Donnerstag, 10. Oktober 2013

Barconvent Berlin BCB 2013 - A Photo Lovestory

Ich machs ausnahmsweise kurz, daher nur ein paar Schnappschüsse zum BCB 2013:
Station Berlin - die neue Location
 Vodka ist immer noch da



 Auffallen will gelernt sein
 Nein, Franky Boy war nicht vor Ort
 Bayerische Bastion
 Viel Liebe zum Detail bei Jägermeister

 Drip, drip, drip...

 Vermouth war ein Thema

 Großer Andrang
 Profiequipment
 Ein ausnahmsweise mal nicht so tolles Rumtasting...
 ...mit Ian Burrell und Kollateralschäden
 Mezcal braucht Erklärhilfen
 
 Ein Regisseur hats schwör
  Trend der Zukunft: Blaue Drinks
 
Manch sprach über Vermouth
  Alles nur kein Champagner
  
Gespenstisch...
 Schon länger da: Mancino Vermouth
Jim Beam 12y für unter 30 EUR - leider auch nur 43% Vol.
  
 Deutscher Whisky wurde von Jürgen Deibel erklärt
 Ganz neuer Vermouth aus Deutschland
 Muss man einfach mögen (kein Vermouth)
 Goldenes Tonic für die Goldene Bar
 

 traditioneller Vermouth aus Österreich
 Scotch wurde von Stefan Gabányi besprochen
 Anistasia Miller und Jared Brown wissen alles über Gin und teilen ihr Wissen mit Allen
 Manuel Terron macht uns den Midori
 Schöner Rum
 Sehr brauchbarer Whiskey
 Neues aus dem Land...
 ...der unbegrenzten...
 ...Beschränkungen
Camper English präsentierte das American Whiskey Tasting
 
 Fast vergessen: Vermouth war übrigens ein Thema in Berlin
 Cocktailbitters sind kein großes Thema mehr
 Blickfang mit Gin
 Blickfang mit... äh - Traktor
 Peter Eichhorn kämpft für alternative Biere
 

 Vodka ist kommunikativ (?)
  
Edelsprit
BCB Juryboss Stefan Gabányi

 Edelrum

GAME OVER
TRY AGAIN OCTOBER 2014

Montag, 7. Oktober 2013

3rd Berlin Rumfestival 2013 - An Explosion!

"Das ist dieses Jahr explodiert", wirft mir Deutschlands Rum Ambassador und Kopf des Berliner Rumfestivals, Dirk Becker, kurz rüber, als ich ihn am Samstagabend auf den Besucherandrang seiner 2011 gestarteten Consumermesse anspreche. Und schon ist er wieder weg. Arbeiten.

Das 3rd German Rumfestival Berlin 2013 war definitiv ein Erfolg. Nicht nur für den Organisator und sein vielköpfiges Team, sondern auch für mich, da ich nur zum Trinken, Reden und Staunen in die Hauptstadt gereist war. Entspannung also bei vielen Tastings und Vorträgen, die alle ohne Aufpreis besucht werden konnten (!), oder in der Cigar Lounge bei echten Zigarrendrehern. Und Entdeckungen - davon gab es einige.

 Ganz vorne müssen natürlich die nagelneuen "Origenes" Rums von Maestro Francisco "Don Pancho" Fernandez stehen. Der Reserva Especial 18 Years Old (der große Sieger der Festivalprämierung mit dem höchsten Punktergebnis aller 120 Kandidaten) und der Reserva Don Pancho 30 Years Old (beide mit 40% Vol.) sind fantastische Abfüllungen aus "Don Panchos" eigener Fassreserve. Wer ist "Don Pancho"? Nunja, den sollte man kennen, ist/war er doch der Entwickler bzw. Masterblender hinter den Panamarums Zafra und Ron De Jeremy und einer Vielzahl anderer Marken (z.B. Abuelo). Der Meister hat jetzt zwei eigene Edelrums am Start, die man getrost als perfekt geschliffene und polierte Blends bezeichnen darf. Allerdings verleugnen die nie ihre Rasse und Klasse und sind ihr Geld (die Preise sind mir noch nicht bekannt, dürften aber beim 30jährigen eher etwas höher gewählt sein) absolut wert.


Dann darf ich erwähnen, dass dieser Tage einige neue Abfüllungen aus dem Hause Cognac Ferrand, d.h. Plantation Rum, in den einschlägigen Shops auftauchen werden. In Berlin gab es folgende Limited Editions zu verkosten: Guatemala XO Pineau de Charentes Finish, Trinidad 1989, Jamaica 1999 Port Cask Finish und Trinidad 1999 Banyuls & Sherry Cask Finish. Die letzten drei kamen mit 45% Vol. - der Guatemala XO mit 40% Vol. - in die Flasche. Mir hat der Trinidad 1999 mit seinem Spiel zwischen kantigem, jungen Rum und dem süßen Fass sehr gut gefallen, aber auch der Trinidad 1989 ist ein bestens gereifter Vertreter seines Heimatlandes.
Mit dem 3 Island Rum in weißer und dunkler Ausführung war das Rumhaus Charles Hosie dieses Jahr bereits sehr positiv aufgefallen. Zum Rumfest gab es gleich vier neue Abfüllungen aus der Valedor genannten Range von Zigarrenrums zu bestaunen. Da sind ein weißer Rum namens Coffee Spirit (43% Vol.), bei dessen Herstellung kolumbianische Kaffeebohnen mitdestilliert wurden, was ein - im Vergleich zu den von mir kürzlich probierten Kaffeegeisten - sehr harmonisches Gesamtbild ergab, dann ein grundsolider Cask Aged Rum benannter Blend aus Nicaragua-, Trinidad- und Martinique-Rum (43% Vol.) und - die vielleicht interessantese Komponente der Tobacco Companions: Rum Cordial - Ein Rumlikör auf Basis des Cask Aged Rumblends, der mit echter Madagaskarvanille (1 1/2 Schoten pro 0,5l-Flasche) aromatisiert und mit stolzen 47% Vol. abgefüllt wird. Whatadrink! Ergänzt wird das Ganze noch mit dem Rum Elixier, das nach der Formel Nicaraguarum + Madagaskarvanille + Kaffeegeist mit 36% Vol. in Kürze zur Verfügung stehen soll. Wo? Exklusiv im Tabakwarenhandel, denn alle vier Spirituosen sind auf den Genuss zur Zigarre (oder Pfeife) abgestimmt. Kosten werden die Flaschen zwischen 25 und 35 EUR. Das klingt doch fair.

Fair ist auch das Stichwort bei Tres Hombres. Die Seebären um den österreichischen Kapitän Andreas Lackner haben neuen Rum angeliefert und zwar gleich in drei verschiedenen Abfüllungen. Da ist zum einen eine Weiterentwicklung des DomRep-Solerarums von Oliver & Oliver mit der Bezeichnung Tres Hombres XV Anos Republica Dominicana Ed. 05 2013 (41% Vol.), dessen älteste Bestandteile 15 Jahre alt sind und der in Eichenfässern und in Fassstärke (!) fünf Monate per Segelschiff aus der Karibik nach Europa geschippert wurde. Das hat seit über 100 Jahren niemand mehr gemacht. Authenzität vermittelt dann auch die 1-Liter-Steingutflaschenabfüllung in Fassstärke mit 64,5% Vol. namens Captain's Choice. Aber hallo! Viel heller in der Farbe kommt der Tres Hombres XV Anos La Palma Ed. 04 2013 (42% Vol.) daher, der aus der Aldea Distillerie von den kanarischen Inseln stammt und der nach 15 Jahren in French Oak noch eine achtmonatige Seereise - sozusagen als Finish - mit bekam. Alle drei sind nicht ganz billig - aber die Buddels wurden ja auch fair gehandelt und mit eigenem Schiff transportiert.

Zum Abschluss dieses kleinen Rundgangs noch die Bemerkung, dass ich den Diplomatico Vintage 2000 im Vergleich zur Ambassador-Ausgabe nicht ganz sooo dolle fand - auch wenn Masterblender Tito Cordera den Spaß persönlich vorstellte. Sollte man vielleicht nochmal in Ruhe ohne Festivalrummel zwischen Cateringbereich und Käsetheke probieren. Umso schöner war dafür das inoffizielle Rumfestivalbottling eines 12jährigen Rums aus der Dominikanischen Republik aus den Lagerbeständen von Oliver & Oliver, die Dirk Becker ab sofort in seinem Rumdepot mit 65% Vol. für 45 EUR anbietet. Wenn er denn endlich wieder Zeit hat...






Sonntag, 29. September 2013

Sake @ Les Fleurs Du Mal

"Hey komm doch mit nach Tokyo
Hey Mädchen denn ich will es so."

("Tokyo, Tokyo", Die Raketen, 2004)


Was für eine Pisse! - Nein, diese Aussage richtete sich weder gegen Sake noch gegen die Drinks im Les Fleurs Du Mal, sondern lediglich gegen das Vor-Wiesnwetter in München. Dauerregen und junge Menschen mit Comme De Fuckdown-Jacken in der U-Bahn. Immerhin ein wenig francais das Ganze.

Und ich nehme es gleich vorneweg: Das wird jetzt kein ewig langer Vortrag über Japan, Saketradition und -herstellung und erst recht nicht über Charles Schumann und sein neues Department namens Les Fleurs Du Mal. Warum? Zum einen weil Sakemeisterin Yoshiko Ueno-Müller erst kürzlich in der FAZ das Wichtigste über Sake ausgeplaudert und zudem eine wahre Sakebibel namens Sake - Elixier der japanischen Seele verfasst hat und zum anderen weil die Bar im ersten Stock der Bar am Odeonsplatz erst Ende Oktober ihre Tore öffnet.

Eine neue Goldgrube für das Charlessche Imperium? Auch hier ein deutliches Nein, denn es geht offiziell ganz einfach um Drinks. Die sind laut dem viel besungenen Bar-Übervater in der Bar im Erdgeschoß immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden, da diese Bastion der Barkultur zu einem "Speiselokal" (Zitat C. Schumann) geworden ist. Wird da einfach zu gut gekocht? Egal. Im Obergeschoß gehts dann nicht mehr ums Sehen oder Gesehenwerden. Barmann Dietmar Petri - von seinem Chef kurz Timmi (!) gerufen - serviert dort den an einer gigantisch langen Tafel, die am Stück aus einem Baum gearbeitet ist, sitzenden Gästen Ausgesuchtes aus Frankreich. Cognac zum Beispiel. Oder Champagner. Oder Vermouth. Oder Absinthe (aber hoffentlich nicht den prominent aufgestellten Fleurs Du Mal-Industrieabsinthe). Und andere gemischte und gerührte Köstlichkeiten. Wenn die Bar dann mal öffnet und sich die Tischlampe auf der Backbar nicht alle 3 Minuten selbsttätig aus- und wieder anknipst.
Zurück zu den Müllers und einigen Sakeabfüllungen, die man extra für das exklusive Fachpublikum an diesem Nachmittag ausgesucht hatte. Mein ernüchterndes Fazit nach sieben Proben: 1. Sake ist mehr als ein stiller Essensbegleiter oder gar nur ein leichter Aperitif. 2. Leider verhält es wie bei vielen anderen Genussmitteln: Der außergewöhnlich gute Stoff hat seinen Preis. Meine Favoriten waren der leicht süße und runde Dassai 50 (google auch Dassai Bar) und der Bijofu Junmai. Als absolute Knaller, wenn man bei einem Getränk mit 2000jähriger tradition einen solchen Begriff benutzen darf, entpuppte sich der gelagerte Kirin Vintage 2012, der Haselnuss- und Milchschokolade in die Nase und auf den Gaumen bringt und dabei wunderbar leicht und klar bleibt, und der Fukuju Yuzu-Sake Likör (eindeutige Yuzufrucht, leicht, langes Süße-Säure-Spiel). whatadrink!

Ob Sake in der neuen Lokation nun auch eine Rolle spielen wird? Wir werden es sehen. Das kleine Tasting war auf jeden Fall ein gelungener Pre-Opening-Event und außerdem hat mir Charles zum Abschied in die Backe gekniffen. Vielleicht braucht er ja mal nen Aushilfskartoffelschäler oder so...

Freitag, 27. September 2013

Oktoberfest mit Oak Aged Bier und Hobbybrauern

Zwei Stunden nach dem Festbieranstich auf dem Münchner Oktoberfest startete am ersten Wiesnsamstag das Oak Aged Bierfestival in Truchtlaching knapp eine einstündige Autofahrt von der Landeshauptstadt entfernt - nicht unweit des Chiemsees. Dort - schon fast in der oberbayerischen Provinz - ist die Brauerei Camba Bavaria beheimatet. Auf dem Firmengelände des Brauanlagenherstellers BrauKon findet sich aber nicht nur die Cambabrauerei, sondern gleich noch ein zünftiges Wirtshaus mit Terrasse und Biergarten. Und auch für ein kleines, feines Bierfest inkl. Special Area und Wurstbraterei war noch Platz.
An wem die fast schon unübersichtliche Auswahl der Cambabiere bislang vorüber gegangen ist, hat dringend Nachholbedarf. Hier wurde schon über das Lovebeer berichtet, das vielerorts für ein gewisses Medienecho gesorgt hatte, aber trotzdem ein verdammt gutes Bier ist - auch in der 2013er Auflage. Neben dem unumgänglichen IPA, einem verblüffenden Milk Stout, diversen anderen Handbieren im 0,33er Flascherl und Basics wie Hellem, verschiedenen (Saison)Weißbieren und Dunklem, haben es mir die Bockbiere - insbesondere der Dunkle Doppelbock sowie Pale Ale und Brown Ale besonders angetan. Das letztere und die Böcke eignen sich - Versuche der fleißigen BrauKon/Cambabraumeister haben das ergeben - hervorragend zur Lagerung im Holzfass. Holzfassgereifte Biere bzw. Bier aus dem Holzfass gibt es aus verschiedenen Quellen. Nicht alle verwenden dabei frische Whisky-, Cognac- oder Weinfässer, sondern verstehen auch das Abfüllen in ein ausgepichtes oder ausgekleidetes Holzfässchen bereits als Holzfasslagerung. Bei Camba Bavaria bemühte man sich in den letzten Jahren allerdings erfolgreich um Portwein-, Rum-, Sherry-, Bourbonwhisky- und Cognacfässer, die möglichst frisch, d.h. kurz nach dem Entleeren in der Brauerei mit Bier befüllt wurden und dann im temperierten Lager für mehrere Monate zur Reifung ihres Inhalts lagerten.

Das Ergebnis wird in 0,75l fassende Flaschen gefüllt und kann für Preise ab ca. 20 EUR pro Buddel im gutsortierten Einzelhandel oder auch glasweise im noch besser sortierten Gastronomiebetrieb getrunken werden. Schön. Aber wie schmeckt das Zeug? Beim Oak Aged Bierfestival wurden alle derzeit erhältlichen 15 (oder 16?) Sorten ausgeschenkt und so konnte ich einige der mir noch unbekannten Kombinationen probieren. Mein Fazit: Favoriten sind weiter die Bourbon- und sherryfassgereiften Biere, die entweder eine karamellige Vanillenote oder eben eine wunderbar abrundende Fruchtsüße beisteuern. Ahhh. Besonders nach dem Imperial Stout aus dem Bourbonfass sollte man Ausschau halten. whatadrink! Die Biere aus dem Portwein-, Rum- und Chateau D'Yquem-Fass hatten auch was für sich, waren aber entweder fast schon zu rund (bei aller Ungewöhnlichkeit) oder erschienen zumindest mir mit einigen Säurespitzen, die ich so nicht unbedingt haben muss. Gleichförmig oder gar uninteressant ist keines davon - das ist klar.
Dies galt auch für die Bierkreationen der, von Cambaboss Markus Lohner eingeladenen, Hobbybrauer aus ganz Deutschland, die in einem eigenen Bereich ergründert werden konnten. Der Leser blickt noch verwundert auf die Begriffe Craft oder Micro Brewer? Schnee von gestern! Hier kommen schon die Nano Brewer mit ihren Gerstensäften aus der hauseigenen Versuchsbrauerei im Kellergeschoss. Ich übertreibe? Von wegen! In meiner malerischen Nachbarortschaft Prittlbach treiben mittlerweile drei (!) Hobbybrauer ihr - ich konnte mich teilweise schon überzeugen - bestens mundendes Unwesen. Bierland Bayern Deutschland so mag ich Dich!
 
 
 
 
 
 
 

 

Montag, 23. September 2013

Wiedervorlage: Edle Brände von Ziegler

Kürzlich haben wir uns hier mit der aktuellen Situation des gehobenen Obstlers auseinander gesetzt. Gut - es ging um sog. Edelbrände. Das ist hierzulande mangels einheitlicher oder gesetzlicher Definition (gelinde gesagt) ein dehnbarer Begriff. Seit ein paar Jahren ist praktisch jeder Brenner ein Edelbrenner. In Österreich ist der Edelbrand auch das, was sich Ottonormalblogger drunter vorstellt.

Die renommierte Brennerei Ziegler stellt zum Berliner Barconvent im Oktober einige neue edle (!) Tröpfchen vor. Da wären die hier schon kurz besprochenen Wildbrände, ein neuer Likör und die brandneue Black Linie. Letztere besteht aus jeweils 48%igen (Yeah!) Beerenbränden von der schwarzen Johannisbeere, der Himbeere, des Holunder und der Vogelbeere. Das klingt jetzt nicht revolutionär - muss es ja aber auch nicht immer sein.
Mir haben auf jeden Fall die knackige Johannisbeere mit ihrer deutlichen Säure und die nicht zu süße und daher komplexe und lange Himbeere am besten geschmeckt. Am allerbesten war aber die Vogelbeere, die zunächst deutliches Marzipan bietet und dann über die typisch herbe Frucht in ein herrlich rundes und langes - keineswegs aber astringentes - Finish abgleitet. Whatadrink!

Einziges Manko des Vergnügens sind die Preise von um die 100 EUR - pro 0,35l-Flasche versteht sich. Aber wir fahren ja bald in die Bundeshauptstadt und können uns am Messestand verwöhnen lassen. Oh, wie schön ist Panama Berlin! 

Sonntag, 15. September 2013

Quo Vadis Agave? - Teil 2: Mezcal

"Mezcal ist der große Bruder des Tequila" (Sierra Madre Trend Food GmbH, Mezcal- und Tequila Importeur)

"Das ist kein Getränk, das ist eine Offenbarung" (cookionista, Onlinemagazin)

"Mezcal (meistens mit Wurm)" (Sierra Madre Trend Food GmbH, Mezcal- und Tequila Importeur)

Ok. Tequila ist noch nicht weg vom Fenster. Das haben wir notiert. Aber was ist jetzt mit Mezcal? Mit Mezcal Marca Negra und San Cosme Mezcal finden sich gleich zwei Mexikaner unter den 5 Nominierten für die Spirituose des Jahres bei den Mixology Bar Awards im Oktober (ansonsten noch ein Single Malt, ein Gin und ein Rum). Bisschen blöd, weil beide Mezcals in unterschiedlichen Abfüllungen auf dem Markt sind. Bei Malt, Gin und Rum ist man da etwas präziser - aber darum solls jetzt nicht gehen. Auch, dass San Cosme zunächst durch bemerkenswerte Schwankungen in der Qualität seiner Batches aufgefallen war und dass Marca Negra bislang nicht und bis heute auch nur bei einem geläufigen (Online)Händler in Deutschland zu ergooglen ist - geschenkt. Mixology hat das Potential des Mezcal jedenfalls früh erkannt (siehe Printausgabe 3/2011 und Mexico-Länderpartnerschaft beim BCB 2012).


Dass Mezcal kein rauchiger Tequila (und schon gar kein Tequila mit Wurm) ist, will ich wie so manch anderes Fachwissen rund um Agavenschaps hier nicht lange runterbeten. Herr Huhn von der Berliner Mezcaleria hat das schon erledigt. Der gleiche Herr war dieser Tage unterwegs, um neue Abfüllungen und neue Batches schon bekannter Abfüllungen der Marke Real Minero dem geneigten Fachpublikum vorzustellen. Mit im Gepäck waren - das gleich vornweg - ein paar umwerfende Tropfen.


(Agave karwinskii)
Im Blog Das Manhattan Projekt wurde Mezcal kürzlich als das Produkt bezeichnet, das das Prinzip Craft oder Artisanal auf die Spitze treiben würde. Ist das so? Nun, der Mezcalero in der mexikanischen Provinz hat andere Probleme. Real Minero bedient sich beispielsweise traditioneller Brennapparaturen und destilliert deshalb in eingemauerten Keramikpötten statt in Kupfer und/oder Edelstahl. "Wie lange halten die Dinger?", hab ich Herrn Huhn gefragt und er meinte: "Einen bis 80 Destillationsvorgänge". Aha. Und die letzten Handwerksbetriebe vor Ort töpfern - sofern man nicht legal oder illegal in den USA arbeitet - nur noch Touristennippes oder "Brennblasen", die einen Durchlauf nicht überstehen. DAS ist Craft - bzw. eben nicht. Für unsere Marketingbegrifflichkeiten und Diskussionen darüber, ob nun Hype oder Boom ist, ist da kaum mehr Zeit. Das Manhattan Projekt, das Mezcal offenbar schätzt, greift nach eigener Aussabe lieber weiter zum Industrieprodukt. Das ist absolut zulässig. Ich mixe auch manchmal mit Blended Scotch oder Mixrum (= Unwort des Jahres 2012) statt mit 30jährigen Zuckerrohrbränden oder Malts. Im Fall des Mezcal - so war sich die Expertenrunde in der gastgebenden Bar Gabányi - einig, wirkt der Einstieg in die Mezcalwelt auf Höhe z.B. eines Alipus Mezcal im Gegensatz zu einem San Cosme aber Wunder. Aber wir wollen hier kein Markenbashing betreiben. Letztlich öffnen preiswertere Marken dem bunten Mezcalmixen erst Tür und Tor. Also ran an den Agavenspeck! Und: Solange nicht die Coca-Cola-Pseudo-Mezcalmarke Zignum in Europa erhältlich ist, ist die Welt noch in Ordnung. 

(Garen der Agavenherzen)
Zurück zu Real Minero. Zunächst darf ich nochmals vortragen, dass diese Abfüllungen alle aus einer familiengeführten Mezcalbrennerei kommen, die nicht mit einem Getränke- oder Spirituosenkonzern oder gar einem kapitalistischen Vertrieb (der bösen Sorte) verbandelt ist. Bis auf das Cuvée aus vier verschiedenen Agavensorten handelt es sich ausnahmslos um sortenreine Destillate. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Agavensorten im Destillat ist atemberaubend auch für den Laien leicht festzustellen. Der Witz der Real Mineros: Sie sind weniger rauchig (auch wenn ich das sehr gern mag) als andere, verfügen dafür aber über ein für einen klaren Brand höchst komplexes Aromenspektrum, das sich im Glas über längere Zeit enorm entwickelt. Meine Favoriten sind mit dem kräftigen Tobalá und dem feinen, cremigen Pechuga blöderweise die teuersten Varianten. Aber auch die neuen Brände aus sog. Karwinskii-Agaven namens Largo und Barril sind äußerst empfehlenswert.

(Installation der Pot Still)
Zum Abschluss noch eine Bemerkung zum Terminus "ungelagert", die oft bei Mezcal Joven fällt. Das bezieht sich lediglich darauf, dass die Brände nicht in Holzfässern gelagert wurden. Zur Harmonisierung wurde der Stoff jedoch mehrere Jahre (Die aktuellen Batches von Real Minero stammen aus 2004 bis 2010) in Glas bzw. Tongefäßen ausgereift. Auch das eine Eigenschaft, die (semi)industrielle Mezcals meines Wissens nicht aufweisen.

Tastingnotes? Das kann Monsieur Valentin von whiskyfun viel besser, der auf der Suche nach brauchbaren Malternatives immer wieder Agavenbrände verkostet und so einige treffende Zeilen formuliert hat.

Um weitere Wiederholungen zu vermeiden, hier noch ein Hinweis auf meinen Beitrag vom Sommer 2011 in selbiger Sache.

Bezugsquellen: diverse gut sortierte Onlineshops und in Kürze der neue Onlineshop der Mezcaleria

Münchens beste Mezcalbars: Bar Gabányi, Schumann's, RedHot, Goldene Bar

Die aktuellen Fotos aus Mexico hat mir Herr Huhn dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

(Nachtrag: Am 17.09.2013 gab Mixology bekannt, dass San Cosme Mezcal aus der Shortlist der Mixology Bar Awards genommen wurde, da er bereits vor dem 01.01.2012 in GSA erhältlich war. Stimmt: Link)

Mittwoch, 11. September 2013

Quo Vadis Agave? - Teil 1: Tequila

"Jaaaa! Tequila, Tequila, Tequila, Wonderbra!
Und heute Nacht machen wir noch die ganze Insel klar!"
("Ab In Den Süden", Buddy Vs. DJ The Wave, 2003)

Wie in der Vergangenheit schon widmet sich wad! mal wieder dem Agavenbrand. Die Frage "Wo stehen Tequila und Mezcal 2013?" kann ich sicher nicht abschließend beantworten, aber vielleicht kommen wir der Sache doch irgendwie näher.

Tequila Curado

Dabei hilft vielleicht der Blick auf eine noch recht neue Abfüllung der Ocho-Macher: Das Zeug nennt sich Curado Tequila und dabei handelt es sich um einen Blanco Tequila, der eine Infusion von gekochten Agavenfasern (Infusion De Agave Cocido) aufgebrummt bekam. Optisch macht ihn das zu einem gelagerten Reposado oder Anejo und Blanco steht auch nur ganz klein auf der 0,5l-Buddel, die in unserern Breiten für knapp über 30 EUR im Onlinehandel zu haben ist. Nüchtern (!) betrachtet handelt es sich um einen agave flavored Agavenbrand. Muss das denn sein? Ist das was gänzlich Neues?


Nun, geschmacklich aufgepeppte Destillate gibt es zuhauf zu Erwerben. Ob nun mit Geschmack (?) versehene Vodkas, aufgezuckerte oder mit Fruchtauszügen aufgepeppte Obstbrände oder Zimt- bzw. Chilitequilas. Hatten wir alles schon. Und kurz gesagt: Das ist alles doch ziemlich unnötig. Dieser milde, runde, aber nicht eindimensionale Tequila hier nun, mit seinen immerhin 40% Vol. ist ein angenehmer Genosse, der - wie nicht anders zu erwarten war - einen deutlichen Agaven- aber auch Apfel- und Birnengeschmack sein Eigen nennt. Das gibt es bei anderen fruchtigen Tequilas auch, aber der kleine, muskelbepackte Mexikaner ist wirklich gut gemacht. Whiskyfun-Entrepreneur Serge Valentin vergab bei der Suche nach Malternatives kürzlich gar 85 Punkte. Weiter unten in diesem Beitrag erklärt ihn Agavenguru Tomas Estes (ja, der Knabe vom BCB 2012) noch in einem kleinen Videoclip.
Tequila an der Bar?

Aber welchen Stellenwert hat Tequila an der Cocktailbar? Da ich in solchen Etablissements ungern verkehre und mir so keine eigene Meinung bilden kann, habe ich zwei namhafte Münchner Barkoryphäen getrennt voneinander befragt. Zunächst John Hofmann von der Distillers' Bar in Schwabing: "Tequila hat bei mir einen hohen Stellenwert. Das kommt zum einen durch meinen persönlichen Geschmack und dadurch, dass Tequila im allgemeinen nicht als Qualitätsprodukt angesehen wird - was er aber ist. Das wird ihm nicht gerecht. Daran arbeite ich bei meinen Gästen und verwende gerne hochwertige Tequilas in Drinks, um meine Gästen vom Gegenteil zu überzeugen."

Und Lukas Motejzik vom Zephyr im Glockenbachviertel meint: "Im Zephyr wird Tequila von den Gästen eigentlich nie als Basisispirituose für Drinks nachgefragt - so nach dem Motto: Mach mir mal was mit Gin! Wir haben aber einen Drink mit Blanco Tequila, Safran und frischer Passionsfrucht auf der Karte der extrem gut läuft und auch unsere Pink Paloma (Hibiskus Tequila, Ting und Rosenblütensalz) läuft immer besser an. Ich glaube, dass die Leute langsam ihre Angst vor Tequila ablegen."

Hm. Das klingt doch beides trotz des in Europa ausgebliebenem Tequilabooms ganz zuversichtlich. Die Bar hat die Tequilakategorie also noch längst nicht abgeschrieben. Zur Feier dessen kommt hier gleich noch eine ganze Tequilarange, die neu in Europa zu haben ist. Gut, ganz neu auch nicht, immerhin hat das Mixology-Magazin den Stoff bereits zweimal im Heft und einmal online gewürdigt.
Tequila Revolucion

Es geht um Tequila Revolucion, der als Blanco, Reposado, Anejo, Blanco mit 50% Vol. und Extra Anejo in Kürze zu haben sein soll, bzw. es schon ist. Die besagten Mixology-Tester gaben sich zurückhaltend begeistert. Mal sehen, was mein unabhängiges Tastingpanel herausgearbeitet hat. Zunächst zum "normalen" Blanco, der zwar mild und mit Agavenfrucht aufwartet, aber insgesamt etwas dünn ist. Was? Der hat nur 35% Vol.? Was ist denn da los? Einer der Tester bemerkte gar "Das ist kein Schnaps - der brennt nicht.". Beim Reposado (35% Vol.) vermerkte der gleiche Herr, dass er "gar nix geschmeckt" habe. Nun, ganz so schlimm ist es nicht, aber in gemischten Getränken gehen beide Aspiranten doch ziemlich unter. Die Revolucion zielt offenbar auf den erklärten Freund des extramilden Sippingtequilas. Das setzt sich auch beim trockeneren und keinesfalls holzigen Anejo (38% Vol.) fort. Smooth & Premium - zwei Attribute, die bei mir in der Regel zu gesteigertem Desinteresse führen. 

Aber widmen wir uns dem selbsterklärten Star der Range: dem 100 Proof Blanco in der blau lackierten Flasche. Der ist wirklich mit 50% Vol. ausgestattet, was ihm merklich gut tut. Ebenso fruchtig wirkt er etwas komplexer, hat Rückgrat auch in der unvermeidlichen Margarita und verfügt auch über eine gewisse Länge. Sprittig ist er nicht. Aber ein Mixingtequila für über 40 EUR? Das ist dann eher das Preis-Leistungsniveau für die gehobene Hausbar.

Mein Fazit: In Sachen Tequila gibt es Neues, aber nicht wirklich Weltbewegendes zu berichten. Das ist nicht weiter schlimm. Mal sehen, was Mezcal da zu bieten hat... (to be continued)