Sittengemälde: Companta und die Giraffe
Letzterer muss offenbar alljährlich die blumigen aber wenig ertragreichen Presseinfos nacharbeiten, in denen das ein oder andere interessante Detail fehlt und/oder in denen das ein oder andere doch recht mißverständlich wiedergegeben wird. Da steht man bei LVMH m.E. den Herrschaften von Diageo in nichts nach, die zuletzt ein grandioses Textwerk zu ihren 2013er Special Releases rausgehauen hatten. Naja, Schwamm drüber... Lustig ist eben, dass (fast!) jeder den Unsinn ohne Rückfrage oder Recherche nachplappert.Ein Satz in der Süddeutschen Zeitung war bei mir kürzlich haften geblieben, was recht selten der Fall ist, aber eher an meiner Aufnahmefähigkeit als an der Postille liegt. Es ging um Luxusgüter und deren Zukunft auf dem Weltmarkt. Wie war das nochmal?
- Die Kunden haben reine Logoprodukte satt und suchen nach subtilerem Luxus, der wahre Kennerschaft attestiert. -
Schön, gell? Besonders der letzte Halbsatz.
Damit wären wir wieder beim Companta. Nein, nicht beim Whisky selber, sondern bei dessen Start auf dem Onlinemarkt. Da herrscht dieser Tage ein Gedrängel wie sonntagnachmittags am Eisstand im Freibad bei 35°C. Grauenhaft. Die bemühten Verteiler (Sie riechen zumindest nicht nach Sonnenmilch) bieten die begehrte Ware nach der Regel "Nur eine Flasche pro Kunde" an und wundern sich, dass manche Großfamilie plötzlich eine Sammelbestellung - nur jeder einzeln im Abstand von jeweils vier Minuten - aufgibt. Andere Distributeure sind schlauer. Sie trennen die Spreu vom Gerstenmalz in dem sie die UVP von 79,00 EUR geschmeidig auf 130-150 EUR erhöhen - wohl wegen der hohen Lagerkosten.
Wer die offizielle Deutschland-Präsentation des Companta auf der Münchner Finest Spirits nicht mehr abwarten kann, darf natürlich losballern, sei aber zumindest gewarnt: Ich kenne drei Supermärkte, wo der "Whisky Of The Year" Glenmorangie Ealanta für 89 EUR im Regal verstaubt.
A propos verstaubt. Wo wir grade bei den Glenmos und Ardbegs sind, die gehören ja zur gleichen Sippe. In einem großen deutschen Online-Whiskyforum hatte sich kürzlich eine junge, blonde Frau angemeldet und die dort versammelte Expertenschar auf die Analyse von Herr Reim auf dessen Blog zum nächsten Ardbegrelease aufmerksam gemacht. Statt Dank erntete sie für ihre teilweise gewitzte Wortwahl allerdings eine Vielzahl persönlicher Angriffe, die massiv unter die Schreibtischplatte gingen (Zitat: "Du hast ein Gesicht wie eine Gummipuppe" usw.). Ich konnte, als ich die Story hörte, den Thread noch aufrufen - mittlerweile wurde er gelöscht. Ist ja auch der Treffpunkt feiner Geister. Aber nicht alle sind so böse. Ein feiner Geist hatte sogar ermunternde Privatnachrichten geschrieben - nicht ohne Annäherungsversuch versteht sich. ...Luxus, der wahre Kennerschaft attestiert...
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