Mittwoch, 5. November 2014
Whisky von der Lost Distillery Company oder: Alles verloren?
Hey, hey!
Caramba, Caracho, ein Whisky
Caramba, Caracho, ein Gin
Verflucht, sacramento, Dolores
Und alles ist wieder hin...
("Caramba, Caracho, ein Whisky" von Heino, 1969)
Ist Ihnen aufgefallen, dass zuletzt ein paar mal das Wörtchen "lost" verwendet wurde, wenn es doch (nur) um Marketing für sehr wohl in der Gegenwart bereitstehenden Whisky ging? Hier auf jeden Fall - wie vor Monaten angekündigt - ein paar Worte zu den Abfüllungen der The Lost Distillery Company.
Die müsste eigentlich The Lost Distilleries Company heißen, startete sie doch gleich mit sechs Flaschen aus drei verschiedenen Destillerien. Halt nein! Der Whisky kommt ja gar nicht aus den Destillerien, deren Name auf den wohlgestalteten Flaschen prangert, denn die gibts inklusive Ihrer Destillate seit rund 100 Jahren nicht mehr. Was soll das also?
Die Kreation des jeweiligen Whiskys beginnt - so wird berichtet - mit einer wissenschaftlich-historischen Recherche. Legen wir uns doch beispielhaft auf eine um 1900 untergegangene Distillery fest. Wir beginnen vor Ort mit der Sichtung von historischen Unterlagen und können ggf. den tatsächlichen Ort lokalisieren. Vielleicht gibt es noch Originalgebäude oder gar die Wasserquelle, die seinerzeit genutzt wurde. Neben den einschlägigen Fachbüchern gibts es im Idealfall noch andere Dokumente wie Briefe und Rechnungen etc., die Aufschluss geben über die Produktionsvoraussetzungen. Woher kam die Gerste bzw. das Malz? Wie sahen die Brennblasen aus und woher stammten sie? Bei wem wurden die verwendeten Fässer gekauft? Und an wen - z.B. an welches Handelshaus mit eigenen Blends - wurde der fertige Whisky verkauft? Die Antworten ergeben eine Stoffsammlung aus der sich - das ist durchaus nachvollziehbar - ein Profil entwickeln lässt.
Dazu noch ein Beispiel: Geht es um Historisches wird gerne Alfred Barnards Werk "Whisky Distilleries Of the United Kingdom" von 1887 genannt, was als komplette Sammlung von Herrn Barnards Reiseberichten zu rund 150 Whiskybrennereien bezeichnet wird. Nun hat der Author seine damaligen Texte auch lokalen Zeitungen zur Veröffentlichung angeboten und der ein oder andere Herausgeber hat diese Reportagen auch gekauft und abgedruckt. Und die waren z.T. ausführlicher als die Texte im Buch, die vor der Veröffentlichung als solches offenbar überarbeitet und stellenweise gekürzt wurden. Sucht man also an anderer Stelle nach Barnards Texten als im eigenen Bücherschrank, stößt man hie und da auf eine seinerzeit als nicht weiter überlieferungswürdig eingestufte Einzelheit, die aber dem Whiskyhistoriker im 21 Jahrhundert ein wertvolles Puzzleteil sein kann.
Aber aufgepasst! An diesem Punkt darf man nun nicht annehmen, dass die ehrenwerten Herren der Company einen Malt des 19. Jahrhunderts nachbauen. Der ließe sich eventuell auch gar nicht verkaufen. Vielmehr muss man sich vorstellen - so hat mir zumindest Andrew Hogan, einer der Köpfe hinter den Verlorenen, das erklärt - dass der Whisky so schmeckt, als ob der Betrieb bis heute überlebt hätte und seine aktuelle Abfüllung auf den Markt würde. Der enthaltene Konjunktiv war schon anderen aufgefallen (bitte hier Nachlesen).
Es handelt sich durchweg um Mischungen aus Single Malts und damit um Blended Malts. Grainwhisky ist nicht enthalten. Die "Standardausgaben" liegen bei rund 60 EUR, während man für die drei "Vintage" benannten Ultrapremium-Flaschen je 175 EUR hinblättern musste (alle mit 46% Vol.). Letztere sind übrigens fast ausverkauft. Dafür gibt es einen neuen - äh - wiederaufer...geborenen Whisky: Jericho (ca. 70 EUR) heißt der und soll ein "herrlich wuchtiger Sherry-Malt mit einer unwiderstehlichen Note von Torf" (Quelle: deutscher Importeur) sein. Ok.
Ich hatte das Vergnügen alle sieben Lost Distillery-Whiskies probieren zu dürfen. Nein, nicht angesäuselt auf einer der zahlreichen Whiskymessen, sondern in meinem privaten, abgeschiedenen Tastingroom. Mein Fazit: Sehr guter Stoff. Alle sieben. In meinem persönlichen Ranking stand zunächst der Startheden Vintage mit seiner leichten Sherrywürze vor dem Coastal Highland-Vertreter Gerston. Jetzt aber der neue Jericho: Nunja. Er ist kein Sherry- und erst recht kein Torfmonster. Er ist auch kein (wuchtiger) Mortlach oder Springbank. Aber er ist wie seine Kumpane ein feiner, gut gemachter Scotch. Fast schon ein Allrounder (Was man ihm aber auch wieder negativ auslegen könnte). Auf den zweiten Schluck kommt etwas mehr Süße durch.
Fazit: Alle sieben Lost Whiskies sind edle Streiter - kein Karamba-Karacho-Stoff. Qualität, Ausstattung und Preise halten sich aus meiner Sicht einigermaßen die Waage - wenn auch im höherpreisigen Segment.
Ach ja - Gibt es eigentlich schon irgendwo einen Lost Gin?
Tip: Unbedingt die umfangreichen Info auf der offiziellen Internetseite durchschmökern...
Freitag, 10. Oktober 2014
Barconvent Berlin 2014
Einige dachten nur ans Shoppen
Andere nur an das eine
An der Bar USA mixten die ganz Großen
Es gab aber auch Beer USA
Leckereien von Andy bei The Duke
Dave Broom erklärte Whisk(e)y
Preziosen
Last Exit BCB?
Der Name ist Programm (?)
Hat nichts mit Obstler zu tun (oder doch?)
Die Ruhe vor dem Sturm
Miller/Brown erklärten Vermouth
Girls Of BCB
Mickey Heads loves Berlin
Überraschend wenig neue Vermouths
Unzählige (neue?) Gins
Prominente
Girls Of BCB
Elderflower gibts auch in England
Girls Of BCB
Der Hammer: Geranium 55 (von und mit Herrn Hammer)
Endlich: Gin für - äh - wen eigentlich?
Rarität: 40 Jahre gereifter Sake
Das Feierbiest aus München (Oh Mandy!)
Game Over! Try again next year...
Mittwoch, 1. Oktober 2014
Im Vorfeld des BCB 2014... (Teil 2)
Die USA sind das offizielle Gastland des BCB 2014, der - wie schon berichtet - nächste Woche die Bundeshauptstadt erschüttern wird.
Zunächst hat aber Mixology/BCB-Mastermind Helmut Adam die Nerd/Connaisseur/Blogger-Szene erschüttert, als er am 17. September - also grade mal 20 Tage vor der Veranstaltung - auf einem deutschsprachigen Cocktailforum u.a. verkündet hat: "...Am Einlass zum Bar Convent kann ein Fachnachweis verlangt werden. Ist der Besucher nicht in der Lage, diesen zu erbringen, wird kein Einlass gewährt..."
Während man sich noch wundert, dass auf einer Messe für "Gastronomen, Bartender, Spirituosen- und Getränkehersteller, Fachhändler und Connaisseure" (Quelle: FAQs des BCB-Ticketshops) ausgerechnet die phasenweise von der Industrie gepamperten Letzteren rausfliegen sollen, obwohl sie ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen (siehe Screenshot) an Eintrittskarten gelangen können, schlägt der Hamburger Gastronom Jörg Meyer in die gleiche Kerbe und hätte - so kann man (wenn man will) zwischen seinen Zeilen lesen - am liebsten nur noch echte Bartender beim BCB (Stichwort: strenge Tür). Weg mit dem sich anwanzenden Pöbel, der sich doch nur gratis volllaufen lassen will! (Update: Herr Meyer hat dieses Missverständnis aufgeklärt - siehe unter Kommentare)
Leider sehe ich die rechtliche Situation um den 2014er Event (und die Übernahme meiner nicht unerheblichen Flug- und Hotelkosten durch den Veranstalter) als nicht ausreichend geklärt an und reise deshalb (vielleicht zum letzten Mal) persönlich nach Berlin - statt des Fachnachweises, mit der Mixology-Abokündigung im Handgepäck...
Genug davon an dieser Stelle und zurück zum Stoff - zum flüssigen natürlich. Wenn Herr Huhn etwas von Mezcal versteht, dann versteht Herr Werner mindestens ebensoviel von Whiskey - von amerikanischem Whiskey. Mike's legendäre Willett-Abfüllung eines 17jährigen Bourbon wird dieser Tage nicht umsonst für über 400 EUR gehandelt - Tendenz steigend. Zuletzt hatte er seine Fühler allerdings nach Texas und Michigan ausgestreckt und ein paar Bottles aus diesen Regionen nach Good Old Germany importiert. Ich konnte mich der Sache annehmen und starte mit drei Abfüllungen aus Texas. Yeah!
Yellow Rose Outlaw Bourbon (100% Mais, 46%): schöne, leichte Nase, dann nicht so süß wie erwartet, eher trocken mit starken Einflüssen der kleinen (!), ausgekohlten Fässer, kurz und jung; verlangt nach etwas - äh - Cola;
Yellow Rose Double Barrel (Straight Bourbon mit Finish in Weinfässern, 43%): dunkler - auch in der Nase, mehr dunkle Schokolade, etwas süßer ohne übermäßig in schwere Vanille zu gleiten, leider nur 43% - etwas zu kurzer Nachklang; Gelungen!
Yellow Rose Straight Rye (blended & bottled in Texas, und wo distilled?, 45%): oha! Meine Probe hat einen äußerst gruseligen Beigeruch/-geschmack (Kork?). Daher kein Urteil - Brauche Nachschlag...
Man muss dieser Tage schon froh sein, wenn der U.S. Craft Whiskey, der da vor einem steht, zumindest von einem Hersteller kommt, der überhaupt eine Destillerie am laufen hat. Ob er seinen (Achtung: Nicht-Straight) Bourbon Whiskey nun zu 100% selbst gebrannt hat oder nicht, ist mit der nichtssagenden Angabe "Made in Texas" gerade nicht aufzuklären, da es "Distilled In Texas" heißen müsste. Aber sei's drum.
Ole George Rye kommt aus der Grand Traverse Distillery im Bundesstaat Michigan. Es spricht vieles dafür, dass der Stoff zu 100% dort produziert (ja, auch destilliert) wurde.
Ole George Rye (100% Roggen, 46,5%): endlich erschnüffle ich mal (angenehme) Klebstoffnoten, dann typische Ryewürze aber man fällt auf ein süßes Bettchen und auch der Alkohol tut nicht weh; Ein schöner Sipping Rye mit etwas trockener Eiche im Abgang!
Zunächst hat aber Mixology/BCB-Mastermind Helmut Adam die Nerd/Connaisseur/Blogger-Szene erschüttert, als er am 17. September - also grade mal 20 Tage vor der Veranstaltung - auf einem deutschsprachigen Cocktailforum u.a. verkündet hat: "...Am Einlass zum Bar Convent kann ein Fachnachweis verlangt werden. Ist der Besucher nicht in der Lage, diesen zu erbringen, wird kein Einlass gewährt..."
Während man sich noch wundert, dass auf einer Messe für "Gastronomen, Bartender, Spirituosen- und Getränkehersteller, Fachhändler und Connaisseure" (Quelle: FAQs des BCB-Ticketshops) ausgerechnet die phasenweise von der Industrie gepamperten Letzteren rausfliegen sollen, obwohl sie ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen (siehe Screenshot) an Eintrittskarten gelangen können, schlägt der Hamburger Gastronom Jörg Meyer in die gleiche Kerbe und hätte - so kann man (wenn man will) zwischen seinen Zeilen lesen - am liebsten nur noch echte Bartender beim BCB (Stichwort: strenge Tür). Weg mit dem sich anwanzenden Pöbel, der sich doch nur gratis volllaufen lassen will! (Update: Herr Meyer hat dieses Missverständnis aufgeklärt - siehe unter Kommentare)
Leider sehe ich die rechtliche Situation um den 2014er Event (und die Übernahme meiner nicht unerheblichen Flug- und Hotelkosten durch den Veranstalter) als nicht ausreichend geklärt an und reise deshalb (vielleicht zum letzten Mal) persönlich nach Berlin - statt des Fachnachweises, mit der Mixology-Abokündigung im Handgepäck...
Genug davon an dieser Stelle und zurück zum Stoff - zum flüssigen natürlich. Wenn Herr Huhn etwas von Mezcal versteht, dann versteht Herr Werner mindestens ebensoviel von Whiskey - von amerikanischem Whiskey. Mike's legendäre Willett-Abfüllung eines 17jährigen Bourbon wird dieser Tage nicht umsonst für über 400 EUR gehandelt - Tendenz steigend. Zuletzt hatte er seine Fühler allerdings nach Texas und Michigan ausgestreckt und ein paar Bottles aus diesen Regionen nach Good Old Germany importiert. Ich konnte mich der Sache annehmen und starte mit drei Abfüllungen aus Texas. Yeah!
Yellow Rose Outlaw Bourbon (100% Mais, 46%): schöne, leichte Nase, dann nicht so süß wie erwartet, eher trocken mit starken Einflüssen der kleinen (!), ausgekohlten Fässer, kurz und jung; verlangt nach etwas - äh - Cola;
Yellow Rose Double Barrel (Straight Bourbon mit Finish in Weinfässern, 43%): dunkler - auch in der Nase, mehr dunkle Schokolade, etwas süßer ohne übermäßig in schwere Vanille zu gleiten, leider nur 43% - etwas zu kurzer Nachklang; Gelungen!
Yellow Rose Straight Rye (blended & bottled in Texas, und wo distilled?, 45%): oha! Meine Probe hat einen äußerst gruseligen Beigeruch/-geschmack (Kork?). Daher kein Urteil - Brauche Nachschlag...
Man muss dieser Tage schon froh sein, wenn der U.S. Craft Whiskey, der da vor einem steht, zumindest von einem Hersteller kommt, der überhaupt eine Destillerie am laufen hat. Ob er seinen (Achtung: Nicht-Straight) Bourbon Whiskey nun zu 100% selbst gebrannt hat oder nicht, ist mit der nichtssagenden Angabe "Made in Texas" gerade nicht aufzuklären, da es "Distilled In Texas" heißen müsste. Aber sei's drum.
Ole George Rye kommt aus der Grand Traverse Distillery im Bundesstaat Michigan. Es spricht vieles dafür, dass der Stoff zu 100% dort produziert (ja, auch destilliert) wurde.
Ole George Rye (100% Roggen, 46,5%): endlich erschnüffle ich mal (angenehme) Klebstoffnoten, dann typische Ryewürze aber man fällt auf ein süßes Bettchen und auch der Alkohol tut nicht weh; Ein schöner Sipping Rye mit etwas trockener Eiche im Abgang!
Im Vorfeld des BCB 2014... (Teil 1)
Nächste Woche tobt im fernen Berlin der Barconvent - kurz: BCB. Im Vorfeld der Veranstaltung, auf der sicherlich die eine oder andere neue Spirituose, die eine oder andere bahnbrechende Erkenntnis in Sachen Bartendíng oder sogar ein brandneues, unverzichtbares Bartool von sich Reden machen werden (oder auch nicht), kommen hier ein paar mehr oder weniger erwähnenswerte Sächelchen, die den Weg in meinen Tastingroom gefunden haben.
Wer dieses Machwerk hier aufmerksam verfolgt hat, hat bemerkt, dass mir aufmerksame Mitglieder der Schnapsindustrie - oder nennen wir sie doch einfach: coole Typen - von Zeit zu Zeit Proben oder Pröbchen ihrer neuesten Errungenschaften und/oder Entdeckungen zukommen lassen. Herr Huhn aus Berlin ist so ein lieber Freund geworden, der mich zuletzt (Gut, es war schon vor Monaten) mit sechs neuen Mezcals unter dem Label Koch Mezcal versorgt hat. Ob der Stoff beim BCB irgendwo zu erhaschen ist, ist mir nicht bekannt, ich lege dem Leser deshalb die bestens sortierten Berliner Nachtlokationen ans Herz. Aber jetzt endlich zum Schnappes:
Koch Ensamble (47%, bottled 2013, Wildagavenmischung): sehr fein, mit Länge und prickelnder Schärfe, Frucht und Rauch spielen sich beide nicht in den Vordergrund - ein Sippingmezcal?
Koch Tobasiche (47%, 2013): milder aber viel geschmackiger und intensiver, endlich die erwartete (und erwünschte) Erdigkeit; leichte Säure im Abgang, lang und wärmend;
Koch Tobalá (47,7%, 2013): pfefferig und kurz, zunächst etwas enttäuschend; Im zweiten Versuch besser, da länger; Ein Verdauungsmezcal für den Herrn;
Koch Mexicano (46,1%, 2013): noch runder als der Ensamble bei gleichzeitig größerer Intensität; Finale etwas eintönig; Ein Durchschnittsmezcal (Gibts sowas?); In weiteren Versuchen hat er sich rehabilitiert - die feine Klinge mit etwas Süße (aber wirklich nur einer Spur);
Koch Coyote (47,5%, 2013): klare Nase, Gewürze mit etwas (weißem?) Pfeffer, auch mehr verhalten als um sich schlagend; kurzes Finish;
Koch Espadín (47,4%, 2012): Ein alter Bekannter kommt zur Tür herein - hab ich mir hier den Real Minero Espadín eingeschenkt? Nein, die beiden sind sich nur verdammt ähnlich - muss alsoam Kaktus an der Agavenart liegen. Wohlig erdig, von Honig umschmeichelt. Ein Gaumenschmaus.
Hm. Das sind verdammt gute klare Schnäpse, die den Gaumen beleben und nicht belasten. Und jetzt das Aber: Betrachtet man die gesamte Range und macht man eine kleine Gegenprobe, so gefällt mir persönlich die eindeutige Präsenz der einzelnen Agavenvarietäten in den muskulösen Bränden von Real Minero besser (Kochs Tobaziche und Espadin ragen aber heraus). Ich mags - abgestumpft wie ich bin - eben eher brachial.
Wer dieses Machwerk hier aufmerksam verfolgt hat, hat bemerkt, dass mir aufmerksame Mitglieder der Schnapsindustrie - oder nennen wir sie doch einfach: coole Typen - von Zeit zu Zeit Proben oder Pröbchen ihrer neuesten Errungenschaften und/oder Entdeckungen zukommen lassen. Herr Huhn aus Berlin ist so ein lieber Freund geworden, der mich zuletzt (Gut, es war schon vor Monaten) mit sechs neuen Mezcals unter dem Label Koch Mezcal versorgt hat. Ob der Stoff beim BCB irgendwo zu erhaschen ist, ist mir nicht bekannt, ich lege dem Leser deshalb die bestens sortierten Berliner Nachtlokationen ans Herz. Aber jetzt endlich zum Schnappes:
Koch Ensamble (47%, bottled 2013, Wildagavenmischung): sehr fein, mit Länge und prickelnder Schärfe, Frucht und Rauch spielen sich beide nicht in den Vordergrund - ein Sippingmezcal?
Koch Tobasiche (47%, 2013): milder aber viel geschmackiger und intensiver, endlich die erwartete (und erwünschte) Erdigkeit; leichte Säure im Abgang, lang und wärmend;
Koch Tobalá (47,7%, 2013): pfefferig und kurz, zunächst etwas enttäuschend; Im zweiten Versuch besser, da länger; Ein Verdauungsmezcal für den Herrn;
(Foto geklaut auf www.mezcaleria.de )
Koch Mexicano (46,1%, 2013): noch runder als der Ensamble bei gleichzeitig größerer Intensität; Finale etwas eintönig; Ein Durchschnittsmezcal (Gibts sowas?); In weiteren Versuchen hat er sich rehabilitiert - die feine Klinge mit etwas Süße (aber wirklich nur einer Spur);
Koch Coyote (47,5%, 2013): klare Nase, Gewürze mit etwas (weißem?) Pfeffer, auch mehr verhalten als um sich schlagend; kurzes Finish;
Koch Espadín (47,4%, 2012): Ein alter Bekannter kommt zur Tür herein - hab ich mir hier den Real Minero Espadín eingeschenkt? Nein, die beiden sind sich nur verdammt ähnlich - muss also
Hm. Das sind verdammt gute klare Schnäpse, die den Gaumen beleben und nicht belasten. Und jetzt das Aber: Betrachtet man die gesamte Range und macht man eine kleine Gegenprobe, so gefällt mir persönlich die eindeutige Präsenz der einzelnen Agavenvarietäten in den muskulösen Bränden von Real Minero besser (Kochs Tobaziche und Espadin ragen aber heraus). Ich mags - abgestumpft wie ich bin - eben eher brachial.
Montag, 11. August 2014
Kommen Sie zum GRF! (German Rum Festival)
"...in Berlin im Bauch der Welt
(aus "Bundestagswahl" von Rainald Grebe und das Orchester der Versöhnung, 2014)
und der Nabel heißt: Berlin-Mitte..."
(aus "Bundestagswahl" von Rainald Grebe und das Orchester der Versöhnung, 2014)
Das GRF. Kennen Sie das GRF? Wenn nicht, sollten Sie es kennen lernen. Das GRF ist das German Rum Festival, das dieses Jahr schon zum 4. Mal im schönen in Berlin stattfindet. Wenn Sie ein aufmerksamer Leser dieses Blogs sind, dann wissen Sie das, denn ich habe schon öfters darüber berichtet.
Was gibt es also Neues in 2014 beim GRF, dass das gleich einen Vorabankündigungsbericht rechtfertigt? Nun, das GRF hat eine sehr aufmerksame PR-Abteilung. Dieser ist whatadrink! nicht entgangen. Gute Agentur. Außerdem stehe ich beim GRF nicht auf der schwarzen Liste. Auch gut, denn deshalb gibt es für Sie, werter Leser, exklusive Wochenend-Tickets für das GRF:
2-Tages-Tickets für das German Rum Festival 2014 für 21,50 EUR statt 34 EUR (bitte hier klicken)!
Aber das war noch nicht alles! Hier werden bis zum Sonntag, 28.09.2014, 24 Uhr, auch noch 2x zwei Eintrittskarten für das GRF verlost. Was müssen Sie dafür tun? Ganz einfach. Sie schreiben die Antwort auf folgende Preisfrage per Email an die angeführte Emailadresse und geben zusätzlich Ihren Namen und Ihre Postanschrift an. Und schon winkt das Glück...
Preisfrage: Was ist Clairin? (Die Lösung bitte an... )
Update: Das Preisauschreiben ist vorbei - Die glücklichen Gewinner wurden benachrichtigt!
Update: Das Preisauschreiben ist vorbei - Die glücklichen Gewinner wurden benachrichtigt!
So und jetzt noch der Hammer! Sind Sie Barkeeper oder Barmaid? Oder Barmann oder Barfrau? Auch Barback (das ist der fleißige Helfer vom Barkeeper/in) geht grade noch. Dann sind Sie richtig beim Cocktailwettbewerb BOTUCAL GERMAN TOURNAMENT. Yeah! Bewerben Sie sich bis 30.8.2014 - in Worten: dreißigsterachterzweitausendvierzehn - an und fahren Sie zum Finale nach Berlin (natürlich beim GRF) und gewinnen Sie Geld, Reisen und ein sorgenfreies Leben!
Habe ich zuviel versprochen? Ach, ich hab ja gar nix versprochen. Im Ernst: Das GRF ist ein lohnendes Ziel für Freunde des Zuckerrohrbrandes, des gemischten Cocktailgetränks und überhaupt ist (wie Dieter Thomas Heck immer sagte) Berlin immer eine Reise wert! (oder auch nicht).
Sonntag, 15. Juni 2014
The Decade Of Rum: Clairin aus Haiti
Wenn man über Rum aus Haiti redet, so redet man über Barbancourt. Das ist auch völlig ok so, denn bis vor kurzem war Rum anderer Marken - außer auf dem westlichen Teil von Hispanola selbst - nicht erhältlich. Also jetzt Clairin - Was ist das denn nun wieder für ein nerdiges Zeug?
Clairin ist nichts anderes als mehr oder weniger ungelagerter Rum oder Rhum, der aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft hergestellt wird - ähnlich dem Rhum Agricole, den wir von den französischen Überseedepartements kennen. In Haiti selbst ist Clairin der Gebrauchsalkohol des kleinen Mannes - sprich: Ein in der Regel billiger, sprittiger Rum(ersatz), der unter Zugabe von Neutralalkohol (und anderem) produziert wird. Nichts für europäische Feingaumen also. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen.
Drei dieser Ausnahmen bzw. deren Clairins hat Luca Gargano, Kopf des italienischen Spirituosen- und Weinimporteurs /-vertriebs und -abfüllers Velier S.p.A., "entdeckt" und mittlerweile der breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Allen dreien ist gemein, dass sie aus kleinen, handwerklichen Betrieben kommen und aus regional geerntetem Zuckerrohr hergestellt werden. Die Besonderheit beim Grundmaterial ist, dass die verwendeten Zuckerrohrvarietäten praktisch nur dort im wirtschaftlich gar nicht bis nur wenig entwickelten Haiti fernab der industriellen Hybridzüchtungen überlebt haben und ohne chemische Hilfsmittel angebaut werden, weil man sich gar nichts anderes leisten kann. Zudem werden für die Fermentation nur die natürlich vorkommenden Hefen verwendet. "Terroir!", ruft da der Connaisseur.
"Whatadrink!" rufe ich aus, als ich die erste Flasche "Clairin Casimir" (53,7% Vol., 0,7l, ca. 30-40 EUR) entstöpsle und mir intensiver Zuckerrohrduft in die Nase strömt. Danach schmeckt er dann auch. Dazu erdig und medizinisch. Laphroaig goes Mezcal goes Rhum. Langes Finish mit einer Spur Ingwer zum Zuckerrohr. Ahhhh. Nichts für Anfänger. Den Gegenpol liefert "Clairin Sajous" (48,1% Vol., 0,7l, ca. 30-40 EUR). Hier dreht sich zunächst alles um gelbe Früchte: Mandarinen, Mango, Aprikosen und Pfirsiche - auch Ananas. Auf dem Gaumen wirds dann ein Gang in den Kräutergarten. Doch im Körbchen liegt noch eine aufgeschnittene Mango. Auch hier ist der Alkohol eingebunden und trägt ein starkes Finale. Mit etwas Wasser (Pipette, s'il vous plait!) lässt sich trefflich spielen und der Rum gewinnt an fruchtig-süßen (!) Zuckerrohraromen (Der Dritte im Bunde ist Clairin Vaval (48,7% Vol., 0,7l, ca. 30-40 EUR), dessen Beschreibung ich in Kürze nachreiche. Meine Flasche ist noch unterwegs. Videolink dazu siehe unten.). Dass das alles ohne Nachzuckerung, Filtration und sonstiges Schnickschnack und zudem noch aufgrund der ursprünglichen Landwirtschaft quasi "Bio" geschaffen wurde, versteht sich fast von selbst. Heiliger Luca, schick uns mehr davon!
Für Nachschub sollte gesorgt sein, denn neben den arbeitenden Destillerien hat Gargano, der schon mit Maestro Capovilla auf Marie-Galante seinen "Rhum Rhum" brannte, von der haitianischen Verwaltung die Erlaubnis zum Betrieb einer eigenen Clairindestillerie erhalten. Ich habe selten so große Vorfreude verspürt.
Anmerkung: Die Verärgerung darüber, dass der edle Stoff in Spanien, Italien, Frankreich oder UK gekauft werden muss, hält sich bei mir in Grenzen. Das bin ich mittlerweile gewohnt.
Clairin ist nichts anderes als mehr oder weniger ungelagerter Rum oder Rhum, der aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft hergestellt wird - ähnlich dem Rhum Agricole, den wir von den französischen Überseedepartements kennen. In Haiti selbst ist Clairin der Gebrauchsalkohol des kleinen Mannes - sprich: Ein in der Regel billiger, sprittiger Rum(ersatz), der unter Zugabe von Neutralalkohol (und anderem) produziert wird. Nichts für europäische Feingaumen also. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen.
Drei dieser Ausnahmen bzw. deren Clairins hat Luca Gargano, Kopf des italienischen Spirituosen- und Weinimporteurs /-vertriebs und -abfüllers Velier S.p.A., "entdeckt" und mittlerweile der breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Allen dreien ist gemein, dass sie aus kleinen, handwerklichen Betrieben kommen und aus regional geerntetem Zuckerrohr hergestellt werden. Die Besonderheit beim Grundmaterial ist, dass die verwendeten Zuckerrohrvarietäten praktisch nur dort im wirtschaftlich gar nicht bis nur wenig entwickelten Haiti fernab der industriellen Hybridzüchtungen überlebt haben und ohne chemische Hilfsmittel angebaut werden, weil man sich gar nichts anderes leisten kann. Zudem werden für die Fermentation nur die natürlich vorkommenden Hefen verwendet. "Terroir!", ruft da der Connaisseur.
"Whatadrink!" rufe ich aus, als ich die erste Flasche "Clairin Casimir" (53,7% Vol., 0,7l, ca. 30-40 EUR) entstöpsle und mir intensiver Zuckerrohrduft in die Nase strömt. Danach schmeckt er dann auch. Dazu erdig und medizinisch. Laphroaig goes Mezcal goes Rhum. Langes Finish mit einer Spur Ingwer zum Zuckerrohr. Ahhhh. Nichts für Anfänger. Den Gegenpol liefert "Clairin Sajous" (48,1% Vol., 0,7l, ca. 30-40 EUR). Hier dreht sich zunächst alles um gelbe Früchte: Mandarinen, Mango, Aprikosen und Pfirsiche - auch Ananas. Auf dem Gaumen wirds dann ein Gang in den Kräutergarten. Doch im Körbchen liegt noch eine aufgeschnittene Mango. Auch hier ist der Alkohol eingebunden und trägt ein starkes Finale. Mit etwas Wasser (Pipette, s'il vous plait!) lässt sich trefflich spielen und der Rum gewinnt an fruchtig-süßen (!) Zuckerrohraromen (Der Dritte im Bunde ist Clairin Vaval (48,7% Vol., 0,7l, ca. 30-40 EUR), dessen Beschreibung ich in Kürze nachreiche. Meine Flasche ist noch unterwegs. Videolink dazu siehe unten.). Dass das alles ohne Nachzuckerung, Filtration und sonstiges Schnickschnack und zudem noch aufgrund der ursprünglichen Landwirtschaft quasi "Bio" geschaffen wurde, versteht sich fast von selbst. Heiliger Luca, schick uns mehr davon!
Für Nachschub sollte gesorgt sein, denn neben den arbeitenden Destillerien hat Gargano, der schon mit Maestro Capovilla auf Marie-Galante seinen "Rhum Rhum" brannte, von der haitianischen Verwaltung die Erlaubnis zum Betrieb einer eigenen Clairindestillerie erhalten. Ich habe selten so große Vorfreude verspürt.
Anmerkung: Die Verärgerung darüber, dass der edle Stoff in Spanien, Italien, Frankreich oder UK gekauft werden muss, hält sich bei mir in Grenzen. Das bin ich mittlerweile gewohnt.
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