Freitag, 19. März 2010

Goldene Zitronen

Dass die Wintermonate die Saison der Citrusfrüchte sind, ist allgemein bekannt. Im März ist insbesondere die Zeit der Zitronatzitrone - kurz: Cedro - gekommen. Diese Früchte, die wesentlich größer als normale Zitronen sind und in verschiedenen Formen (länglich mit Spitze oder rund, mit relativ glatter oder auch mit grobporiger Haut, kommen aus (Süd)Italien zu uns und wer einen Händler hat, der ihm diese Dinger besorgen kann, kann sich glücklich schätzen, denn sie sind in unseren Breiten kaum zu haben. Der Kilopreis liegt bei ca. 4-6 EUR (brutto).



Was kann die Cedro denn nun Besonderes? Zum einen ist ihr Saft von einem ganz anderen Aroma als handelsübliche Zitronen. Ich würde ihn als säuerlich, intensiv und extrem fruchtig, ohne essigsauer oder gar agressiv zu sein, bezeichnen. Cocktailrezepte müssen eventuell darauf abgestimmt werden. Da die Früchte immer unbehandelt und ungespritzt (allerdings ohne Biosiegel) bei uns landen, führt die Verwendung der ebenfalls sehr aromatischen gelben Schale als Zeste, z.B. zur Aromatisierung eines hochklassigen Vodka oder Gin, zu einem - wie ich finde - genialen Geschmackserlebnis.

Einer gewissen Bekanntheit erfreut sich auch der aus der Cedro gewonnene Likör namens "Acqua Di Cedro" von Nardini (29% Vol.), der meist in Rezepturen mit (Riserva)Grappa oder als hochwertiger Limoncelloersatz zum Einsatz kommt. Der AdC zeichnet sich durch seinen liköruntypischen trockenen Abgang und den langen Nachklang aus. In einem Münchner Großhandelsmarkt wird der Stoff irrtümlich als "Zederngrappa" bezeichnet. Nunja.

In der sizilianischen Küche wird neben der Verarbeitung zu Zitronat und Konfitüre mit dünn aufgeschnittenen Früchten (inkl. der gelben Schale und der dicken, weißen Fruchtschale Mesokarp), Salz, Pfeffer und Olivenöl ein Zitronensalat angerichtet.

Ein weiterer, relativ unbekannter Knaller ist übrigens auch die Bitterorange oder auch Pomeranze genannt. Auch sie hat derzeit Saison und ist als frische Frucht nur schwer zu bekommen. Von Pomeranzen las ich zum ersten Mal auf dem Etikett der guten, alten Bluna in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Heute steckt die Bitterorange meines Wissens in Fentimans Seville Orange Jigger. Klassische Verwendungsgebiete sind allerdings die Herstellung von Orangeat, Bitter Orange Marmelade, Orange Curaçao, Gin und natürlich der Bitterorangenlimonade Aranciata Amara, von San Pellegrino. Diese Firma stellt mit der Chinotto oder zeitweise auch nur
Chinò genannten Limonade, dem "süditalienischen Cola", eine bittere, dunkelbraune Orangenlimonade her, die unter Verwendung der Pomeranzenart Chinotto hergestellt wird.

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