Was ist von einem Produkt zu halten, das als The World Only Fairtransport Rum beworben wird? Der grüne Gedanke hebt die mangelnde Qualität wieder auf? Ganz ok, aber eher öko als wirklich gut? - Nee, völlig falsch gedacht.
"Tres Hombres" ist ein Projekt dreier Männer (wie passend), die aus den Niederlanden und Österreich kommen und mitterweile mit ihrem selbstgebautem 33-Meter-Segelschiff (Frachtzuladung 35t - kein Motor) mehrere Fahrten in die Karibik und wieder zurück absolviert haben. Der Name... Aber was schreibe ich denn da - lassen wir Andreas Lackner, einen der drei Kapitäne, doch einfach persönlich zu Wort kommen.
whatadrink!: Andreas, wie und wann habt Ihr Euch kennengelernt? Und wie ging es mit den "Tres Hombres" los?
Andreas Lackner: Wir haben uns zufällig im Jahr 2000 bei einer Atlantiküberquerung auf einem 55-Meter-Dreimaster kennengelernt. Das war die erste Amerikafahrt für das Schiff und wir waren jung und narrisch und konnten umsonst mitfahren. Danach haben sich unsere Wege wieder getrennt aber auf dieser Fahrt hat sich die gemeinsame Idee Fracht wieder unter Segel zu fahren entwickelt. Eigentlich so wie früher nur eben auch unter ökologischen Gesichtspunkten.
Jeder hat uns gesagt, dass das unmöglich ist. Aber 2006 kamen wir wieder zusammen und da haben wir gesagt "Jetzt ist die Welt reif dafür" und haben begonnen die Idee weiter zu planen. Dann haben wir in Holland auch das Schiff bzw. das Wrack gefunden - ein deutscher Schiffsrumpf aus 1943 - den wir praktisch gratis bekamen. Und schon ging es los mit der Promotion für das Projekt Schiffsbau und dem Sammeln von Geld dafür. Wir haben z.B. Anteile ausgegeben und man konnte Schiffseigner werden. Freiwillige Helfer hatten wir insgesamt 150 Leute aus 20 Ländern, die 2 Tage oder auch 2 Jahre geholfen haben unser Schiff zu bauen. Wir sorgten dabei für Unterkunft, Essen und Spaß.
wad: Eure ersten beiden Rumabfüllungen kommen aus der Dominikanischen Republik. Wie habt Ihr den Rum ausgesucht und wie läuft das dann alles ab bis die Flaschen in Europa sind?
AL: Wir haben uns gefragt: Was können wir mit dem Schiff machen? Fracht zu transportieren für Dritte ist schwierig, da wir nur 35 Tonnen Fraht im Rumpf transportieren können. Das wären rund 15.000 Flaschen Rum. Das zahlt sich nicht aus für uns, da der Frachtpreis zu niedrig wäre. Also haben wir gesagt, machen wir das doch selber. Wir kaufen selber ein und vermarkten quasi unsere eigenen Produkte unter unserem Namen, was eine Möglichkeit zum wirtschaftlichen Überleben ist.
Als unsere erste Reise anstand gab es das Erdbeben auf Haiti. Und da wir eh in die Kaibik wollten, haben wir innerhalb von 10 Tagen eine Ladung Hilfsgüter gesammelt und nach Holland in den Hafen geschafft. Nach 50 Tagen Fahrt haben wir die Materialien in Haiti abgeliefert. Unsere Überlegung war dann, wie können wir diese Reise finanzieren? Wir wussten, dass es in der Dominikanischen Republik guten Rum gibt und daher haben wir dort nach einem Produzenten gesucht, der uns unseren Rum abfüllt, labelt usw. Auf der Reise von Haiti in die Dominikanische Republik ist uns aber der Mast gebrochen. Daher lagen wir 3 Wochen in einer Bucht um den Schaden zu reparieren. Diese Zeit habe ich genutzt um nach Santo Domingo zu fahren und dort Rum zu probieren.
Ich kam in Kontakt mit z.B. "Brugal" und anderen, aber die waren für unsere Pläne natürlich viel zu große Produzenten. Bei "Mardi" wird ganz in der Nähe von Santo Domingo ein 8jähriger Gran Anejo gemacht, der wirklich sehr gut ist. Ich konnte dort ausgiebig verschiedene Samples probieren, war sofort begeistert und wir haben 3000 Flaschen bestellt. Und als wir später in Santo Domingo einliefen, kam schon der Lastwagen mit unserer Lieferung und alle Zollformalitäten waren erledigt. So begann der erste offizielle Rum Run seit 100 Jahren und wir sind in 33 Tagen quer über den Atlantik nach Holland gesegelt.
wad: Macht es Dich nicht manchmal stutzig, dass bei Euch alles so problemlos funktioniert?
AL: (lacht) Das schaut ja nur so aus. Schon bei der Rumbeschaffung bzw. der Klärung der Zollsachen bin ich tagelang von einer Stelle zur nächsten gelaufen, um hier und dort - übrigens mit Whisky - nachzuhelfen. Unsere zweite Auflage kam wieder von "Mardi", aber diesmal 5000 Flaschen in noch besserer Qualität, wie ich finde. Als wir im Hafen ankamen war unsere Abfüllung aber noch nicht fertig und wir mussten eineinhalb Monate warten, was zu ungeplanten Kosten und Strapazen führte. Auf der Rückreise waren wir dann zudem 55 Tage unterwegs, weil wir ungünstiges Wetter erwischt hatten und eine Ausweichroute fahren mussten.
wad: Was unterscheidet die beiden Abfüllungen 2010 und 2011?
AL: Es ist ein anderes Blendingverfahren. Die erste Charge war ein 8jähriger Rum aus normaler Fasslagerung während die zweite Abfüllung im Soleraverfahren gemischt wurde. Der erste dürfte übrigens bald ausverkauft sein.
wad: Nimmt die "Tres Hombres" eigentlich neben Eurer Crew und den Segelschülern auch Passagiere mit (die genug Zeit und Geld mitbringen)?
AL: Ja schon. Am besten ist es, wenn die dann auch noch mitarbeiten auf dem Schiff. Herr Baier, der einen Artikel für die "Yacht" (Ausgabe 2/2012) über uns geschrieben hat, war auch als Passagier dabei und musste natürlich nicht in den Mast klettern oder so, hat aber sonst auch ganz normal mitgearbeitet.
wad: Man muss aber schon ein paar Monate Zeit haben?
AL: Na, wir haben ja einen Fahrplan und versuchen den so genau wie möglich einzuhalten, aber eine Ozeanüberquerung kann natürlich schon ein oder zwei Wochen länger dauern. Du kannst bei uns eine Reisedauer von 3 Tagen bis 3 Monaten buchen.
wad: Wieviele komplette Karibikfahrten habt Ihr bisher gemacht?
AL: Das Schiff ist gerade zum dritten Mal in der Karibik um auch wieder Rum in der Dominikanischen Republik abzuholen. Allerdings von einem anderen Produzenten. Wir sind in Verhandlungen mit "Oliver & Oliver", da wir einen 10-jährigen Rum haben möchten. Wir haben aber auch ein Angebot von "Westerhall" auf Grenada für einen 10jährigen. Im Mai wird der Rum ankommen und dann gibt es eine neue "Tres Hombres"-Überraschung.
...die ich mir nicht entgehen lassen werde. Im Ernst: Beide bisherigen Abfüllungen haben mir ausnehmend gut geschmeckt. Der 2010er verbreitet eine appetitanregende Zitrusnase und der 2011er (meine Empfehlung) besticht neben allen rumtypischen Aromen mit seiner leichten Rauchigkeit, die mich an den Barbadosstil erinnert. Ich bin gespannt, was die "Tres Hombres" in Zukunft noch alles an flüssigen Kostbarkeiten über den Atlantik schippert. Vielleicht findet ja auch einmal ein Rumfass (und nicht nur die fertig abgefüllten Flaschen), dessen Inhalt dann in unseren Breiten - sozusagen mit Oceanfinish - abgefüllt wird, ein Plätzchen im Schiffsrumpf.
Neben der nach außen vielleicht ein bisschen romantisch angehauchten Seglerei mit der "Tres Hombres" verfolgen Andreas & Co. mit der Firma "Atlantis Zeilende Handelsvaart" noch ganz andere Pläne - Stichwort: Eco-Liner. Dahinter verbirgt sich der Bau und Betrieb eines 8000-Tonnen-Frachtschiffs mit 120 Metern Länge. Dass das 15-Millionen-Euro-Projekt keine reine Utopie ist, zeigt die Beteiligung von Gerard Dykstra, der bereits die 88-Meter-Yacht "Maltese Falcon" realisiert hat.
"Tres Hombres"-Rum wird von "Haromex" vertrieben und ist für rund 40 EUR in vielen Onlineshops erhältlich.
Noch mehr Infos und zahlreiche YouTube-Videos gibt es auf der "Tres Hombres" Homepage und hier.
Bin ja von der Firma aber muss sagen dass du es echt gut getroffen hast! Uebrigens wirds ein 12-jaehriger aus......jajajaja, bis zum naechsten Mal Freunde! Andreas
AntwortenLöschen... also mir (und Beschenkten) hat schon der 2010er ausnehmend gut geschmeckt! Weiter so Andreas - und immer 1 Handbreit Wasser unter dem Kiel und 1 Fingerbreit Rum im Glas! Mit Seglergrüssen G.M.
AntwortenLöschenEndlich fairer Rum,
AntwortenLöschenImmer Rückenwind und genug Wasser unterm Kiel........
Liebe Grüße aus der Steiermark lieber Andreas hoffe Du bist Wohlauf ich freue mich schon sehr auf ein baldiges Wiedersehen vielleicht komme ich wieder nach Den Helder um von euch lernen zu dürfen euch zu helfen und eine schöne Zeit zu verbringen LG Daniel (Rummesse Berlin
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