













"Original Rye-Whisky" (L 19/05, 41% vol.): Deutliche einladende Getreidenase; malzig und bittersüß, dann etwas flacher, würziger Abgang; Österreichs erste Whiskydestillerie verwendet hier eine Mischung aus 60% Roggen- und 40% Gerstenmalz in der Maische im Gegensatz zu U.S.-amerikanischen Mashbills, die das Getreide bei Bourbon ungefähr im Verhältnis 80-10-10 (Mais-Roggen-Gerstenmalz) und beim Rye im ungefähren Verhältnis 51-38-11 (Roggen-Mais-Gerstenmalz) mischen.
"Pure Rye Malt" (L 10/05, 41% Vol.): Süßes Malz und Blütenhonig; Honigsüßer Auftakt mit leichter, gut eingebetteter Roggenwürze; Leichtes Finish; Das einzig vergleichbare Produkt ist der "Old Potrero"-Rye aus San Francisco, wo - wie hier - 100% Roggenmalz zum Einsatz kommt. Haider verwendet für seinen "Pure Rye Malt" allerdings nur hell bzw. normal geröstetes Malz. Der "Old Potrero", der derzeit in Europa lediglich als 2-3jähriger allerdings mit Alkoholstärken um 63% Vol. erhältlich ist, hat mehr süße Schokoladentöne und wirkt zudem körperreicher und fetter.
"Special Rye Malt 'Nougat'" (L 7/05, 41% Vol.): Leichte Nase; Milchschokolade und (Überraschung!) Nougat vor dem frühen, bittersüßen Roggenabgang; Hier kommt dunkel gemälzter Roggen zum Einsatz. Wiederum ohne die Beigabe anderer Getreidesorten. Einer der Tester meinte, er würde nie einen Whisky mit dem Namenszusatz "Nougat" kaufen.
Noch ein paar Infos: Die Fässer aus Manhartsberger Sommereiche (=Traubeneiche) werden maximal dreimal befüllt. Vor dem ersten und dem dritten Befüllen - mit rund 60%igem Destillat - werden sie vom Fassbinder besonders stark ausgebrannt. An der Losnummer lässt sich die Lagerdauer ablesen. Eine aktuelle Abfüllung aus 2011 mit L-Nr. 7/05 war demnach rund 6 Jahre im Eichenfass. Die erste Zahl bezieht sich übrigens nicht auf den Herstellungsmonat, sondern auf die fortlaufend nummerierten Brennvorgänge (hier also 7. Brand in 2005).
Fazit: Das Echo der Tester war zwiespältig. Während der eine oder andere von der Existenz des österreichischen Roggens überrascht war und der Sache offen gegenüber stand, ließen andere ihre Skepsis gegenüber GSA-Whiskies durchblicken. Begriffe wie "typischer Bierbrand" u.ä. wurden genannt. Auch das Packaging in obstbrandtypischen, schlanken 0,35l- und rustikalen 0,7l-Flaschen fand wenig Zuspruch.
Ich finde, dass diese Roggenbrände zum einen sehr saubere Produkte sind (Dem einen sind sie "zu sauber", dem anderen wiederum "zu flach"). Dass es sich nicht um Ryebomben handelt, die gegen die großvolumige Konkurrenz aus den USA, wo in der Regel kein Roggenmalz, sondern eben ungemälzter Roggen, der einen "härteren" Whiskey ergibt, und ein Großteil Mais in die Maische kommt, "anstinken" können, war fast zu erwarten. Dass Haiders feine Roggen im Kreis von Maltfreunden durchaus Gefallen finden, ist vorstellbar. Für klassische Whiskeycocktails, die nach einem stabilen und höherprozentigen Rye verlangen - wie z.B. Manhattan, Sazerac oder Brooklyn - wäre mir der Österreicher zu filigran. Ich würde mir also einen stärkeren "Waldviertler" wünschen. Ein "Nougat" mit einem Alkoholgehalt von 46-50% Vol. und durchaus mit mehr Körper und Tiefe (Warum nicht mit einer Mais-Roggen- oder Roggen-Roggenmalz-Mischung?). Dass der Betrieb der Familie Haider dazu im Stande ist, ist für mich zweifelsfrei der Fall.
In der "Selections"- und der Fassstärkenreihe sind Abfüllungen mit 46% bzw. über 50% Vol. erhältlich. Einen hochprozentigen Rye habe ich im Onlineshop allerdings vermisst. Neben den bereits erhältlichen Ryes und Single Malts wird ab Juni auch ein getorfter Malt erhältlich sein.
Ich darf Frau Haider für die zur Verfügung gestellten Informationen recht herzlich danken.
Hinweis: Eine 0,2l-Flasche des "Original Rye-Whisky" wurde mir von der Destillerie J. Haider kostenlos übersandt.