Dienstag, 10. April 2012

Weutz - Whisky aus der Steiermark

Als allerletzte Nachlese zum 2012er "Finest Spirits"-Festival darf ich heute einen kleinen Blogeintrag zum Thema Whisky aus GSA - genauer: aus Österreich - noch genauer: aus St. Nikolai in der Südsteiermark - nachreichen. Whisky aus Deutschland, Österreich und der Schweiz war bei den "Finest Spirits" schon immer gefragt - dieses Jahr waren aber besonders viele Aussteller aus dem Alpenraum zu Gast in München.

Und die haben sich mittlerweile auch als eigenständige Kategorie etabliert. Wirklich? Nun, das "Malt Whisky Yearbook 2012" listet aktuell insgesamt 22 Brennereien aus GSA auf. Und in Jim Murray's "Whisky Bible 2012" finden wir Angaben zu 66 Herstellern und Tastingnotes zu knapp über 200 (!) Abfüllungen. Wieviele davon haben Sie schon verkostet? Und Sie sagen immer noch deutschsprachige Whiskys sind völlig bedeutungslos und nur bessere Bierbrände?

Ich konnte mir schon vor der Messe einige Produkte der österreichischen Brennerei Weutz (sprich: We-utz) probieren. Brennmeister Michael Weutz sammelte vor über 20 Jahren erste Whiskybrennerfahrungen und besticht mit seinem Portfolio auf den ersten Blick mit viel Phantasie und ungewöhnlichen Kreationen. Oder haben Sie schon einmal Whisky, bei dessen Herstellung gebratene Kastanien ("Maroon"), Holunderblüten ("Franziska") oder geröstete Kürbiskerne ("Green Panther") Verwendung fanden, probiert?Ich begann meine Tastingreihe mit dem "Sugar Corn" (40,5% Vol., 51% Mais + 49% Gerstenmalz), der mir mit seiner Obstbrandnase (Klischee hiermit erfüllt!) aber nicht zu süß vorkam. Er kommt aber auch aus französischer Limousineiche mit mittlerem Toasting und nicht aus einem amerikanischen Bourbonfass. Meine Tops waren dann der ausgewogene und wirklich vanille-nussige "Maroon" (42,8% Vol., 10% gebratene Kastanien), der "Origin Spelt" (43,2% Vol., 51% Dinkel, Biozertifikat) mit ausgeprägtem Getreide und gutem Vollkornbrotfinish und der rauchige "White Smoke" (41,5%) dessen Malz über Buchenholz (nach)geräuchert wurde.

Mein Favorit bleibt der vanille-malzige "Hot Stone+" aus der "Strong Edition" mit 48,1% Vol. Viel Nuss und Nougat konnte ich da erschmecken. Letzter schlägt übrigens mit 62 EUR für 0,5l zu Buche, aber Qualität hat ja seinen Preis. Mein Fazit: Eine hochinteressante Palette mit durchaus brauchbarem Whisky. Da sollte für jeden etwas dabei sein.Im Rahmen der "Finest Spirits" konnte ich kurz mit Herrn Weutz sprechen:

whatadrink!: " Gehen wir gleich in die Vollen. Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre außergewöhnlichen Whiskykreationen und wielange dauert es dann von der Idee bis zur Verwirklichung?


Michael Weutz: Getrieben wird die ganze Sache eigentlich von den eigenen sensorischen Wünschen und Vorstellungen, die man als Brennmeister so lebt. Und die Eindrücke, die man sammelt, versucht man eben in irgendeiner Form umzusetzen. Die Entwicklung geht relativ schnell, denn unser Partner ist Biochemiker und Maschinenbauer und ist seit 30 Jahren als Bierbrauer sehr erfolgreich. Wir beide sind gemeinsam sensorisch ganz gut drauf und wissen an welchen Schrauben wir drehen müssen um den passenden Geschmack zu bekommen.

wad: D.h. wenn der Weg schon einmal gegangen wurde und Erfahrungswerte gesammelt wurden, können Sie diesen dann mit anderem Ziel nochmal beschreiten?

MW: Ja, im Prinzip ist die Art der Whiskyproduktion ja vorgegeben. Es geht grundsätzlich um die Zutaten. Wir haben festgestellt, dass das Wasser dabei eine interessante Rolle spielt. Damit kann man ganz viel bewirken und natürlich auch wenn man z.B. anfängt das Malz mit Torfrauch zu darren. Das sind die Hauptschrauben an denen wir drehen können. Die Fasslagerung an sich ist natürlich auch ein spannendes Thema, wobei ich am meisten mit Sherrywoodfinish bewirken kann. Wir produzieren eigenen Sherry und haben dadurch noch mehr Möglichkeiten zur Justage, um unsere Produktvielfalt möglichst breit aufzustellen.

wad: Alle Ihre Fässer kommen aus Frankreich, sind also aus europäischer Eiche?

MW: Wir haben ausschließlich französische Eiche und variieren mit Limousin- bzw. Alliereiche in allen verfügbaren Toastingstufen. Wir haben rund 200 Fässer und verwenden diese mehrfach. Nur wenige Neue kommen jährlich hinzu. D.h. die meisten Fässer sind schon in der Zweit- oder Drittfüllung. Damit werden wir auch nicht zu holzlastig.

wad: Ihr Whisky ist auch relativ jung, wenn er in die Flasche kommt. Drei- bis sechsjährige Whiskys haben Sie derzeit im Angebot.

MW: Ja, wir planen natürlich auch ältere Produkte zu kreieren. Unsere Lagerlogistik ist auf 18jährigen Whisky ausgelegt. Aber das dauert eben noch.

wad: Wie sieht ihr Lagergebäude aus?

MW: Das Herz unserers Betriebes ist ein 100 Jahre altes Winzerhaus und das besitzt einen wunderschönen, alten Gewölbekeller, der seinerzeit als Weinkeller genutzt wurde, und dort liegen unsere Fässer.

wad: Wie machen sie im Marketing deutlich, dass Sie als österreichischer Whiskyproduzent ein eigenständiges Produkt am Start haben, das man auch nicht mit schottischem Whisky vergleichen sollte?

MW: Vergleichen ist da überhaupt nicht zulässig. Wir versuchen ja authentisch zu arbeiten, d.h. wir mälzen beispielsweise einen Teil des Malzes selber, und gehen so einen besonderen Weg. Die Getreidemaischerei ist bei uns im Haus und wir läutern vor dem Brennen. Wir unterscheiden uns also schon von vielen anderen im alpenländischen Raum und haben da unsere eigene Philosophie. Außerdem produzieren wir ja im Vergleich zu Schottland praktisch in homöopathischen Dosen. Als geschulte Obstbrenner arbeiten wir mit der ganz feinen Klinge und mussten zuerst lernen einen "Dirty Whisky" zu brennen mit ein bissel Nachlauf und Vorlauf im Endprodukt. Das war anfänglich gar nicht so einfach.

wad: Der Brenner, der von einer Säulenanlage auf eine Potstill umsteigt um Malt zu brennen arbeitet dann ja auch mit ganz anderen Alkoholgraden. Das ist doch eine große Umstellung?

MW: Nun, wir haben eine wunderschöne Potstill und haben schon immer nur damit gearbeitet. Unser Mittelcut hat knapp über 70% vol. und wird dann zur Verbesserung der Oxidation herabgesetzt zur Lagerung. Das macht auch nicht jeder.

wad: Sie haben es gerade schon angesprochen. Wie groß ist denn ein Batch bei Ihnen?

MW: Ich rechne immer in Mittelcut. Eine Tagesproduktion beträgt ein Halb-Barrique also 112 Liter in Mittellaufstärke.

wad: Das ist wirklich nicht viel. Wenn man sich also von seinem liebsten schottischen (Groß)Produzenten Dinge wie Einzelfass- oder Small Batch-Abfüllungen wünscht, muss man feststellen: Bei Weutz bekommt das eigentlich immer.

MW: Ja, wir bieten immer Single Cask an. Unsere Wash Still hat 600 und unsere Spirit Still nur 300 Liter Volumen. Klein und fein eben.

(Hinweis: Für das beschriebene Tasting wurden Warenproben zur Verfügung gestellt.)

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