Freitag, 16. April 2010

Rock & Rye

Aus den Weiten des Baruniversums darf ich Ihnen heute vorstellen: Rock & Rye. Nein, das ist kein neues Duo, das beim Euro-Sangeswettbewerb antreten möchte, sondern ein reinrassiges amerikanisches Gesöff bestehend aus Ryewhiskey, Fruchtbeigaben und Gewürzen. Was zunächst weihnachtlich klingt ist ein - wie ich finde - schöner Premix für einen lauen Sommerabend.

Die Mixtur läßt sich in Eigenregie herstellen, allerdings ist auch ein Fertigprodukt zu haben. "Jacquin´s Rock & Rye" nennt sich ein Whiskeymix, der mit 40% Vol. versehen ist. In der kantigen Flasche mit Ausgießer, die derzeit in Deutschland nicht offiziell zu kaufen ist (Vertriebe auf den britischen Inseln verlangen rund 20 GBP für 0,75l), treiben am Boden vornehmlich einige Citrusfruchtstücke und auch die eine oder andere Traube (?). In der Farbe kupferrot (gefärbt?) und im Geschmack eher von Süße dominiert, kommen mir die erwartete Ryewürze und die Früchtchen zu wenig zur Geltung. "Jacquin´s Rock & Rye" war 2007 übrigens nomiert für die Mixology Bar Awards in der Kategorie "Spirituose des Jahres".

Wesentlich interessanter erscheint mir ein Eigenansatz. In der einfachsten Variante wirft man je eine geviertelte Orange und Zitrone in ein Gefäß, ca. 10 Nelken, 2 Stangen Zimt und zwei Handvoll Kandiszucker dazu und übergießt das Material mit dem Inhalt einer Flasche Straight Rye Whiskey. Charles H. Baker Jr. ist in "The Gentleman´s Companion" etwas genauer:

"Rye Whiskey, 1/5 gallon, not a full quart
Jamaica rum, jigger

Rock candy, 1/2 cup, leave in large lumps

Whole cloves, 1 doz

Quatered small California orange, peel left on

Quatered seedless lemon, peel left on

Stick of cinnamon, two


Put ingredients in jar, cover with rye, and stand for a fortnight. Strain out spices through fine cloth or filter paper. Put back on fruit until needed.
To serve: Cot spiral orange rind, also one spiral lemon rind, put in whisky glass, and pour liquor over... Can be served hot with excellent effect to fight off colds, influenzas, miasmas, megrims, swamp mists, and blackwater fevers. In fact any sort of excuse seems to work."

Verwendet man einen ordentlichen Rye - Rittenhouse Rye 100proof oder Wild Turkey Rye 101proof erscheinen mir bestens geeignet (jeweils zwischen 25 und 30 EUR zu haben) - kann man sich den Rum sparen. Sinnvoll erscheint mir, zunächst Kandiszucker und Rye in der Ansatzflasche ordentlich zu schütteln, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Bei den Gewürzen, die in einem Teebeutel Platz finden sollten und so einfach entnommen werden können, kann man nach eigenem Gutdünken experimentieren. Die Fruchtstücke können ca. 2 Wochen entnommen werden und die fertige Mixtur abfiltriert werden. Andernfalls lösen sich immer mehr Fruchtfasern, die dann in der Flüssigkeit treiben.
Mein homemade Rock & Rye (links im Bild) ist wesentlich fruchtiger und weit weniger süß als der Jacquin´s. Ich denke, es macht auch Sinn die Eigenmischung so abzustimmen. Zuckersirup kann schließlich immer nach dem Gusto des Endverbrauchers beigegeben werden. Die Farbe ist beim homemade eher im natürlichen Gelb-Orange anzusiedeln.

Sehr schön sind einfache Rezepturen mit Rock & Rye wie z.B. Whiskey Sour, OF, Manhattan oder ganz simpel "on the rocks" mit etwas Zitronen- oder Orangenschale.

In die gleiche Kerbe, wenn auch mit etwas anderem Ansatz, schlägt der schottische Whiskyblender "Compass Box" mit seiner "Orangerie". Ein spezieller Blend aus schottischem Malt- und Grainwhisky erhält eine Infusion aus frischen Orangenschalen, indonesischer Kassiaborke und Nelken aus Sri Lanka. Das Ergebnis wird für rund 30 EUR (0,7l-Flasche) vornehmlich im Weihnachtsgeschäft angeboten. Ich finde auch bei diesem Produkt, das eine deutliche Orangenölnote hat, lohnt eine sommerliche "on the rocks"-Version.

Weiterführende Links: www.cocktaildreams.de und http://bitters-blog.blogspot.com

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