Freitag, 22. April 2011

Wiedervorlage: Aged Jamaica Rum

Da den durstigen Tiki- und sonstigen Kehlen dieser Republik derzeit der "Smith & Cross" Rum in Strömen durch die selbigen zu rinnen scheint, hier noch ein kurzer Hinweis auf zwei Wesensverwandte. Während der "S&C" ein Blend aus mittelschweren Plummer- und körperreichen Wedderburndestillaten ist, wobei hier der Wedderburn nur (mindestens) ein Jahr gereift wurde, findet sich in der aktuellen 2010er Range namens "Bristol Classic Rum" des britischen Abfüllers "Bristol Spirits Limited" ein reines, 8jähriges Wedderburn Destillat, das unter dem Namen "Vale Royal Wedderburn" zu finden ist. Sein Pendant stammt aus einer 2008er Abfüllung für "Cadenhead´s" Serie "Dated Distillation" und kommt - ebenfalls nach achtjähriger Lagerzeit - aus dem Hause Hampden Estate. Diese Brennerei liefert offenbar auch den Rum für "S&C". Aha.Nun aber zu den beiden Hauptdarstellern aus der "Home Trade Quality"-Kategorie. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal liegt schon in der Alkoholstärke bei Abfüllung. Der "Bristol" kommt mit zivilen 43% Vol. - der "Cadenhead's" mit stattlichen 63,2% Vol. - in die Flasche. Das ist zu berücksichtigen, wenn wir uns den beiden karibischen Freunden nähern. Der "Bristol" erscheint mir trotz seines Esteranteils von irgendwo über 300 ppm als ein milder, ausgewogener Genosse - bestens ausgestattet mit fruchtiger Süße in der Nase und deutlichen aber wohligen Vanille-Holztönen am Gaumen. Er wurde übrigens in Ex-Cognacfässern gelagert und stammt aus der Lond Pond Distillery. Der jugendliche "S&C" ist dagegen wesentlich schroffer aber auch süßer. Mit einer leicht stechenden, eichigen Alkoholnase tritt der "Cadenhead´s" auf. Dieser Eindruck verfliegt aber schnell, wenn der Stoff prickelnd auf Zunge und Gaumen des Genießers trifft. Zunächst eröffnet der Rum mit trockenen Früchten, um schnell zu süßen Aromen wie vollreifen Mangos überzugehen. Der Abgang ist lang und von vanillereichen Fassnoten geprägt. Großartig!

Die beiden Jahrgangsabfüllungen überzeugen voll und ganz und stellen zweifelsohne mehr als gelungene Beispiele traditioneller jamaikanischer Brennkunst dar. Die aktuellen, komplexen Blends von Appleton lassen diese Ursprünglichkeit - bei all ihrer Klasse - leider ein wenig vermissen.

1 Kommentar: