar.

Mein Fazit: In Sachen Tequila gibt es Neues, aber nicht wirklich Weltbewegendes zu berichten. Das ist nicht weiter schlimm. Mal sehen, was Mezcal da zu bieten hat... (to be continued)



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