Freitag, 17. Juni 2011

Ardbeg Alligator @ Dr. Bill's Grill

Der Marketingmann sei bei seinen Ausführungen zur neuesten Whiskykreation fast eingeschlafen. Als er aber das Wörtchen "Alligator" im Zusammenhang mit dem guten Tropfen erwähnte, sei der gute Mann dann aber schnell wieder wach gewesen. Diese Episode erzählte uns diese Woche Dr. Bill Lumsden, der "Head of Distilling and Head of Whisky Creation" bei "Glenmorangie" und "Ardbeg", und der zusammen mit Rachel Barrie ("Whisky Creator & Master Blender" beim gleichen Verein) Verantwortliche für den neuen "Ardbeg Alligator". Dieser Stoff ist seit zwei Wochen für die Mitglieder des "Ardbeg Committees" erhältlich und wird ab September in regulärer Abfüllung in Deutschland zu haben sein.
Im Rahmen einer Promotiontour lud "LVMH", der Eigentümer der beiden Marken, nach München ein, wo nach einem Tasting im Schumann's und einer Präsentation in der offiziellen deutschen "Ardbeg Embassy", Whiskyshop Tara am Rindermarkt, auch noch ein Grillabend unter dem Motto "Dr. Bill's Grill" stattfand. Die rund 60 Gäste wurden nach einem kleinen Apéro mit Wollschweinschinken, Roastbeef und Wachtelspiegelei (oder Spiegelwachtelei?) von Antonio Dalle Rive (Moet Hennessy Deutschland) begrüßt. Er stellte auch gleich Dr. Lumsden vor, der ein wenig später im Wohnraum des angemieteten Innenstadtlofts den beeindruckenden "Glenmorangie Signet" en detail vorstellte.
Bevor die Crew des Münchner Barzirkels, angeführt von Klaus St. Rainer (Goldene Bar) und Marco Beier (Padres) und unterstützt von Toni Molotov (Goldene Bar/Barista), Drinks wie "Astar Old Fashioned", "Signet Padovani" oder "Ardbeg Julep" unter das Volk bringen konnte, erhielt "Käfer"-Wiesnchefkoch Andreas Schinharl das Wort. Schinharl und sein Team hatten die Aufgabe die hungrigen Gäste mit allerlei Gegrilltem bei Laune zu halten. Der Meister an der Holzkohle stellte die vorbereiteten Gaumenfreuden vor und machte dabei deutlich, dass wirklich gutes Fleisch nicht nur aus kleinen Betrieben, sondern insbesondere aus heimischer Viehzucht stammen sollte. Seine Resultate überzeugten die verwöhnten Münchner Gaumen in der Folge voll und ganz.
Der Auftritt der "Ardbeg Ladies" kündigte dann den Hauptpunkt des Abends an: Die Präsentation des neuen "Ardbegs". Dr. Lumsden wurde bei seinen Ausführungen zu Entstehung, Herstellung und Geschmacksprofil nicht nur von den - wie immer - entzückenden Damen, sondern auch von Alligator Otto unterstützt. Ich fasse kurz zusammen: Ein Anteil von rund 30-35% des Reptils (nein, nicht von Otto) stammt aus sehr stark ausgeflammten Fässern (Charring Grade 4). Die Innenseite dieser 250-Liter-Hogsheads ähnelt in ihrer Oberflächenstruktur der Rückenseite eines Alligators - daher der Name. Da ein 100%iger "Alligator" viel zu intensiv wäre, wird mit "normalem" Ardbeg aus gewöhnlichen Bourbonbarrels geblendet. Abgefüllt wird der Leckerbissen, der weit weniger süß ist als z.B. der "Ardbeg TEN", aber dafür vollwürzig und komplex überzeugt, mit 51,2% Vol. Kompetente Tasting Notes lassen sich hier und da finden, weswegen ich an dieser Stelle auf meine Anmerkungen verzichte und lieber Dr. Lumsden ein paar ergänzende Fragen stelle:

whatadrink: Dr. Lumsden, in welcher Region ist das Peat Level des "Alligators" angesiedelt?

Dr. Lumsden: Der "Alligator" hat rund 50-55ppm - liegt also auf dem Standardlevel für Ardbeg.

wad: Wie alt sind die Whiskys, die für den "Alligator" verwendet wurden?

Die sind zwischen 10 und 12 Jahren alt.

wad: Werden Sie die leeren "Alligator"-Barrels wiederbefüllen?

Das ist eine gute Frage. Ja, wir haben bereits wieder New Spirit in diesen Fässern. Ich bin gespannt, wie sich der Whisky entwickeln wird.

wad: Eine Legende von "Ardbeg" ist der 17y. Da "Ardbeg" nun schon wieder eine ganze Zeit produziert, wäre es theoretisch möglich einen "neuen" 17y zu kreieren. Wie sehen Ihre Planungen dahingehend aus?

Ich plane nicht mit einer Recreation des alten 17y.

wad: Der hatte doch auch große Schwankungen in den einzelnen Batches?

Ja, das stimmt. Zuletzt waren die Whiskys schon 22 oder 23 alt, die in den 17y flossen. Die hatten natürlich ein ganz anderes Profil.

wad: Wie steht es mit neuen Single Cask Abfüllungen?

Nun, unsere Lagerbestände an Whisky aus z.B. den 70ern sind nicht mehr groß. Aus den 60ern haben wir praktisch nichts mehr. Aber es wird wieder ältere Single Cask Abfüllungen geben. Die sind dann natürlich auch etwas teurer.

wad: Noch eine Frage zum "Signet": Ein Bestandteil ist Whisky aus den sog. "Designer Casks", also Fässern, die aus Glenmorangies eigenem American White Oak-Holz und nach Ihren Vorgaben hergestellt werden und die für eine gewisse Zeit - wohl vier Jahre - mit Bourbon befüllt werden. Was geschieht mit dem American Whisky aus diesen speziellen Fässern?

Zuerst hatten wir Whisky von "Heaven Hill" zur Reifung. Jetzt ist es aber "Jack Daniel's", da wir sehr gute Beziehungen zu "Brown-Forman" haben. Unsere Fässer stammen ja auch von der "Bluegrass Cooperage". Was die Amerikaner danach mit ihrem Whisky machen, geht uns nichts an.

wad: Vielen Dank, Dr.Lumsden.

Abschließend nochmals vielen Dank für die Einladung zu diesem gelungenen Abend. Wenn ich nicht schon ein Anhänger der beiden Marken wäre...
(Foto: Herr Gabányi und die Ladies)



1 Kommentar:

  1. Toller Artikel. Vor allem das Interview mit Bill Lumsden. Ich finde man sollte an dieser Stelle nochmal die geschmacklich geniale Leistung des Käfer-Catering hervorheben und loben.

    AntwortenLöschen