Fast täglich erscheinen auf dem ach so darniederliegenden Printmarkt neue "Fachmagazine" zu den Themen Essen - Trinken - Kochen usw. Hier ein paar Anmerkungen zu vier Exemplaren dieser Zunft.
Besonders lobend möchte ich das CREMA Magazin (Untertitel: for coffee-lovers) aus dem Münchner BT-Verlag erwähnen. Das Heft erscheint vierteljährlich und kostet 4,80 EUR (Abo - 4 Ausgaben: 19 EUR). Crema bietet auf rund 80 Seiten Wissenswertes für Einsteiger genauso wie für Profis im Bereich Espresso- und Kaffeezubereitung. Die aktuelle Ausgabe 02/2010 befasst sich u.a. ausführlich mit Kaffeezubereitung in Gourmetrestaurants, Know-How über Kaffeekirschen, Designermaschinen in der Preisklasse um 5000 EUR, der neuen ECM Espressomaschine (UVP 1999 EUR), dem neuen De´Longhi Vollautomaten für 999 EUR, der Reinigung von Vollautomaten, der Anwendung der europäischen Öko-Design-Richtlinie, einer Reportage über das Do-It-Yourself-Rösten von frischen Kaffeebohnen sowie einem Vergleich verschiedenen Schokosoßen, Tastingnotes zu diversen Bohnenmischungen verschiedener Hersteller - v.a. auch von Kleinröstern - und einem Beitrag über Kaffeegenuss im Berliner Regierungsviertel. Dazu natürlich eine Übersicht über den Kaffeemaschinenmarkt und Neuheiten aller Art sowie ein Latte-Art-Workshop. Ich finde, Crema ist das beste der zahlreichen "Kaffeemagazine" auf dem Markt. Der Inhalt ist ausgewogen, die Berichte erscheinen unabhängig und die Hochglanzpräsentation ist angemessen. Für die vierteljährliche Erscheinungsweise dürfte das Heft noch etwas dicker werden. Ein Probeheft lässt sich übrigens via Internetseite kostenlos bestellen.
Ein ähnliches Klientel (den sagenumwobenen urbanen Großstädter) scheint das Effilee - Magazin für Essen und Leben anzusprechen. Das Mag erscheint zweimonatlich im Eigenverlag und wird von der Firma ASV Vertriebs GmbH (Axel Springer) vertrieben. Das Einzelheft kostet am Kiosk 6,80 EUR (Abo - 6 Ausgaben: 39,90 EUR). Auf rund 150 Seiten wird der Themenbereich in professioneller und durchaus unterhaltsamer Weise - mit besonders klarer Bildsprache - dem Leser näher gebracht. Die aktuelle Ausgabe #9 März/April 2010 befasst sich u.a. mit Reisgerichten, einem Restaurant in einem peruanischen Hochsicherheitsgefängnis, Jack Daniel´s Master Distiller Jeff Arnett, Lammfleisch und dessen Zubereitung sowie Tortenrezepten. In der vorletzten Ausgabe wurde, wenn ich mich nicht irre, Zacapa 23y als bester Rum der Welt angepriesen. Zum prompten Nachkochen laden die zahlreichen "Schneller Teller"-Rezepte ein. Ich persönlich finde die langen Lesestrecken sehr gut und unterhaltsam und stufe die Mehrzahl der zahlreichen Rezepte als "für Fortgeschrittene" ein. Angenehmerweise schlägt Effilee nicht in die Bio- / Landlebenkerbe andere Food & Life-Magazine. Mehr Infos unter www.effilee.de , wo auch ein günstiges Miniabo bestellt werden kann.
BEEF! - FÜR MÄNNER MIT GESCHMACK prangt über einem Titelbild, das ein ordentliches Stück Fleisch zeigt. Diese Publikation aus dem Gruner + Jahr Verlag ist also das Herrenmagazin für den Fleischfresser und nicht den Fleischbetrachter? Ausgabe 1 (170 Seiten) stammt schon aus 2009 - Ausgabe 2 soll im Mai 2010 folgen. Einzelpreis: 9,80 EUR. Wie der Titel verspricht geht um in einem Test um das beste Steak der Welt (Sieger: Hereford Rib-Eye aus Irland) und in einer Reportage aus Japan um den Tokioter Fischmarkt. Dazu erfahren wir in einem bebilderten Workshop, wie man ein Kaninchen abzieht, zerlegt und zubereitet. Es gibt einen Vergleichstest zu Messern (von 100-4000 EUR), einen Herd für 11000 EUR, ein umfangreiches Weindossier und viele oberflächliche Informationen mit schönen Bildern. Zudem wird behauptet, dass der beste Whisky der Welt aus Japan käme (Nikka Yoichi 21y) und diese Tatsache den Schotten die Röcke auszöge. Nunja. BEEF! liegt bei weitem über der litararischen Vorgabe von FHM, ist aber nicht allzu ernst zu nehmen, wenn auf der Titelseite die Frage "Kann man eine Frau ins Bett kochen?" gestellt wird. Nackte Frauenhaut gibt es dann also doch noch zu sehen...
Um Kultur und Wissenschaft des Essens kümmert sich seit nunmehr 9 halbjährlichen Ausgaben das Journal Culinaire aus dem Augsburger Maro-Verlag (Einzelheft: 14,90 EUR, Abo - 2 Ausgaben: 27 EUR, auch erhältlich bei Manufactum). Im JC werden nicht etwa schnöde Kochrezepte aufgelistet, sondern es geht um neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich der Kulinaristik. Konkret werden den Heften Themen wie z.B. "Fleisch", "Weinkultur", "Geschmacksbildung" und "Schmecken" übergeordnet, wozu dann verschiedene Autoren (v.a. Wissenschaftler und Köche) ihre Texte liefern. im aktuellen "Fleisch"-Journal leuten die Überschriften "Rotes Fleisch", "Das Futter macht´s", "Filet vom Bison" oder "Mein Plädoyer für Wild". Sehr unterhaltsam ist das JC so natürlich nicht, doch ist der Informationsgehalt für den interessierten Leser sehr hoch. Bunte Bilder und Werbung finden sich nicht, dafür ist die Haptik des Magazins, das eher ein bleibendes Nachschlagwerk darstellt, überzeugend.
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