Samstag, 25. Februar 2012

Amrut - Indian Single Malt Whisky

Die Firma "Prineus GmbH" (Import & Großhandel feiner Spirituosen) mit Sitz in Kiel hat sich in den letzten Jahren als Importeur der vielbeachteten Whiskyabfüllungen von "Compass Box", "Elements Of Islay", "Single Malts Of Scotland", "Port Askaig", "Amrut", "Mackmyra" und einiger weiterer Marken und auch anderer Spirituosen, wie z.B. dem historischen "Black Tot"-Rum, einen Namen gemacht.Das letzte Baby der Norddeutschen heißt "Amrut Herald" - ein indischer Single Malt, der auf der Insel Helgoland gelagert und abgefüllt wurde - quasi "indo-germanischer" Stoff also, wie zu lesen war. Geschäftsführer Gerd Schmerschneider stand mir während der "Finest Spirits" in München Rede und Antwort.

whatadrink!: Herr Schmerschneider, "Prineus" ist der Generalimporteur für "Amrut" in Deutschland und Sie erledigen auch die Distribution. Der "Herald" ist 2011 auf den Markt gekommen. Wie kam es zu dieser Abfüllung?

Gerd Schmerschneider: Es ging damit los, dass mich Ashok Chokalingam, der Repräsentant von "Amrut", der für den weltweiten Vertrieb zuständig ist, vor ein paar Jahren gefragt hat, ob man nicht so etwas ähnliches wie den "Amrut Two Continents", also einen Whisky, der zuerst in Bangalore und dann in einem Land nördlich von England gelagert wurde und auch aus europäischem und nicht nur indischem Getreide gemacht ist, mal mit Deutschland machen könnte. Wir haben uns dann gefragt: Wo können wir diesen Whisky lagern? Wir haben natürlich ein Lagerhaus in Kiel, das wäre ganz nett, ist aber nichts Spektakuläres. So kamen wir auf die Idee, Whisky auf die Insel Helgoland zu bringen, weil man, um Whisky zu lagern ein Zolllagerhaus braucht. Und, da Helgoland weiter zollfrei ist und zoll- und mehrwertsteuertechnisch nicht zur EU gehört, habe ich dort einen Händler, den ich sehr gut kenne, gefragt, ob wir in seinem Lagerhaus vier Fässer unterbringen können.

So reiften die Fässer nochmal eineinhalb Jahre auf der Insel. Zwischendurch wurden immer wieder Proben gezogen bis wir gesagt haben: So, jetzt füllen wir ab. Dann haben wir das ganze Equipment dafür, d.h. Flaschen, Korken, eine kleine Pumpe, Kaspelmaschine, Etiketten (übrigens von Hand beschriftet, da ja nicht klar war, wieviele Flaschen man mit welchem Alkoholgehalt abfüllen würde) und Alkoholmessgerät, rübergebracht und an einem Wochenende mit 10 Leuten drei Fässer abgefüllt. Das vierte Fass sollte eigentlich auch geleert werden, aber im Verlauf der Aktion stellte sich heraus, dass Verpackung und Flaschen nur für drei Fässer reichen sollten. Es war mehr Whisky drin, als zu vermuten war. Insgesamt ergaben sich so rund 750 Flaschen, von denen die Abfüllungen aus einem Fass für den deutschen Markt, aus dem zweiten Fass für den Händler auf Helgoland und die aus dem dritten Fass für "Resteuropa" zur Verfügung stehen. Meiner Meinung nach ist der Whisky aus Fass 2868 der beste der drei. Unsere beschriebene Abfüllmethode führte auch zu der Besonderheit, dass der Whisky wirklich vollkommen unfiltriert direkt aus dem Fass durch einen Schlauch in die Flasche gekommen ist. Ungefärbt ist er natürlich sowieso. Also Whisky as we get it!

wad: D.h. wenn sich ein Fitzelchen von der Fasswand abgelöst hat, dann landete das in der Flasche?

G.S.: In einigen Flaschen sind kleine Partikel zu sehen, da wir immer solange abgefüllt haben, bis zuviel Fragmente mitkamen. Das vierte Fass ist übrigens weiterhin auf Helgoland. Über eine Abfüllung haben wir noch nicht erschieden und da die ganze Aktion so gut verlaufen ist, werden wir im Frühjahr weitere Fässer nach Helgoland bringen. Da wird dann auch getorftes Destillat von "Amrut" dabei sein, hoffe ich.
wad: Gibt es eigentlich getorftes Malz in Indien?

G.S.: Nein, wenn man bei "Amrut" getorftes Malz nimmt, dann kauft man das vorher in Schottland. Dort weiß man einfach, wie man das perfekt macht. In Indien gibt es Malz bzw. Gerste, aber kein Torf. Es ist einfach zu warm dort.

wad: Und Helgoland? Gibts da Torf?

G.S.: Nein, Helgoland ist ja eine winzige Insel, die man in einer Dreiviertelstunde gemütlich zu Fuß umrundet hat. Interessant beim "Herald" ist v.a. auch der Unterschied beim Klima. In Bangalore ist es sehr heiß und der angels' share liegt bei 12-15% gegenüber Schottland mit 2-3%.

wad: Das habe ich gelesen. Aber wie stellen sich die Toleranzen in Sachen Temperaturunterschied in Indien dar? In den USA kennen wir ja das Phänomen, dass die Unterschiede bei der Reifung im gleichen Warehouse eklatant sein können, je nachdem ob das Fass oben oder unten liegt.

G.S.: Ja, das gibt es in Indien auch. Durch die Hitze in den oberen Regionen der Lagerhäuser kann es vorkommen, dass der Alkoholgehalt während der Reifezeit noch steigt. Auf Helgoland geht es dann mit einem sehr gemäßigten Klima weiter, was sehr gut für die Harmonisierung ist. Das ist ein wesentlicher Effekt, den wir beim "Herald" erzielt haben.

wad: A propos Effekt, welche Fässer wurden beim "Herald" verwendet?

G.S.: Hier haben wir Bourbonfässer gehabt und zwar Barrels und keine Hogsheads. "Amrut" verwendet in erster Linie Ex-Bourbonfässer und belässt diese immer in der Originalgröße. Dazu kommen 8-10% frischer Eichenfässer und auch Sherryfässer wie beim "Intermediate" (Ex-Bourbon + Fresh Oak, dann Sherry, dann wieder Ex-Bourbon).

wad: Den "Amrut Portonova" (
Ex-Bourbon + Fresh Oak, dann Portwein, dann wieder Ex-Bourbon) haben Sie nicht hier auf der Messe?

G.S.: Nein, der "Portonova" war ein Experiment mit letztlich 300-400 Flaschen und wir haben für Deutschland nur 60 davon erhalten, die am gleichen Tag an die Händler rausgingen. Daher haben wir davon nichts mehr hier am Stand.

wad: Danke für die Informationen.


Mir persönlich hatte Bibleauthor Jim Murray vor rund zwei Jahren die Scheu vor den Exoten aus Indien genommen, der die mit viel schottischen Know-How ans Laufen gebrachte Destillerie regelmäßig lobend erwähnt. Aber nicht nur er, sondern auch Institutionen wie die Malt Maniacs haben "Amrut"-Whiskies schon ausgezeichnet. Dem Einsteiger sei der preisgünstige aber nicht weniger exotische "Amrut Fusion" aus der regulären Single Malts Range ans leicht getorfte Herz gelegt.

"Amrut" Single Malts sind bei zahlreichen Onlinehändlern in Deutschland erhältlich - "Amrut Herald" kostet rund 85-90 EUR / 0,7l.

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