Seit 2006 bringt die Brennerei Mackmyra (Entstehungsgeschichte) viele limitierte Sondereditionen und einige wenige Standardabfüllungen an Frau und Mann. Da die Schweden ihren Stoff vorzugsweise und offensichtlich sehr erfolgreich (eine neu erbaute Brennerei hat man mittlerweile auch schon am Start) im eigenen Land verkaufen, wandern relativ kleine Posten ins Ausland. Dank rühriger Importeure, die auch vor hochpreisigen Flaschen nicht zurückschrecken (und so einen wichtigen Beitrag zu dem gigantischen Whiskyangebot in unseren Landen liefern), sind auch besondere Kleinode wie die aktuellen Bottlings aus Mackmyras Special- und Moment-Serie in ein paar Onlineshops verfügbar.
Los ging es aber 2006 mit der Preludium genannten Reihe (letzte Flaschen sind sogar noch im Fachhandel zu haben), die 2008 zur sogenannten 1st Edition (46,1% Vol.) führte, die in verschiedenen Batches veröffentlicht wurde (Kauftip: Über den Travel Retail-Bereich wurden 1-Liter-Flaschen vertrieben, die zu recht günstigen Preisen (noch) hier und da zu haben sind.). Aber was ist/war das denn nun für ein Whisky? Die Antwort in Stichworten: Vanillepudding, Apfel, mittelschwer, etwas Eiche, balanciert. Das war schon ein ziemliches großes Ausrufezeichen für einen Neuling und der inzwischen eingeführte Brukswhisky (41,4% Vol.) mit dem stolzen Beinamen The Swedish Whisky stellt eine Art Nachfolger der ersten regulären Ausgabe dar, auch wenn dieser auf der offiziellen Webseite weiterhin gelistet wird.
Nur, dass wir uns richtig verstehen: Es geht um Single Malt Whisky, unfiltiert und ungefärbt. Die Schweden destillieren zwei Grundrezepte - das fruchtig-elegante (fruity elegant) und das getorfte (peaty smoke) Rezept. Das machen ein paar Schotten nicht viel anders. Mackmyra reift seinen Whisky in der Bodas Mine ca. 50 Meter unter der Erdoberfläche bei gleichbleibenden Bedingungen (inzwischen gibt es auch ein Forest Warehouse und - Update! - einige andere Locations) und seit dem Start der Produktion in zumeist relativ kleinen Fässern mit 100-200 Litern Fassungsvermögen. Verwendet werden amerikanische und schwedische Eiche, Ex-Sherry- und Ex-Bourbon-Fässchen in 1st- und 2nd-Fill-Spezifikationen. Dazu hat Master Blenderin Angela D'Orazio mittlerweile ein paar interessante Finishideen entwickelt. Und einer solchen widmen wir uns jetzt auch noch.
Mackmyra Special 09 Vildhallon (46,1% Vol., abgefüllt 2012, 0,7l ca. 65 EUR) beinhaltet zu 100% ungetorften Spirit aus 2003 bis 2006, der in folgenden Fässern gelagert wurde: Neue schwedische Eiche 100l, neue amerikanische Eiche 128l und 200l, Ex-Sherry 1st Fill 128l, Ex-Sherry 1st und 2nd Fill 100l, Ex-Bourbon 1st und 2nd Fill 100l und Ex-Himbeerwein 1st Fill 100l und 200l. Ex-Himbeerwein? Äh ja. Wein von wilden Himbeeren wird im hohen Norden offenbar auch in Holzfässern gelagert und selbige kamen hier als Finishfässer zum Einsatz. Wenn es um die jeweiligen Mengenverhältnisse des Vattings, Reifedauer der einzelnen Casks und Einzelheiten zum Himbeerfinish geht, fragen Sie bitte Frau D'Orazio. Mir ist das zu kompliziert und auch zu abstrakt, denn in der Flasche respektive im Glas steckt ein feines, fruchtiges Tröpfchen, das nicht zu süß und nicht zu anstrengend, aber auch nicht eindimensional ist. Die Himbeer-Sherryeinflüsse halten hervorragend die Waage mit den frischen Eichen- bzw. den Ex-Bourbonfässern. Frucht trifft Vanille, aber auch eine leichte Würze steckt mit drin. Das ist ein trinkbarer und verführerischer Stoff - vielleicht auch gerade für Leute, die mit Scotch bisher nicht wirklich was anfangen konnten. Zugänglich. Süffig.
"Far from Scotch" schrieb Monsieur Valentin seinerzeit über die 1st Edition, vergab aber da schon 84 WF-Punkte. Special 04 (eine Ex-Bourbonfasskreation unter Einsatz von 30-Liter-Fässchen) landete sogar bei 86 Punkten. Dass Jim Murray in seiner "Whisky Bible" gern großzügige Anschubhilfe für neue Malts leistet, ist bekannt. Er vergab an Skog, Solsken und Rimfrost, drei Ausgaben aus der Moment-Reihe, satte 95 bzw. 95,5 JM-Punkte. Und ich? Ich vergebe keine Punkte, kann den Vildhallon aber uneingeschränkt - nicht nur als Terrassenwhisky - empfehlen.
So, das war es für heut. Halt! Da bellt noch ein