Schäumendes
Gerstengetränke
Reicht mir der Wirt im Krug.
Hinter den Fensterscheiben
Lacht ein Gesicht gar hold.
Ich möcht ja so gerne noch bleiben, aber der Wagen, der rollt.
(Walter Scheel, "Hoch auf dem gelben Wagen", 1974)
Reicht mir der Wirt im Krug.
Hinter den Fensterscheiben
Lacht ein Gesicht gar hold.
Ich möcht ja so gerne noch bleiben, aber der Wagen, der rollt.
(Walter Scheel, "Hoch auf dem gelben Wagen", 1974)
Vor vierzig Jahren sang der damalige Bundesaußenminister dieses Volkslied, dessen Single (aus Vinyl!) bis auf Platz fünf der deutschen Singlecharts kletterte - oder besser rollte. Aber darum gehts in diesem kleinen Blogartikel gar nicht und auch nicht darum, dass wir damals noch Politiker, Bundespräsidenten und die FDP hatten. Also zurück ins Heute (wo alles besser ist)...
Im Februar 2014 zogen Tausende von Menschen auf ein Münchner Bierfestival, um dort weit über 500 verschiedene Craftbiere von rund 100 Brauereien aus Degustationsgläsern zu trinken - in Chargen von 0,1 Litern (!). Und ein verdammt großer Anteil dieser bierdurstigen Kehlen gehört nicht nur zur Zielgruppe "Unter 30", sondern ist auch noch weiblich. Jawoll!
Wir reden vom Braukunst Live! Bierfest, das von den Finest Spirits-Veranstaltern 2012 ins Leben gerufen worden war und das sich mittlerweile als "Leitmesse einer völlig neuen Bier-Kultur" sieht. Ja so. Begriffe wie Vielfalt, Leidenschaft und Bier-Renaissance werden gerne in den Mund genommen, wenn es doch eigentlich nur um die Freude am gut gemachten Bier geht. Qualität und (gemachter) Kult stehen gemeinsam an der Theke
A propos Kult. Den ein oder anderen Aussteller - oder besser: Ausschenker - der ersten Stunde habe ich dieses Jahr vermisst. Auch einige Münchner Kleinbrauer waren nicht (mehr) da. Schade.
Aber dafür ist die Braukunst-Messe internationaler geworden. Mehr Italiener und Tschechen und mehr belgisches Bier (Yeah!). Die belgischen Bierstile - zumindest soweit sie mit dem deutschen Reinheitsgebot vereinbar sind - scheinen neben den schon etablierten Stouts, Ales und IPAs gerade ein Trend bei deutschen Klein- und Kleinstbrauern zu sein. Gut so. Außerdem zu beachten: Porter.
Eine Sache die Bewegung in die Szene bringt, sind Vertriebe, die für die Verbreitung der vielen neuen Bierchen sorgen. Gefühlt waren davon auch einige mehr auf der 2014er Braukunst zugegen. Aber ist das nun positiv oder negativ zu bewerten?
Egal. Die Veranstaltung war auch ein Treffpunkt der deutschen Craftbierszene (wenn sich selbige so nennen mag), was mir von mehreren Seiten bestätigt wurde ("Alle sind da!"). Zwei solcher Insider hatten sich angeregt neben mir unterhalten, bis der eine den anderen dann fragte: "Bist Du eigentlich Brauer oder Blogger?". Schön, dass es das gibt.
Aber wir sind hier bei whatadrink! und nicht bei einem der vielen fach- und sachkundigen Bier- oder gar Foodblogs. Deshalb darf ich noch auf ein neues Destillat hinweisen, das seit kurzem bei "Mike's Whiskeyshop" in München zu erwerben ist. Es handelt sich um einen Bourbonwhiskey aus Texas, dessen Hersteller sich Garrison Brothers nennt. Das klingt zwar nach einer Gangsterbande aus den Zeiten der Prohibition, ist aber die erste und älteste legale Whiskeydistillerie in Texas. Und die einzige? - Nein, es gibt derzeit satte 13 davon im Erdölstaat. Exklusiv in Deutschland steht bei Bourbon Mike nun der aktuelle Release Fall 2013 im Regal, der zwei Jahre und vier Monate in einem Mix aus verschieden großen bzw. kleinen Fässern verbracht hat. Ein junger Hund? Schon, aber - wie es sich für Texas geziemt - ein verdammt öliger Kläffer (Weizenbourbon mit über 70% Mais in der Mashbill, Sweet Mash, 47% Vol.). Die Turboreifung in frischen Fässern ist absolut spürbar, aber es besteht eine durchaus gefällige Balance zwischen süß und Holz. Klassezeug. Einziges Manko: Der Preis. Schon vor Ort in Texas werden rund 70 US$ aufgerufen. Dass der bei uns so nicht für 20 EUR zu haben ist, ist klar. Aber wer kauft amerikanischen Whiskey über 100 EUR, wenn der nicht mal 10 oder 12 Jahre alt ist oder zumindest Pappy heißt?
Ansonsten ging es weiter um Hopfen, Hopfen, Hopfen und ein bisschen Malz. Sehr schön fand ich den Titel des begleitenden Seminars "Ach komm, geh mir wech! IPA verkommt zu Mainstream!", bei dem es um vom selbigen (noch) unentdeckte deutsche Spitzenbierstile (oder so) ging. Außerdem wichtig: Foodpairing mit Bier. Im speziellen: Bier & Käse. Das gabs in einer eigenen Masterclass mit Bier- und Wassersommelier sowie Fromelier (frz. Expert en Caséologie) Tibor Kantor und gelebt von Messebeginn bis Kehraus rund 30 Meter rund um den Stand vom Tölzer Kasladen. Im folgenden noch ein paar Impressionen und das Schlußwort:
Bayern, des samma mir,
Bayern und des bayerische Bier!
Bayern und des Reinheitsgebot,
des is unser flüssiges Brot!
(Haindling, "Bayern", 1998)
("Hallo, ich bin der Helmut aus Berlin und ich mach ein kleines Fanzine.")
Danke für Deinen Bericht. Die Frage nach den kleine und vor allem den kleinen Münchner Brauereien stellt sich mir auch. Und bei Mike hat es mir ebenfalls besonders gut gefallen :-)
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